Quietschbunte Zukunft
FRANKFURT - Noch dominieren auf unseren Straßen die gedeckten, vornehmen Lackierungen. Doch auf der IAA in Frankfurt ist die fröhlich eingefärbte Auto-Zukunft zu sehen. Eine Reise durch die Farbenwelt.
Die Autowelt weiß nicht, wie es weiter gehen soll – und setzt auf Weiß. Das war der prägende Eindruck auf der Internationalen Automobilausstellung. Denn vor allem deutsche Hersteller schieben ihre Karossen gern in jungfräulich reinem Weiß in die Hallen. Doch die Zukunft auf den Straßen dürfte ganz anders aussehen: quietschbunt nämlich.
Eine Automesse ist immer auch ein Trendbarometer. Der normale Besucher entdeckt hier zunächst, was er in den kommenden Monaten bei den Händlern finden wird. Umgekehrt denken aber die Hersteller gern in die weitere Zukunft. Und das wiederum tun sie nicht nur mit den gewagten Karosserieformen der Studien, sondern auch mit Farben. Schließlich waren Weiß und Schokobraun schon in den Messehallen der Welt längst präsent, bevor der Trend auch auf die Käufer übersprang.
Ausgerechnet in diesem eigentlich so traurigen Autojahr wird nun vieles plötzlich ganz bunt. Und das bezieht sich oft auf die schicken und stylischen Autos. Dass BMW die neue Studie eines Mini-Coupés in einem überraschenden Babyblau lackiert, ist sicher kein Zufall und kein Fehler des zuständigen Lackierers. Wer den ersten Schreck überwunden hat, kann verwundert feststellen, dass der Lack dem Auto steht. Bis die ersten Serienmodelle in genau diesem Farbton bestellt werden, dürfte es sicher nicht mehr lange dauern.
Der Melkus strahlt in Orange
Bei nahezu jedem Hersteller ist auf der IAA Buntes zu sehen – mal zentral und auffällig platziert, mal noch ein wenig verschämt am Rand. Renault drapiert gleich eine ganze Reihe Autos in Gelb, bei Seat geht es kunterbunt durcheinander von Grün über Blau bis Gelb. Und dass mit der Neuauflage des DDR-Sportwagens Melkus ein Messe-Highlight in glänzendem Orange unter den Scheinwerfern steht, passt ebenfalls dazu.
Auch zwei Premium-Hersteller haben gleichzeitig auf die neue Farbigkeit gesetzt – und zwar mit rotem Lack, der ja eigentlich viele Jahre lang als vollkommen unmodisch galt. Nun aber kehrt er zurück, und dann auch noch auf einigen der wichtigsten Neuheiten von Audi und Mercedes. Während Audi zeigt, dass Rot dem R8 Spyder und dem Elektro-Sportler E-tron gut steht, wählt Daimler dunkles Rot für die Präsentation des Flügeltürers SLS AMG.
Bunt war's zuletzt in den 70ern
Auch wenn es zunächst ungewöhnlich erscheint, dass ausgerechnet in der schwersten Krise des Automobilbaus die Farbe kommt – ganz so unlogisch ist es gar nicht. Denn als es der Welt und den Menschen wie in den vergangenen Jahren recht gut ging, da hatte niemand Bedarf an Farbtupfern auf der Straße. Dort war es zuletzt in den 70er Jahren mal so richtig bunt – damals waren Autos Grellgrün, Orange oder auch Rot und Himmelblau. Und auch damals lebte man nicht zuletzt mit einer Krise, der Ölkrise nämlich. Wer sich aber gerade ein trendig weißes oder braunes Auto gekauft hat, braucht sich nicht zu grämen: Bis der neue bunte Trend richtig durchbricht, dauert es noch eine Weile – und bis dahin bleibt die alte Mode noch aktuell.
- Themen:
- Audi
- BMW
- Daimler AG
- Renault