Porsche 911 Turbo: der Modellathlet
ESTORIL - Er ist leichter, stärker und technisch noch besser als sein Vorgänger: Der neue 911 Turbo wechselt blitzschnell vom Boulevard-Bummler zum brandheißen Supersportler.
Starten wir mal mit der extremsten Art, den 911 Turbo der siebten Generation zu fahren. Wir stehen auf der Zielgeraden des Autodroms von Estoril nahe Lissabon, die Sport plus-Taste ist gedrückt. Der linke Fuß steht auf der Bremse, der rechte drückt mit einem Schwung das Gaspedal auf Anschlag. 5000 Umdrehungen, der jetzt 3,8 Liter große Sechszylinder röhrt gewaltig. Fuß von der Bremse – und ab geht die Post. Innerhalb von 3,4 Sekunden wird der Allradler auf 100 km/h katapultiert, nach nur 11,3 Sekunden steht der Tacho auf 200. Jetzt ist sanftes Abbremsen angesagt. Denn die erste scharfe Rechtskurve rückt zügig näher.
Launch Control heißt diese Methode, dem neuen Turbo auf die Sprünge zu helfen. Sie fühlt sich an wie konzentrierte Grausamkeit gegen alle beweglichen Teile des 911er. „Kein Thema“, zerstreut man bei Porsche Bedenken wegen der Haltbarkeit von Maschine und Antrieb. Gut 4000 solcher Brutalo-Starts verkraftet der Wagen locker. Schier unvorstellbar.
Aber jetzt lassen wir es etwas ruhiger angehen. Denn der Turbo, der am 21. November als Coupé und als Cabrio debütiert, macht auch als Boulevard-Bummler eine gute Figur. Ansatzlos wird er aber beim beherzten Gasgeben zum kompromisslosen Supersportler, der erst bei 312 km/h gegen den Winddruck aufgeben muss.
Viel Feinarbeit für weniger Verbrauch
Mehr Kraft bei weniger Verbrauch (11,4 Liter, das sind minus 16 Prozent mit dem phänomenalen Doppelkupplungs-Getriebe PDK), weniger Gewicht: Der Umstieg auf Direkteinspritzung, der neue abgestimmte Doppelturbo und sonstige Feinarbeiten haben sich gelohnt.
Auch an Fahrwerk und Allradantrieb wurde kräftig geschraubt. Der Effekt: Im absolut originalen Straßentrimm sind auf der Rennstrecke auch für nicht gar so professionelle Fahrer Kurvengeschwindigkeiten jenseits von Gut und Böse möglich. Anständig im Straßenverkehr bewegt, bedeutet das enorme Sicherheitsreserven.
Äußerlich wurde der 911 Turbo nur dezent überarbeitet, signifikantestes Kennzeichen des Neuen sind die runden Tagfahrleuchten statt der Nebelscheinwerfer. Ebenfalls überarbeitet wurden Austattung (etwa mit optionaler Sitzbelüftung) und Preisliste. Turbofahren beginnt jetzt bei 145 871 Euro fürs Coupé mit Sechsgang-Handschaltung, das Cabrio ist ab 157 057 Euro zu haben.
Rudolf Huber