Opel Astra: Der Zweite holt auf

Trotz kleiner Macken ist der Opel Astra besser denn je. Vor allem das Fahrwerk macht jetzt richtig Spaß. Und beim Design hat der Rüsselsheimer einen großen Schritt nach vorne getan
von  Abendzeitung
Schluss mit Biedermann-Image: der neue Astra
Schluss mit Biedermann-Image: der neue Astra © dpa

MÜNCHEN - Trotz kleiner Macken ist der Opel Astra besser denn je. Vor allem das Fahrwerk macht jetzt richtig Spaß. Und beim Design hat der Rüsselsheimer einen großen Schritt nach vorne getan

In Rüsselsheim werden zwar ständig neue Erfolgsmeldungen in Sachen Astra verbreitet. Aber an der Händlerfront läuft es mit dem Dauergegner des Klassenprimus VW Golf nicht so wirklich glänzend – der Markt ist einfach nicht in der Verfassung für gute Verkaufszahlen. Dabei hätte der aktuelle Astra wirklich Erfolg verdient – so das Ergebnis des AZ-Tests.

Das geht schon bei der Optik los, die a la Insignia endlich jegliches Biedermann-Image beiseite lässt. Der Astra schaut richtig gut aus. Allerdings geht das Design ein wenig zu Lasten der Funktionalität: Die Rücksicht ist nicht berauschend, die kleinen, aerodynamisch günstigen Rückspiegel und die Seitenscheiben verschmutzen bei Schmuddelwetter sehr schnell und sehr stark. Und das Raumgefühl hinten leidet unter dem Coupé-haften Heck.

Ganz objektiv und subjektiv gut sind Sitzposition und Raumgefühl vorne, speziell mit den Sportsitzen. Der variable Kofferraum schluckt mindestens 370 Liter – ein guter Wert.

Zum AZ-Test angetreten war der Astra mit 1,7 Liter-Dieselmotor und 125 PS. Sicher eine der empfehlenswertesten derzeit verfügbaren Motorisierungen. Der Selbstzünder ist nicht ganz neu, aber er bietet eine – anfangs etwas verhaltene – angenehme Kraftentfaltung. Er bleibt relativ leise, 11,6 Sekunden vergehen beim Standard–Sprint, bei 195 km/h ist Schluss mit dem Vorwärtsdrang. Im Schnitt nahm sich der Diesel 7,6 Liter pro 100 Kilometer. Dieser Wert ist aber bei etwas zurückhaltender Fahrweise leicht zu unterbieten.

Seine Schokoladenseite offenbart der Astra beim Kapitel dynamische Fortbewegung, vor allem mit dem 930 Euro teuren Flex-Ride-Fahrwerk. Das ermöglicht die Wahl zwischen „Tour“, „Normal“ und „Sport“. Wer von der gemütlichsten Einstellung auf die dynamischste wechselt, erlebt neben einer von dezentem Weiß auf sportliches Rot wechselnden Armaturenbeleuchtung auch etwas, das am ehesten mit einem Playboy zu vergleichen ist, der angesichts holder Weiblichkeit zügig den Bauch einzieht: Der ganze Wagen strafft sich, von der Lenkung bis zum Gaspedal. Und dann geht es wesentlich zügiger und knackiger zur Sache.

22990 Euro muss man für den 125 PS-Diesel mindestens anlegen, wer sich noch ein bisschen an der wirklich sehr attraktiven Zubehör-Liste bedient, kommt schnell auf 25000 Euro.

Viel Geld – auch wenn man es für den besten Astra aller Zeiten ausgibt.

Rudolf Huber

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