Neuer Opel Combo im Test vom ADAC: Erste Testfahrt, Preise, Bilder

Citroën Berlingo, Peugeot Rifter und Opel Combo: Die drei Hochdachkombis wurden gemeinsam entwickelt und laufen vom selben Band. Ob es dennoch gelungen ist, dem Rüsselsheimer einen eigenen Charakter zu geben, klärt unser Fahrbericht.
Jochen Wieler |
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Modernes Cockpit mit Touchscreen, aber billigem Kunststoff.
ADAC/PR 9 Modernes Cockpit mit Touchscreen, aber billigem Kunststoff.
Drei Einzelsitze statt einer Sitzbank kosten 357 Euro extra, bei "Innovation" sind sie Serie.
ADAC/PR 9 Drei Einzelsitze statt einer Sitzbank kosten 357 Euro extra, bei "Innovation" sind sie Serie.
Praktisch: Eben versenkbare Rücksitze und umklappbare Beifahrerlehne.
ADAC/PR 9 Praktisch: Eben versenkbare Rücksitze und umklappbare Beifahrerlehne.
Ab der "Edition"-Ausstattung lässt sich die Heckscheibe separat öffnen.
ADAC/PR 9 Ab der "Edition"-Ausstattung lässt sich die Heckscheibe separat öffnen.
Das Panoramadach mit mittiger Galerie kostet 1.090 Euro.
ADAC/PR 9 Das Panoramadach mit mittiger Galerie kostet 1.090 Euro.
Ablagen satt: Diese ist im Fond am Dach untergebracht.
ADAC/PR 9 Ablagen satt: Diese ist im Fond am Dach untergebracht.
Riesiger Kofferraum mit stabilem Zwischenboden.
ADAC/PR 9 Riesiger Kofferraum mit stabilem Zwischenboden.
Angenehm zu fahren dank softer Federung und ordentlicher Dämmung: Der neue Opel Combo.
ADAC/PR 9 Angenehm zu fahren dank softer Federung und ordentlicher Dämmung: Der neue Opel Combo.
Angenehm zu fahren dank softer Federung und ordentlicher Dämmung: Der neue Opel Combo.
ADAC/PR 9 Angenehm zu fahren dank softer Federung und ordentlicher Dämmung: Der neue Opel Combo.

Dass Autohersteller Kooperationen eingehen, gemeinsam entwickeln und baugleiche Modelle unter verschiedenen Markennamen anbieten, ist heute weit verbreitet. So spart man Entwicklungskosten, hebt Synergieeffekte und lastet die Produktionskapazität aus. Das Problem dabei: Treibt man es auf die Spitze, geht die Markenidendität verloren – einer sieht aus und fährt wie der andere.

Die Gefahr besteht auch beim Trio Citroën Berlingo, Peugeot Rifter und Opel Combo. Selbst wenn deren Nasen dem jeweiligen Marken-Look angepasst wurden, sieht man spätestens beim Blick auf Profil und Heck der Hochdachkombis: Hier steht ein identisches Fahrzeug, das von drei PSA-Marken vertrieben wird.

Praktischer Hochdachkombi

Zwar betont Opel energisch, dass der neue Combo ein mit den Franzosen gemeinsam entwickeltes Auto sei und die Zusammenarbeit mit Peugeot und Citroën schon weit vor der Übernahme Opels durch PSA stattgefunden hätte. Doch allzu sehr scheinen sich die Rüsselsheimer nicht eingebracht zu haben: Motoren, Technik und Innenraumgestaltung tragen eine französische Handschrift.

"Wir sind in diesem Segment viel zu lange unter unseren Möglichkeiten geblieben", sagt Opels Kommunikations-Chef Johan Willems. Ein klarer Seitenhieb auf Ex-Partner Fiat. Von 2011 bis 2018 lieferten die Italiener mit dem Doblo die Basis für den Combo. Ist nun aus der Kooperation mit Peugeot und Citroën das bessere Auto entstanden?

Klares ja. Der Combo präsentiert sich mit seinen französischen Brüdern als derzeit modernster Hochdachkombi auf dem Markt. Allein 19 Fahrersassistenzsysteme vom Head-up-Display bis zum Notbremsassistenten sind zu haben, viele davon sogar serienmäßig – da sieht selbst der Marktführer VW Caddy alt aus. Und bei der Gestaltung des Innenraums hat man sich trotz sehr einfacher Kunststoffe um eine wohnliche Pkw-Atmosphäre bemüht. Denn mit schlichtem Nutzfahrzeugflair punktet heute selbst in dieser Fahrzeugklasse keiner mehr.

Wer will, kann sich im Combo sogar ein wenig Luxus gönnen. Ein beheizbares Lenkrad etwa, einen automatischen Parkassistenten oder ein Glas-Panoramadach mit einer offenen Ablagegalerie in der Mitte und LED-Ambientebeleuchtung. Das Smartphone lässt sich kabellos laden und via Apple CarPlay und Android Auto perfekt integrieren.

Richtig ausgetobt haben sich die Ingenieure aber im Innenraum. Mit bis zu 28 (!) Ablagemöglichkeiten stellt sich die Frage erst gar nicht, ob der dicke Autoatlas, der Kuschelzoo für die Kleinen oder die CD-Sammlung (ja, es gibt noch einen CD-Player für 180 Euro Aufpreis) irgendwo Platz haben. Vielmehr sollte man sich genau merken, wo man was verstaut hat, um es wieder zu finden.

Nur ein paar Beispiele: Es gibt zwei Handschuhfächer, das obere ist gekühlt. Zwischen Fahrer und Beifahrer sitzt eine riesige Ablagebox. Und selbst hinter den Köpfen der Fondpassagiere ist am Dach ein breites Fach angebracht, im Boden finden sich zwei weitere.

Zwei Radstände, viel Platz, variabler Innenraum

Der Vorteil der Kastenform: Platzprobleme gibt es nicht. Das Raumgefühl fällt sowohl in der 4,40 Meter langen Kurzversion als auch in der Stretchvariante (1.450 Euro Aufpreis) mit 4,75 Metern Länge richtig gut aus. Das Longmobil ist zu empfehlen, wenn man sich für den Combo als Siebensitzer entscheidet (auch den Kurzen gibt es als Siebensitzer) oder öfter seinen kompletten Hausstand zu transportieren hat.

Nimmt der kurze Combo schon zwischen 597 und 2.126 Liter Gepäck auf, glänzt der lange mit einem Fassungsvermögen von 850 bis 2693 Liter. Laut Opel sollen zwei Europaletten problemlos zu verstauen sein. Ist der Beifahrersitz umgeklappt, schluckt der Hochdachkombi sogar ein Drei-Meter-Surfbrett.

Statt einer durchgehenden Bank lassen sich auch drei Einzelsitze in der zweiten Reihe wählen, was den Combo zwar noch variabler macht, aber nicht unbedingt bequemer. Für Erwachsene sind die Sitze einfach zu eng geschnitten. Prima dagegen, dass sich die Sitzfläche beim Umklappen automatisch absenkt, damit eine brettebene und gut nutzbare Ladefläche entsteht. Und weil drei Kindersitze nebeneinander passen, dürften auch Großfamilien zufrieden sein.

Alltagstaugliche Fahrleistungen

Die sehen den Combo spätestens nach einer Probefahrt auch sicher nicht mehr nur als Notlösung im Vergleich zum deutlich teureren Zafira: Mit französisch-galantem Federungskomfort und einem im Vergleich zum Vorgänger merklich niedrigeren Geräuschniveau verlieren selbst längere Reisen ihren Schrecken.

Bei den Motoren bleibt der Combo bodenständig und übernimmt die PSA-Aggregate mit Leistungen bis 130 PS. Der Schwerpunkt liegt klar auf den Dieselmotoren, die in drei Leistungsstufen mit 76, 102 und 130 PS angeboten werden. Letzteren gibt es auch mit Acht-Gang-Automatik, die sanft schaltet und uneingeschränkt empfohlen werden könnte – nur leider kostet die Kombination mindestens 29.250 Euro.

Deutlich günstiger fährt man mit dem derzeit einzigen Benziner, dessen 110 PS im Alltag völlig ausreichen. Erst ab 130 km/h hat der 1,2-Liter-Dreizylinder keinen großen Elan mehr. 2019 wird ein zweiter Benziner mit 130 PS nachgereicht. Alternative Antriebe sind derzeit nicht vorgesehen – schade, den Vorgänger gab es noch als CNG-Erdgas-Version.

Wie so oft ist der Basispreis von 19.995 Euro für den "Selection" nur als Blickfang für die Preisliste gedacht. Weil sich für die Grundversion kaum Extras ordern lassen, sollte es schon der nächst höhere "Edition" sein. Der kostet allerdings 23.450 Euro, und mit ein wenig Schnickschnack geht's dann rasch Richtung 30.000 Euro.

Günstig ist der Opel Combo also nicht mehr, und eine eigene Identität kann man ihm auch nicht wirklich bescheinigen. Denn was der Combo kann, können Citroën Berlingo und Peugeot Rifter gleichermaßen. Doch das hat auch sein Gutes: Egal für welche der drei man sich entscheidet – man macht wenig verkehrt.


Opel Combo – Die Tops und Flops

Top: Viel Platz. Sehr viele Ablagemöglichkeiten. Praktische Schiebetüren. Bequemer Einstieg. Gut nutzbarer Kofferraum. Viele Assistenzsysteme.

Flop: Für Erwachsene zu schmale Sitze im Fond. Teigiges Schaltgetriebe. Reichlich billiger Kunststoff. Keine Erdgasversion mehr im Angebot.


Der Beitrag "Testfahrt Opel Combo: Wie gut ist der Deutsch-Franzose?" erschien online zuerst im Internetangebot der ADAC Motorwelt.

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