Ungünstige Marktbedingungen: Autovermieter werfen E-Autos raus

München - Kenner der weltweiten Kraftwagenbranche sind sich sicher: Das Zeitalter der Elektromobilität ist angebrochen. Wer verbissen am Verbrenner festhält, wird an den Automärkten der Zukunft untergehen. Umso überraschender kommt da der vermeintliche Kurswechsel der Autovermieter daher.
Das US-Unternehmen Hertz hat bekannt gegeben, rund 20.000 E-Autos aus seiner Flotte zu streichen und durch Verbrennermodelle zu ersetzen. Es folgt damit dem bayerischen Autovermieter Sixt, der schon Anfang Dezember angekündigt hatte, keine neuen Teslas mehr anschaffen zu wollen und zusätzlich die bestehenden Modelle schrittweise abzustoßen.
Markt ist derzeit ungünstig für Elektroautos
Sixt begründete den damals Schritt mit "deutlich veränderten Marktbedingungen". "Die Nachfrage nach Elektromobilität liegt generell – und das registriert auch Sixt – noch klar unter dem Level von Verbrennern", teilte das Unternehmen in seinem Bericht für das dritte Quartal 2023 mit. Ein Indikator hierfür ist Sixt zufolge, dass die Anzahl der batterieelektrischen Fahrzeug-Zulassungen zuletzt stark zurückgegangen ist. Laut ADAC gab es im Dezember 2023 47 Prozent weniger Neuanmeldungen als noch im Vorjahresmonat.
Auf Nachfrage der AZ, ob eine generelle Abkehr von Elektromobilität zu erwarten ist, sagte ein Unternehmenssprecher: "Wir sehen uns als Begeisterungsbeschleuniger für das Thema E-Mobilität." Das Ziel sei weiterhin, 70 bis 90 Prozent der Mietwagenflotte von Sixt zu elektrifizieren.
Darüber, wie groß der Anteil der E-Autos derzeit bei Sixt ist, möchte der Mietwagen-Konzern generell keine Auskunft mehr erteilen. Laut dem Unternehmenssprecher wäre dies ohnehin nur eine "Momentaufnahme", denn: "Fakt ist, dass wir seit 2019 den Anteil von E-Autos in unserer Flotte deutlich ausgebaut haben." Langfristig will Sixt sein Angebot durch deutsche E-Auto-Hersteller und den chinesischen Fahrzeugbauer BYD erweitern.
Tesla hat eine unkalkulierbare Preispolitik
Warum fliegt aber gerade Tesla raus? Anders als bei der Konkurrenz gibt es bei Elon Musks Autokonzern Medienberichten zufolge keine "Buy Back"-Regelung. Die ermöglicht Mietunternehmen etwa, die Fahrzeuge wieder an den Hersteller zu vorher festgelegten Konditionen zu verkaufen und damit kein Restwert-Risiko zu tragen. Diese fehlende Absicherung ist bei Tesla besonders problematisch, da der US-Autobauer für seine schwankende Preispolitik bekannt ist. Die Folge: Restwerte für Tesla-E-Autos gehen in den Keller und diese lassen sich auf dem Gebrauchtwagenmarkt nicht anständig verkaufen. Eine Entwicklung, die auch US-Rivale Hertz beklagt.

Ein weiterer Faktor für den Abbau der E-Auto-Flotten sind die generell hohen Reparaturkosten. Laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) liegen diese im Schnitt um 30 bis 35 Prozent über den Preisen für vergleichbare Verbrennermodelle. In Kombination mit den höheren Listenpreisen liegt deshalb für Elektromobilität laut Sixt eine "gestiegene Kostenbasis" vor.