Moped? Auto? Mopedauto!

Für junge Fahranfänger und ältere Umsteiger bedeuten sie Mobilität und Unabhängigkeit auf vier Rädern. Umstritten sind sie wegen fehlender Sicherheitsstandards.
von  AZ
Der Twizy 45 von Renault.
Der Twizy 45 von Renault. © Renault

Niedrige Unterhaltskosten und mit Mofaführerschein fahrbar - das sind für viele Argumente für ein Leichtkraftfahrzeug. Bei jüngeren und älteren Kunden werden die kleinen Autos immer beliebter. Solche wie etwa der Aixam City. Das 2,80 Meter lange französische Auto rollt auf 15-Zoll-Rädern und ist auch mit Klimaanlage zu haben. Der Clou: Der Kleinwagen der Klasse L6E darf mit einem Mofaführerschein (AM) und damit schon mit 16 Jahren gefahren werden.

Aus zwei Zylindern schöpft er 4 kW/5 PS und ist bis zu 45 km/h schnell. Dabei verbraucht er knapp 3 Liter Diesel auf 100 Kilometern. Für die Anmeldung reicht ein Mopedkennzeichen aus. Diese geringen Einstiegshürden sorgen dafür, dass Händler wie Aixam-Importeur Dieter Hander immer mehr der kleinen Minis an junge Kunden verkaufen. "Das Image dieser Autos ändert sich gerade deutlich." Führerscheinneulinge entscheiden sich aufgrund der hohen Neupreise meist für einen Gebrauchten – denn auch ein Leichtkraftfahrzeug kostet ab circa 8.000 Euro aufwärts. Ältere Kunden investieren ganz bewusst in ein Leichtmobil.


Das Coupé Evo von Aixam. Foto: Aixam

"Wer beispielsweise aufgrund einer Sehschwäche oder einem anderen Handicap nicht mit dem normalen Führerschein fahren kann, hat unter Umständen immer noch die Möglichkeit, mit einem Leichtkraftfahrzeug mobil zu bleiben", sagt Hander. Nicht ganz so begeistert von den Mopedautos hingegen sind Verkehrsclubs wie der ADAC.

Der begrüßt gleichwohl die zusätzliche Möglichkeit zur Mobilität grundsätzlich. Aber: "Leichtmobile bergen oft große Sicherheitsrisiken, weil zum Beispiel andere Verkehrsteilnehmer nicht damit rechnen, dass – insbesondere auf der Landstraße – so langsame Fahrzeuge unterwegs sind", sagt Arnulf Thiemel vom ADAC. Zudem liege das Sicherheitsniveau der Fahrzeuge deutlich unter dem normaler Pkws: "Für Leichtmobile gibt es keine vorgeschriebenen Crashtests.

Frühere Tests des ADAC haben gezeigt, dass Insassen dort einem deutlich höheren Sicherheitsrisiko ausgesetzt sind." Während Hersteller wie Aixam, JDM, Ligier oder Bellier außerhalb der Leichtmobilszene weitgehend unbekannt sind, gibt es mit Renault inzwischen auch einen großen Autokonzern, der mit dem Twizy 45 in dieser Klasse der Mopedautos mitmischt. Der Zweisitzer mit hintereinander angeordneten Plätzen und bietet eine Reichweite von rund 120 Kilometern. Ansprechen will Renault mit dem Elektroauto vor allem junge Kunden in Metropolregionen, die Kurzstrecken zurücklegen wollen.


Ape von Piaggio. Foto: Piaggio

"Mit einer Länge von 2,3 Metern und einer Breite von 1,2 Metern ist der Twizy außerdem die passende Antwort auf die wachsende Parkplatznot in den Städten", sagt Martin Zimmermann von Renault. Immer beliebter werden die Leichtkraftfahrzeuge auch im Transportbereich, wo mit der Ape von Piaggio so etwas wie die Mutter aller Mopedautos unterwegs ist. "Italien ist nach Frankreich der größte europäische Markt der Leichtkraftfahrzeuge", weiß Dieter Hander.

Gerade im Baugewerbe und bei Handwerksbetrieben sei dies beliebt, weil dann auch bereits der Auszubildende mobil sei. Wie viele Leichtmobile in Deutschland unterwegs sind, lässt sich nur grob schätzen, da diese Fahrzeugklasse nicht isoliert erfasst wird. "Pro Jahr kommen aber ungefähr 1.000 Neufahrzeuge dazu", meint Hander. Er geht deutschlandweit von einer Gesamtzahl von etwa 20.000 bis 30.000 Stück aus.

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