Mit dem Turbo im Grenzbereich

Alles begann vor 40 Jahren mit einem einfachen Fahr-Lehrgang. Der 911 Turbo, der 1974 auf dem Pariser Automobilsalon vorgestellt wurde und nicht ganz einfach zu fahren war, gab die Initialzündung zur Gründung der Porsche Sport Driving School.
von  (mabo/spot)
Hausaufgabe bei der Porsche-Fahrschule: Sicheres Wedeln um Pilonen
Hausaufgabe bei der Porsche-Fahrschule: Sicheres Wedeln um Pilonen © Porsche

Der Lehrgang sollte das notwendige Know-how vermitteln, damit das Auto, bei dem der Turbo damals mit Brachialgewalt einsetzte, möglichst auf der Straße bleiben würde. Heute bietet Porsche weltweit ein umfangreiches Programm an, um Sportwagen in allen Situationen präzise beherrschen zu können. Bei aufeinander aufbauenden Trainingsleveln oder in Spezialkursen verbessern Porsche-Instrukteure ganz gezielt das fahrerische Können der Teilnehmer. Neben On- und Offroad-Trainings gibt es auch spezielle Winterprogramme: Hier lernen die Teilnehmer, einen Porsche auch auf Schnee und Eis sicher zu fahren.

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Erster Porsche Fahr-Lehrgang 1974 auf dem Hockenheimring Foto:Porsche

 

Schneller und sicherer in kritischen Situationen

 

 

Einer von etwa 100 Instrukteuren weltweit ist Carsten Dreses. "Wir wollen Fingerspitzengefühl vermitteln, die Kunst, das Auto zu lesen und es dadurch besser zu verstehen. Wenn der Pilot die Harmonie des Autos spürt, ist er automatisch sicherer unterwegs - und damit auch schneller", beschreibt er die Ziele eines Fahrtrainings. Der 43-Jährige weiß, wovon er redet: Er arbeitet hauptberuflich als Entwicklungsingenieur bei Porsche und fährt in seiner Freizeit Langstreckenrennen. Seit 2004 bringt er rund 15 Mal im Jahr wissbegierigen Schülern das sichere und schnelle Fahren näher.

"Was heute genauso zählt wie vor 40 Jahren, ist nicht das reine Pauken grauer Theorie, sondern der Fahrspaß", weiß Kollege Klaus-Peter Krüger. Der 57-jährige Ingenieur arbeitet seit 1981 bei Porsche, seit 1991 auch nebenbei als Instrukteur und Supervisor bei der Driving School. Nach 23 Jahren ist er immer noch von der Idee, dem Konzept und den Lerninhalten dieser besonderen Fahrschule überzeugt. "Es geht zwar immer noch um das richtige Sitzen, Lenken und Bremsen. Mit ABS, dem Porsche Stability Management (PSM) sowie den sonstigen Assistenzsystemen im Hintergrund fahren sich die Autos im Grenzbereich aber inzwischen anders. Wir geben den Fahrern Tipps, in welchen Fahrsituationen die einzelnen Systeme unterstützend wirken und funktionieren", sagt er. Und fügt hinzu: "Früher konnte man sich nicht auf Assistenzsysteme verlassen. Man musste vorher wissen, was in bestimmten Situationen passiert." Wie beim ersten 911 Turbo von 1974. "Der war vor allem in Kurven schwierig zu fahren. Bei abrupter Beschleunigung kam es schon vor, dass er untersteuernd nach vorne schob. Beim plötzlichen Gaswegnehmen schwenkte gerne das Heck aus", weiß der Ingenieur.

Die Lehrer der Porsche-Fahrschule sind erfahren, kommen direkt von der "Universität Teststrecke" oder dem "Versuchslabor" aus Zuffenhausen oder Weissach. Authentisch, enthusiastisch, engagiert, mit einem feinkalibrierten Gasfuß und einem ausgeprägten Popometer vermitteln sie gerne ihr Wissen. In Gruppen mit maximal zehn Autos bringen die Instrukteure ihren Schülern die hohe Kunst des Fahrens bei.

 

 

 

Schleudern in Finnland auf Eis und Schnee

 

Die Übungen haben es in sich und erlauben ganz andere Manöver als auf öffentlichen Straßen: richtiges Verhalten bei plötzlich auftauchenden Hindernissen oder in Kurven, die zumachen, Fahren durch Slalomgassen oder Schikanen, Schleudern auf rutschigem Untergrund und Finden der Ideallinie. Am Schluss werden Technik und Stil bewertet. "Übungsziele waren schon damals das richtige Reagieren in kritischen Situationen sowie das Kennenlernen des Grenzbereichs", sagt Klaus-Peter Krüger.

Das Training dauert zwischen einem und drei Tage, abhängig davon, welches man auswählt. Neben den klassischen Trainings auf Fahrsicherheits- und Rennstrecken gibt es auch Offroad- und Winterkurse. Sportlich ambitionierte Fahrer können ihre Fertigkeiten im Master-Kurs verfeinern, und wer das Training Master RS absolviert, erhält gar die A-Lizenz des Deutschen Motor Sport Bundes. Das Kursangebot umfasst zudem spezielle Wintertrainings in Finnland, dort lernen die Teilnehmer die Fahrphysik auf Eis und Schnee kennen. "Um Grenzen neu zu definieren, muss man erst seine eigenen kennenlernen", sagt Dreses. Dazu seien die Übungen ideal. "Die perfekten Fahrzeuge haben unsere Kunden ja schon, bei uns geht es darum, dieses Werkzeug auch richtig einzusetzen."

Im Vergleich zu den Anfängen haben sich die Anforderungen der Teilnehmer deutlich geändert. "Die Kunden werden immer interessierter und anspruchsvoller. Sie wollen verstehen, wann das Fahrzeug was und wie macht", sagt Carsten Dreses.

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