MG5 aus China: Der weltweit erste Elektro-Kombi im AZ-Test

Was am MG5 Electric beim ersten Kontakt auffällt? Diese Frage lässt sich ganz einfach beantworten: Der akustische Blinker-Hinweis ist ein bisschen zu laut. Ansonsten ist der erste Elektro-Kombi der Welt geradezu beeindruckend normal: einfach ein Kompaktklasse-Auto mit großem Gepäckabteil.
Kofferraum deckt den Platzbedarf einer Familie locker
So etwas gab es früher gleich reihenweise, inzwischen ist das Angebot wegen des Siegeszugs der SUV ein bisschen geschrumpft. Und – noch! – auf Verbrenner beschränkt. Immerhin will der Stellantis-Konzern den Peugeot e-308 SW bald auch als Kombi-Limousine anbieten. Und auch der Astra-e Sportstourer steht nächstes Jahr in den Startlöchern. Aber momentan gibt es halt nur den MG5 – und den haben wir ausführlich ausprobiert.
Was interessiert bei einem Kombi am meisten? Klar, das Kofferraumvolumen. Das muss bei einem großzügig geschnittenen Kompaktmodell den Platzbedarf einer Familie abdecken. Das tut das chinesische Auto mit dem englischen Markennamen auch. 479 bis 1.367 Liter sind ein Wort, auch wenn das Umklappen der Rücksitzlehne keine ganz ebene Fläche ergibt. Gut nutzbar ist das Lastabteil trotzdem, die Ladekante liegt angenehm niedrig, die Heckklappe schwingt weit genug auf. Das passt schon mal.
MG5 Electric: Recht hochwertige und sorgfältig verarbeitete Materialien verbaut
Auch der Rest des MG5 kann gefallen. Das geht beim Außendesign los, das unverschnörkelt und zeitgemäß ist. Wie ein ganz normales Auto eben. Ein Eindruck, der sich nach dem Einsteigen fortsetzt: Die verbauten Materialien wirken recht hochwertig, die Verarbeitung ist sorgfältig, und die Bedienung erschließt sich nach einem kurzen Studium des 10,25-Zoll-Bildschirms, des 7-Zoll-Instrumentendisplays und der Touchflächen mit haptischer Rückmeldung.
Zum Betätigen der Fahrstufen gibt es einen Dreh-Drück-Schalter, die Rekuperationsstufen lassen sich per Wippschalter einstellen. Manche Funktionen wie die Klimatisierung oder das Einschalten der Sitzheizung würde man als Nutzer gerne mit einem eigenem Drehknopf aktivieren – im MG5 ist dazu aber wie in beinahe allen neueren E-Autos der Weg übers Display-Menü fällig.
MG5 Electric: Federung komfortabel, Lenkung liefert genügend Rückmeldung
Und wie fährt er sich denn nun, der E-Kombi aus dem Reich der Mitte? Auffallend unspektakulär, so die Kurz-Beurteilung. Wer nach ihren ersten nervigen Eingriffen ins Lenkgeschehen die Spurverlassenswarnung deaktiviert hat, kann entspannt damit auf Tour gehen. Der MG5 schwingt locker durch Kurven und fährt anstandslos geradeaus, die Federung ist eher auf der komfortablen Seite, die Lenkung liefert genügend Rückmeldung.
Für Sicherheit sorgen eine laut MG sehr stabile Karosserie-Struktur und Helfer wie der Notbrems- und der Stauassistent. Dazu kommen in der getesteten Luxury-Ausstattung unter anderem Parksensoren mit 360-Grad-Kamera, elektrisch anklappbare Außenspiegel, eine Klimaautomatik, der automatisch abblendende Innenspiegel, ein Regensensor, der sechsfach elektrisch verstellbare Fahrersitz und schwarze Kunstledersitze.
Schon in der Basis-Version namens Comfort sind Zutaten wie Navigationssystem, die Smartphone-Integration per Apple CarPlay und Android Auto, das MG iSmart Lite-Konnektivitätssystem, der schlüssellose Zugang mit Start-/Stopptaste oder LED-Frontscheinwerfer mit Tagfahrlicht an Bord.
M5 Electric: Sein Elektromotor ist kein Mauerblümchen
Ein Sportwagen ist der 4,60 Meter lange China-Kombi nicht, das will und soll er aber auch gar nicht sein. Allerdings ist sein Elektromotor auch kein Mauerblümchen. Er sprintet in ordentlichen 8,2 Sekunden von null auf 100 Sachen und wird erst bei 185 km/h abgeregelt, um den Verbrauch nicht ganz und gar abheben zu lassen.
Im zügig absolvierten Test konsumierte der MG5 um die 18 Kilowattstunden Strom je 100 Kilometer. Das bedeutet angesichts des 61,1 kWh-Akkus eine Reichweite von gut 300 Kilometern – damit kann man ebenso leben wie mit der nur durchschnittlich ausgefallenen maximalen Ladeleistung von 87 kW, die bei moderaten Außentemperaturen an der Schnellladesäule tatsächlich auch kurzfristig erreicht wird. Das bedeutet: Der Ladestand lässt sich in rund 45 Minuten von fünf auf 80 Prozent heben. Das Bordladegerät bringt es auf bis zu elf kW, das passt perfekt zur heimischen Wallbox.
MG5 Electric: Das sind die Preise
Und der Preis? Die Luxury-Variante mit großem Akku ist ab 34.420 Euro zu haben. Das Basismodell mit 50,3-kWh-Saftspender kostet ab 32.920 Euro, jeweils abzüglich Umweltprämien. Das ist angesichts der heute aufgerufenen Neuwagenpreise als durchaus günstig anzusehen.