Mercedes E-Klasse Coupé: Schräger Schwabe
Wenn ein Automobil-Unternehmen Coupé-Tradition besitzt, dann gebührt Mercedes mit Abstand das Siegertreppchen. Keine andere Marke betreibt diese Modellstrategie so konsequent und platziert neben den Limousinen stets auch ein Coupé. Und dies seit fast fünf Jahrzehnten. Coupés verkörpern durch ihr - meist eleganteres - Design zweifellos die stilvollere Art der automobilen Fortbewegung. Nichts anderes hat Mercedes mit dem Coupé der E-Klasse vor, intern C 213 genannt. Es soll vor allem Kunden ansprechen, denen Styling und Eleganz wichtiger sind als schnöde Funktionalität.
Ruhe auf den hinteren Plätzen
Mit der E-Klasse setzt Mercedes die Coupé-Tradition fort Foto:Mercedes-Benz
Unbequem ist bei Coupés gewöhnlich der Zugang auf die hinteren Plätze. Und auch die schräge Dachlinie fordert von Normalwüchsigen häufig ihren Tribut, weil Kopf- und Beinfreiheit zu wünschen übrig lassen. Genau diese Punkte sind die Designer des E-Klasse Coupés schon in einer frühen Entwicklungsphase angegangen.
"Gekämpft wurde um jeden Millimeter", sagt Produktmanager Matthias Lührs. Ergebnis: In keinem anderen Coupé dieses Segments genießen Passagiere im Fond bessere Platzverhältnisse. Auch der Einstieg nach hinten läuft vergleichsweise bequem ab. Sobald die Lehne des Vordersitzes geklappt wird, fährt der Sitz elektrisch weit nach vorne.
Millimeterarbeit: das abfallende Coupé-Dach Foto:Mercedes-Benz
Selbst um ein gutes Package haben sich die Entwickler Gedanken gemacht. Vom Kofferraum aus - immerhin 425 Liter groß - können per Hebel die Lehnen der Rücksitze entriegelt werden und vergrößern so das Transportvolumen erheblich. Golfspieler und Skifahrer werden dies zu schätzen wissen. Einziger Umstand: Um die Lehnen flach zu legen, muss man in den Fond klettern und die Sicherheitsgurte beiseite ziehen.
Neues Design und sportliches Flair
Dasselbe Widescreen-Display wie in der Limousine Foto:Mercedes-Benz
Doch all dies wird wohl kaum zum Tagesgeschäft eines Coupé-Besitzers gehören. Sein Platz ist vorne links. Dort blickt er auf das gleiche riesige Display (von Mercedes Widescreen genannt), die gleichen Armaturen, Schalter und Hebel wie in der E-Klasse Limousine. Was nicht schlecht sein muss. Im Gegenteil - moderner geht es kaum. Einzig die Lüftungsdüsen haben die Designer anders gestaltet. Statt einer Gitterstruktur sind sie einer Flugzeugturbine nachempfunden und sollen nicht nur Luft, sondern auch ein wenig sportlichen Flair im Interieur verströmen.
Äußerlich tut das Coupé dies bereits. Designchef Gorden Wagener gelang eine insgesamt gut proportionierte Karosserie, obwohl die Abmessungen in alle Richtungen zunahmen (Länge jetzt 4,83 Meter gegenüber zuvor 4,70 Meter). Der C 213 steht optisch nun etwas satter auf seinen Rädern als der Vorgänger, der noch von zahlreichen Sicken, Bögen und Linien gezeichnet war. Diese sind komplett verschwunden. Flächen aus Licht und Schatten sollen dem Auge Reize bieten.
Jetzt wird auch autonom überholt
Die Sportsitze fahren bei Fondeinstieg automatisch nach vorne Foto:Mercedes-Benz
Für welche Motorisierung man sich letztlich entscheidet, hängt wie so oft vom finanziellen Rahmen ab. Die Leistungspalette reicht von 184 bis zu 333 PS, die Grundpreisspanne von 49.052 Euro (E 200) bis zu 64.807 Euro (E 400 4Matic). Letzterer bietet da natürlich am meisten Fahrspaß, überzeugt mit seidigem und souveränem Sechszylinder, gutem Drehmoment und einer unmerklich schaltenden Neungangautomatik.
In Sachen Komfort zählt das E-Klasse Coupé wie die Limousine ohnehin zum Besten, was vier Räder hat. Die Geschmeidigkeit ist in dieser Klasse einzigartig. Auch Abroll-, Wind- und Motorengeräusche bleiben dort, wohin sie gehören - draußen. Wer es sportlicher angehen lassen möchte: Knopfdruck genügt. Über Drive Select stehen mehrere Fahrmodi zur Verfügung.
Als Weltmeister sehen sich die Stuttgarter Autobauer, geht es um elektronische Assistenz und Sicherheit. Wie die Limousine ist auch das Coupé in der Lage, selbstständig zu bremsen, falls es stehende Fahrzeuge oder querende Fußgänger erkennt. Neu ist die Möglichkeit, den Wagen über eine Handy-App von außerhalb in eine enge Garage oder Parklücke fahren zu lassen. Und auf der Autobahn läutet der schräge Schwabe sogar die Anfänge des autonomen Fahrens ein. Er sieht die Linien, er sieht den Vordermann, er kann eigenständig überholen, er fährt praktisch von alleine. Eigentlich könnte man jetzt die Hände in den Schoß legen und die Augen schließen. Das Gesetz verbietet dies noch. Daher fordert nach wenigen Sekunden im Display ein großes Lenkradsymbol den Fahrer auf, doch bitteschön wieder selbst ins Geschehen einzugreifen.
Technische Daten Mercedes E-Klasse Coupé: Zweitüriges, viersitziges Coupé mit Allradantrieb, Länge: 4,83 Meter, Breite: 1,86 Meter, Höhe: 1,43 Meter, Radstand: 2,87 Meter, Kofferraumvolumen: 425 Liter. Modell C 400 4MATIC: 3,0-Liter-Sechszylinder-Benziner, 245 kW/333 PS bei 5.200-6.000 U/min, maximales Drehmoment: 480 Nm bei 1.600-4.000 U/min, 0-100 km/h: 8,5 s, Vmax: 250 km/h, Durchschnittsverbrauch: 8,1 Liter, CO2-Ausstoß: 183 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: D, Preis: ab 64.807 Euro.