Komplett abgefahren

Ungewöhnliche AZ-Testfahrt im neuen Nissan Juke-R 2.0: Der Giftzwerg mit satten 600 PS kostet knapp eine halbe Million Euro - und geht ab wie ein Großer.
Rudolf Huber |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Am Heck dominieren der zweigeteilte Spoiler und der martialische Diffusor mit den tiefen Auspuffschächten.
Rudolf Huber Am Heck dominieren der zweigeteilte Spoiler und der martialische Diffusor mit den tiefen Auspuffschächten.

Megève - Dieses Gerät ist sowas von verrückt, dass alles zu spät ist: 600 PS packt Nissan in den eigentlich ja eher braven und vernünftigen Juke. Bespoilert und beplankt wie ein futuristischer Kampfwagen steht der mattschwarze Potenz-Protz im Kleinformat auf der Start- und Landebahn des Altiport im französischen Wintersportort Megève. Gleich beginnt eine Bekanntschaft der ganz speziellen Art.

Obwohl: Gleich stimmt nicht so ganz. Sturmhaube auf, Helm auf, reinzwängen über die kniehohen Karosserieversteifungen in die extrem stark ausgeformten Schalensitze, anschnallen mit dem Vierpunktgurt. Vom tiefen Gestühl aus fällt der Blick auf ein zerklüftetes Armaturenbrett voller Zusatzinstrumente, Schalter, Hebel.

Okay, los geht’s. Den Automatikwählhebel auf D, Fuß aufs Gas. Zunächst passiert noch nichts Weltbewegendes. Erst bei rund 3000 Touren geht der Juke-R 2.0 unter ohrenbetäubenden Lebensäußerungen ab wie die sprichwörtliche angeschossene Wildsau. Gleich wieder auf die Bremse, die Nissan-Mannen haben aus lauter Angst um ihren potenten Zwerg ein paar Schikanen eingebaut. Der Juke will gerne spielen, zeigt bei jedem Streichler am Gaspedal, dass er unglaublich gut drauf ist und in sehr engen, schnellen Kurven gerne ein bisschen auskeilen will. Noch eine lange, schnelle Gerade, dann bremst das Service-Team den Tatendrang – eigentlich schade, die nächste Runde wäre bestimmt noch eine ganze Ecke flotter ausgefallen.

Aber die Juke-R 2.0-Erbauer wollen ihrem Rennerle ja nicht zu viel zumuten. Schließlich ist der Kerl – halten Sie sich fest – knapp eine halbe Million Euro wert. Der Vorgänger wurde jedenfalls in Kleinstserie für 450 000 Euro verkauft. Meist in die Golfstaaten, als Spielzeug für superreiche Scheichs. In der aktuellen Generation lassen die Japaner den 3,8 Liter-Biturbo aus dem Nissan GT-R in voller Kraft arbeiten, im Vorgänger waren „nur“ 530 PS freigeschaltet. Die erneute Leistungssteigerung erforderte diverse Anpassungen: Um ausreichend Kühlluft an den Sechszylindermotor zu bringen, mussten die Lufteinlässe im überarbeiteten Frontstoßfänger doppelt so groß ausfallen wie bisher.

Dramatisch geht es auch am Heck zu. Der riesige Heckdiffusor aus Karbon, der zweigeteilte Heckspoiler und die tiefen Auspuffschächte zeigen eindeutig, was bei diesem Ausnahmegefährt Sache ist: Der Juke-R 2.0 ist einfach ein rollender Beweis für die Tatsache, dass Ingenieure auch mal etwas völlig Verrücktes anstellen können. Und dass es immer Enthusiasten gibt, die darauf abfahren – koste es, was es wolle.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.