Knuffiger Boulevard-Flitzer
München - Der Image-Wandel ist komplett und radikal: Aus dem zuletzt doch recht konventionellen Kleinstwagen mit eher austauschbarer Optik und Technik hat Renault einen echten Hingucker gemacht, bei dem alles etwas anders ist als bei (fast) allen anderen: Der Twingo ist knuffig klein, fünftürig, witzig gestylt, wartet mit Heckmotor- und Antrieb auf. Und auf Wunsch sogar mit einer Portion Luxus – so wie im AZ-Testwagen.
Der rollte in kräftigem „Pyrénées-Weiß“ mit knackigen 16 Zoll-Alus mit roter Nabenabdeckung und einem Außenlook-Paket in Rot an – auffällig ist das auf jeden Fall, ob schön oder nicht, muss jeder Betrachter selbst entscheiden. Passend zum rasanten Outfit werkelte unter dem Kofferraumboden ein 900 Kubik großer Dreizylinder-Turbo, der es laut Datenblatt auf 90 PS bei 5500 U/min bringt. Will heißen: Das Motörchen will gedreht werden, damit sich was rührt. Das lässt die Maschine auch gerne mit sich machen, sie offenbart sich dabei aber als ein wenig unkultiviert. Wer damit auf Anhieb eine runde, geschmeidige Fahrweise schafft, muss einen begnadeten Gasfuß haben. Vor allem, wenn die Klimaanlage noch kräftig Leistung absaugt. Sorry Renault, aber das kriegen andere Hersteller mit ihren flinken, kleinen Dreizylindern besser hin.
Die Fahrleistungen sind in Ordnung, der Eintonner beschleunigt in gut zehn Sekunden auf 100 Sachen und ist maximal 165 Sachen schnell. Im Test verbrauchte er akzeptable 6,6 Liter auf 100 Kilometer. Noch ein Kritikpunkt am Antrieb: Wenn die Höchstgeschwindigkeit erreicht ist, wird der Motor derartig ansatzlos und brutal abgeregelt, dass zartere Fahrernaturen einen massiven Schock bekommen. Klare Forderung: Bitte nachbessern! Nichts zu verbessern gibt es dagegen an der Handlichkeit: Weil vorne kein Motor die Räder einschränkt, kann der Twingo quasi auf der Stelle drehen. 8,6 Meter Wendekreis sind wirklich super für die ganz engen Rangiermanöver in der Stadt.
Heckmotor und -antrieb wie zu Käfers Zeiten – ist das ein Rückschritt ins automobile Mittelalter? Nein, absolut nicht. Der Twingo gibt sich bei normaler Fahrweise lammfromm, wer es in Kurven zu flott angehen lässt, wird vom ESP frühzeitig eingebremst. Das Platzangebot im Kofferraum ist auch in Ordnung, die 219 bis 980 Liter sind Durchschnitt. Für die Hinterbänkler wird es ein bisschen kuschlig-eng, ihre Türen sind nur mit Klappfenstern ausgestattet. In Reihe eins geht es aber ordentlich geräumig zu, wobei die Sitze ein bisschen mehr Seitenhalt vermitteln dürften.
Der Luxus im Testwagen offenbarte sich unter anderem im Komfortpaket (490 Euro) mit Klimaautomatik, Regen- und Lichtsensor, dazu im Techno-Paket (990 Euro) mit Smartphone-Einbindung, sehr eindrucksvollem Sound-System, Rückfahrkamera und Einparkhilfe, dem Sport-Paket (890 Euro) und dem herausnehm- und umhängbaren Handschuhfach (75 Euro). Bei der getesteten Ausstattung „Luxe“ sind etwa Digitalradio, Bluetooth-Freisprecher, Spurwarnassistent und Tempomat schon serienmäßig in dem 3,60 Meter-Zwerg drin.
Dass dieses Komplettpaket nicht ganz billig sein kann, ist klar. Im Falle des – jetzt wird’s ganz exakt – Renault Twingo Energy TCe 90 Start & Stop eco summierte sich das vom „Luxe“-Basispreis von 13 590 Euro auf stolze 16 035 Euro. Los geht die Twingo-Preisliste aber schon bei 9690 Euro für die Basisausstattung mit 71 PS-Benziner.