Jetzt auf M+S wechseln

Experten empfehlen: Winterreifen unbedingt vor dem ersten Frost aufziehen lassen. Verwirrung um das neue EU-Reifenlabel.
von  hu/tmn/dpa
Für Premium-SUV entwickelt: Der Michelin Latitude Alpin LA2.
Für Premium-SUV entwickelt: Der Michelin Latitude Alpin LA2.

COTTBUS/STUTTGART Wer sein Auto noch nicht mit Winterreifen ausgerüstet hat, sollte in die Gänge kommen. Denn sobald Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte auf den Straßen auftreten, sind Reifen mit „M+S”-Symbol (Matsch und Schnee) gesetzlich vorgeschrieben. Das können Winter- oder auch entsprechend gekennzeichnete Ganzjahresreifen sein.

Wie genau Saisonreifen für die kalte Jahreszeit beschaffen sein müssen, darüber soll die Bundesregierung auf EU-Ebene möglichst bald Klarheit schaffen. Die Verkehrsminister der Länder fordern das schon länger. Denn für Profil, Profiltiefe und Materialzusammensetzung von Winterreifen gibt es bislang keine exakten Vorgaben.

Wer bei winterlichen Straßenverhältnissen von der Polizei mit Sommerreifen erwischt wird, muss mit 40 Euro Bußgeld und einem Punkt in der Flensburger Verkehrssünderkartei rechnen. 80 Euro und ein Punkt sind fällig, wenn wegen der unpassenden Bereifung andere Verkehrsteilnehmer behindert werden. Der Gesetzgeber schreibt auch eine Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern vor. Nach Meinung vieler Automobilclubs und Kfz-Experten reicht das nicht aus. Sie warnen davor, mit weniger als vier Millimetern Reifenprofil über Schnee und Eis zu fahren.

Das neue EU-Reifenlabel bietet Autobesitzern beim Winterreifenkauf allerdings keine Orientierung. Darauf weist der Auto Club Europa (ACE) hin. „Das Label gibt keine Auskunft über das Leistungsvermögen, das ausschlaggebend ist für gute Winterreifen, wie etwa den Grip auf Schnee und Eis”, kritisiert ACE-Sprecher Rainer Hillgärtner. Auf dem Etikett werden der Rollwiderstand, der sich auf den Spritverbrauch auswirkt, und die Nassbremseigenschaften mit den Noten A (sehr gut) bis G (sehr schlecht) bewertet. Außerdem gibt es Angaben zum Abrollgeräusch.

Die Bewertung des Rollwiderstands auf dem Label könnte Verbraucher bei der Wahl neuer Winterreifen sogar irritieren, gibt Hillgärtner zu bedenken: „Winterreifen müssen für den Einsatz bei Kälte eine weichere Gummimischung haben als Sommerreifen. Deshalb ist ihr Rollwiderstand zwangsläufig höher.” Die Top-Noten „A” und „B” könnten Winterreifen deshalb in dieser Kategorie gar nicht bekommen. Ein Winterreifen mit der Bewertung „C” oder schlechter beim Rollwiderstand könnte also trotzdem sehr gute für die kalte Jahreszeit sein.

Ein Tipp des ACE-Sprechers: Bei der Suche nach einem guten Winterreifenmodell können die Produkttests von Automobilclubs, Fachzeitschriften, Verbraucher- und Prüforganisationen hilfreich sein.

Ab dem 1. November müssen fabrikneue Reifen für Pkw und Nutzfahrzeuge mit dem EU-Label gekennzeichnet werden, das an die Energieeffizienzlabel für Elektrogeräte erinnert. Die meisten sind jetzt schon damit versehen.

Die teuersten Winterreifen sind fast immer auch
die besten: Gute Saisongummis für Kleinwagen kosten um die 70 Euro
pro Stück und für Kompakt- und Mittelkassewagen um die 125 Euro.
Günstigere Pneus schnitten in einem Test von Stiftung Warentest,
ADAC, weiteren Automobilclubs und Verbraucherorganisationen meist
etwas schlechter ab. Insgesamt wurden 31 Winterreifen getestet: 15
für Kleinwagen (Größe: 165/70 R14 T) sowie 16 für Kompakt- und
Mittelklassemodelle (205/55 R16 H). Acht Reifenmodelle erhielten laut
der Zeitschrift „test“ (Ausgabe 10/2012) die Note „Gut“. Mit „Sehr
gut“ wurde keiner ausgezeichnet.

   Testsieger bei den Kleinwagenreifen wurde der Michelin Alpin A4,
mit „Gut“ schnitten ebenfalls die Modelle Continental WinterContact
TS 800 und Pirelli Winter 190 Snowcontrol Serie 3 ab. Von den Reifen
für Kompakt- und Mittelklassewagen wurden insgesamt fünf für „gut“
befunden: der Continental WinterContact TS 850, Michelin Alpin A4,
Dunlop SP Wintersport 4 D, Goodyear UltraGrip 8 und Nokian WR D3.

   Ein „Mangelhaft“ gab es für drei besonders günstige Pneus. Bei
diesen Reifen führte vor allem der lange Bremsweg bei Nässe zu
Abzügen. Bewertet wurden in dem Test neben den Fahreigenschaften bei
Eis und Schnee auch die Verschleißfestigkeit, die Geräuschentwicklung
und der Kraftstoffverbrauch.

   Im Schnitt kostet dem Bericht zufolge ein Satz guter Winterpneus
für Kleinwagen inklusive Montage 316 bis 334 Euro. Für Kompakt- und
Mittelkassewagen müssen Autobesitzer 450 bis 564 Euro ausgeben.

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