Hyundai Kona Elektro im Test: Total normal

Wenn ein Auto den Beweis antreten kann, dass es bezahlbare, alltagstaugliche E-Mobilität längst gibt – dann ist es der Hyundai Kona Elektro. Warum das so ist? Wir haben's ausprobiert.
von  Rudolf Huber
Mit dem geschlossenen Kühlergrill unterschiedet sich der Hyundai Kona Elektro von seinen Verbrenner- und Hybrid-Brüdern.
Mit dem geschlossenen Kühlergrill unterschiedet sich der Hyundai Kona Elektro von seinen Verbrenner- und Hybrid-Brüdern. © Rudolf Huber

München - Die voll elektrifizierte Kona-Version bietet im zeitgemäßen Kleid eines Kompakt-SUV all das, was heutzutage so angesagt ist: leichten Ein- und Ausstieg plus erhöhte Sitzposition, gute Übersicht und ordentlich Platz. Dass er nur mit Strom fährt, ist angesichts einer Reichweite von bis zu 449 Kilometern eigentlich nur zweitrangig. Wenn, ja wenn da nicht die unerfreuliche Realität des bundesdeutschen Ladenetzes wäre.

Aber gehen wir die Sache mal von der positiven Seite an. Also mit dem Idealfall, dass der Kona Elektro-Besitzer auch Eigner einer heimischen Wallbox ist (bei VW gibt es gerade welche ab 399 Euro!). Dass er also nach dem Heimkommen einfach anstöpselt und morgens wieder mit weitgehend vollem Akku-Tank startet. Zwischendurch gibt es mal eine kleine Stromspende an einem Discounter-Parkplatz oder bei einem Möbelhaus. Und dann stellt die mit Rfid-Chip ausgestattete Ladekarte ja auch noch den Zugang zu Abertausenden öffentlichen Stromzapfstellen sicher.

Hyundai Kona Elektro: Zeitgemäße Technik, einfach zu bedienen

Theoretisch zumindest, denn das Durcheinander der unterschiedlichsten Anbieter von der Kreissparkasse bis zum Energieversorger ist nach wie vor gewaltig und lässt den Stromsuchenden häufig ernüchtert und frustriert zurück. Oder verärgert, wenn etwa ein Anbieter in der Nähe der A8 am Irschenberg satte 45 Cent pro Minute aufruft. Und die 50 kW-Station gerade mal 22 kW einspeist – das geht ins Geld. 27 Euro für eine Stunde – ganz schön happig.

Übersichtlich und griffgünstig angeordnet: die Armaturen des Kona Elektro.
Übersichtlich und griffgünstig angeordnet: die Armaturen des Kona Elektro. © Rudolf Huber

Aber gut: Wir lassen uns nicht die Laune verderben, das hat der Kona Elektro nicht verdient. Er glänzt geradezu mit einfach zu bedienender, zeitgemäßer Technik. Zwei Knöpfe gedrückt, schon kann's losgehen. Und wie. Die 150 kW/204 PS und das maximale Drehmoment von 395 Nm sorgen dafür, dass der E-Koreaner seine rund 1,7 Tonnen Lebendgewicht sehr fix und ansatzlos in Bewegung setzt. 7,6 Sekunden vergehen beim Spurt von null auf 100 km/h, erst bei 167 Sachen ist Schluss. Klarer Fall: Mit dem Elektro mischt man im alltäglichen Straßenverkehr auf Augenhöhe mit den üblichen Verdächtigen mit.

Das Stromsparen wird mit dem Kona Elektro zur spaßigen Herausforderung

Was so richtig Spaß macht: das Stromsparen. Klingt zunächst vielleicht ein bisschen komisch, denn das passt ja eigentlich nicht so richtig zu Fahrfreude auf Rädern. Aber in diesem Fall wird es zur täglichen sportlichen Herausforderung, das Maximum an Rekuperationsmöglichkeiten (über die Lenk-Paddel) und möglichst lange Rollphasen ohne Antriebskraft hinzukriegen. Der Eco-Fahrmodus reicht übrigens locker zum munteren Mitschwimmen. Comfort und Sport sind zwar nett – aber eigentlich überflüssig. Und wenn's wirklich eng wird mit dem Strom, holt Eco+ (kein Klima, maximal 90 km/h) auch noch den letzten möglichen Kilometer aus dem Akkus.

Beruhigende Reichweite: Wenn die Akkus voll sind, kommt der Kona Elektro gut 400 Kilometer weit.
Beruhigende Reichweite: Wenn die Akkus voll sind, kommt der Kona Elektro gut 400 Kilometer weit. © Rudolf Huber

Apropos Akkus: Der fasst im Fall des Testwagens 64 kWh, die kleinere Version liefert 39,2 kWh. Laden lässt sich die dickere Batterien mit bis zu 100 kW, so reichen – wenn denn ein passender Anschluss verfügbar ist – 54 Minuten für eine Füllung von null bis 80 Prozent. Das Ladegerät an Bord speist bis zu 7,2 kW ein. Der Verbrauch im Test lag bei 15,9 kWh je 100 Kilometer – verblüffend, denn laut WLTP-Norm sind es 15,4 kWh. So nah liegen Prüfstand und Realität selten beieinander. Die Reichweitenangabe schmilzt jedenfalls sehr langsam zusammen, wenn man denn etwas Spar-Spaß betreibt. Das vermittelt ein angenehmes Gefühl der Sicherheit. Fast wie in einem "normalen" Auto.

Was kennzeichnet den Kona noch? Neben der schon erwähnten simplen Bedienbarkeit die üppige Ausstattung mit Sicherheits-, Infotainment- und Komfort-Zutaten. Schon die Basis ist reichlich bestückt, über die Versionen Style und Premium lässt sich der Stromer weiter verfeinern. Verzicht steht jedenfalls definitiv nicht auf der Agenda des Elektro-Hyundai – bis hin zu heiz- und klimatisierbaren Sitzen oder der induktiven Ladestation fürs Smartphone ist so ziemlich alles geboten.

Preise: Hyundai Kona Elektro ab 39.000 Euro

Doch jetzt müssen wir natürlich auch noch über Geld sprechen. Der "kleinere" Kona Elektro kostet ab 34.400 Euro, die 204-PS-Version ab 39.000 Euro. Und wer sich mit "Premium"-Zutaten verwöhnen lassen will, muss 48.000 Euro überweisen – jeweils abzüglich der Förderprämie. Dafür gibt es dann aber auch zusätzlich etwa den Querverkehrswarner hinten, den Totwinkel- und den Stauassistenten, die Verkehrszeichenerkennung, ein Radio-Navigationssystem mit 10,25-Zoll-Farb-Touchscreen, ein Krell-Soundsystem und die Bluelink-Telematikdienste. Beruhigend: Hyundai gewährt auch hier fünf Jahre Garantie ohne Kilometerbegrenzung. Und dazu acht Jahre auf den Akkus – oder 200.000 Kilometer. Fünf Jahre ist zudem ein jährlicher Sicherheits-Check inklusive.

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