Große Show mit Sternen in New York

NEW YORK - Mercedes zeigt auf der New York Autoshow die kräftig überarbeitete R-Klasse – und den Supersportler SLS GT3 mit knackigen 600 PS. Die AZ hat sich im Javits-Kongresszentrum am Hudson umgeschaut.
Mercedes trommelt in New York am lautesten. Donnernde Musik füllt die Halle des Javits-Centers, bis zu einem furiosen Abschluss. Und dann donnert, röhrt und faucht es aus einem ganz besonderen Auspuff: Die Schwaben lassen die heiße Version des Flügeltürers SLS auf die Bühne, die mit dem Beinamen GT3. Eher dezent der Auftritt des US-Gewächses R-Klasse. Die wurde für ihren zweiten Lebenszyklus kräftig überarbeitet und wird von den Golden Boys präsentiert: den US-Olympiasiegern im Viererbob. Eine große Show mit Sternen und Stars.
Dabei fällt dem Besucher schnell auf: So wirklich groß ist die New York Autoshow eigentlich gar nicht. Beim Rundgang durch die Haupthalle kann man feststellen, dass Hybrid nach wie vor in ist, dass SUVs und Maxi-Kombis (Werbe-Slogan: „Mummy loves it!“) in den USA immer noch eine wichtige Rolle spielen, dass der Trend zum Downsizing – etwa in Form des putzigen Fiat 500 – viel eher die Ausnahme als die Regel ist. Das wahre Amerika offenbart sich dann ein Stockwerk tiefer. Im Souterrain sind die dicken Trucks aufgereiht, mit mannshohen Kühlergrillen, mit gewaltigen V8-Motoren samt der Lizenz zum Spritschlucken, mit Trittbrettern und Bullenfängern. Die kleine Teststrecke für E-Mobile in der Ecke wirkt da eher wie ein kleines grünes Feigenblatt.
Feigenblätter hat der Messestar R-Klasse nicht nötig, denn wie bei Facelifts üblich, wurde nicht nur die Front deutlich aufgefrischt. Sondern auch die Motorenpalette in Hinsicht auf niedrigeren Verbrauch überarbeitet. Der R 300 CDI BlueEfficieny etwa braucht bei gleicher Leistung und besseren Fahrleistungen im Vergleich zum Vorgänger mit 7,6 Liter auf 100 Kilometer rund sieben Prozent weniger Diesel.
Der R 350 CDI bringt's auf knackige 265 PS
Eine neue Entwicklungsstufe auf der nach oben offenen Power-Skala markiert der R 350 CDI 4Matic. Er genehmigt sich 8,5 Liter Diesel, 0,8 Liter weniger als der Vorgänger. Und das bei einer von 224 auf stolze 265 PS gewachsenen Höchstleistung. Die Fahrleistungen des großen Diesel-Sportlers können sich sehen lassen: 0 bis 100 in 7,6 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 235 km/h. Man braucht nicht viel Fantasie, um sich die entsprechenden Werte etwa in einem leichten C 350 CDI vorzustellen. Drei Diesel und drei Benziner hat Mercedes bei der R-Klasse (Marktstart ist im September) im Angebot. Die Preise stehen noch nicht fest, losgehen soll's aber bei rund 50 000 Euro.
Für diese Summe bekommt man nur ein Sechstel des SLS GT3. Der Supersportler soll eine Karriere in Werksteams machen, er ist für Sprint- und Langstreckenrennen nach dem Regelwerk des Automobil-Weltverbandes FIA konzipiert. AMG-Chef Volker Mornhinweg: „Der Verkauf der Kundenfahrzeuge startet im Herbst, die Homologation der GT3-Variante wird rechtzeitig vor der Rennsaison 2011 abgeschlossen sein.“ Die Power-Optik mit dem überbreiten Heckflügel aus Karbon ist das eine, die Leistung die andere: Der 600 PS starke GT3 soll die Beschleunigungswerte des Serienfahrzeugs – 3,8 Sekunden für den Spurt von null auf 100 – deutlich unterschreiten, die Höchstgeschwindigkeit beträgt über 300 km/h. Und der Preis? Da peilen die AMGler rund 300 000 Euro an.
Rudolf Huber