Genfer Salon: Spar-Profis und PS-Monster

Das Szenario ist schweizerisch gediegen wie immer. Die Hallen des Genfer Messegeländes sind ausgebucht, an den Ständen wurde nicht geknausert.
von  Abendzeitung

GENF - Das Szenario ist schweizerisch gediegen wie immer. Die Hallen des Genfer Messegeländes sind ausgebucht, an den Ständen wurde nicht geknausert.

Der Autosalon am Lac Leman ist also keine Spar-Messe wie zuletzt in Los Angeles und Detroit. Aber natürlich ist die große Frage am Lac Leman allgegenwärtig: Wie reagieren die Hersteller auf die Krise – haben sie die Zeichen der Zeit erkannt? Die Antwort ist ein deutliches Jein.

Der Nachfrage-Zusammenbruch kam sehr schnell und unerwartet. Darum konnte sich auch niemand darauf einstellen. Und deshalb muss jetzt in Genf auf die Bühne gerollt werden, was vor drei bis vier Jahren, also in guten Absatz-Zeiten, begonnen wurde.

Glückssache, wenn man wie etwa VW nicht gerade den neuen Touareg in der Pipeline hat. Sondern die fünfte Polo-Generation. Und das ist nun wirklich ein Auto, das perfekt in die Zeit passt: Das derzeit noch aktuelle Modell ist – dank Abwrackprämie – quasi ausverkauft. Der Neue, der im Juni startet, setzt auf neue Bescheidenheit (ab 12 150 Euro) und Mini-Verbrauch.

Der neue Polo ist in Genf das wichtigste Beispiel für eine ganze Reihe von kleinen, sparsamen und relativ umweltverträglichen Autos. Die stammen allerdings eher aus auswärtiger Produktion. Skoda Yeti, Dacia Duster, oder Chevrolet Spark sind Beispiele für diesen Trend. „Der Wunsch nach umweltfreundlicher Mobilität ist keine Mode-Erscheinung", meint VW-Chef Martin Winterkorn.

Der neue Lambo schafft 342 Sachen

Doch er muss sich nur im eigenen Konzern umschauen, um genau gegensätzliche Beispiele bestaunen zu können: Der neue Murciélago SV von Lamborghini schafft bei Bedarf Tempo 342. Audi trumpft in Genf mit dem A4 Allroad auf („Ein Typ, der keine Grenzen kennt“) und mit dem stärksten TT aller Zeiten („Puristische Fahrmaschine mit 340 PS“).

Mercedes zeigt die neue E-Klasse samt Coupé, hat aber immer noch kein Angebot für die Lücke zwischen Smart und A-Klasse. Dafür den Maybach Zeppelin, zu haben ab 483 140 Euro. Dessen Spezialflakon-Beduftungsanlage kostet 3950 Euro.

BMW, wo gerade wieder über zusätzliche Kurzarbeit und Entlassungen nachgedacht wird, präsentiert das Spaßauto Z4: 204 bis 306 PS, Normverbrauch zwischen 8,3 und 9,0 Liter. Ein Auto für die Krise? Aber vielleicht soll diese Rolle ja der Neue von Nobel-Tochter Rolls Royce spielen: Der 200EX ist „nur“ 5,40 Meter lang, hat einen Zwölfzylinder-Motor unter der Haube. Ein bisschen Luxus muss ja auch in Krisenzeiten sein.

Rudolf Huber

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