Ganz schön abgehoben und spektakulär: Das neue Porsche-Museum

Am 31. Januar wurde in Stuttgart das spektakuläre Museums-Bauwerk mit der Rennwagen-Ausstellung eröffnet. Dort stehen sogar Autos Kopf.
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Die Idee „Schnell“ zeigt den Porsche 956 an der Decke hängend .
az 7 Die Idee „Schnell“ zeigt den Porsche 956 an der Decke hängend .
Was für ein Anblick: Früher war hier eine Frauenparkplatz.
az 7 Was für ein Anblick: Früher war hier eine Frauenparkplatz.
Coole Architektur: Das neue Porsche-Museum wird am 31. Januar eröffnet.
az 7 Coole Architektur: Das neue Porsche-Museum wird am 31. Januar eröffnet.
Das Themenarrangement „917“ zeigt unter anderem den Porsche 917 KH Coupé von 1970 (vorn) .
az 7 Das Themenarrangement „917“ zeigt unter anderem den Porsche 917 KH Coupé von 1970 (vorn) .
Der „Ur-Porsche“ Typ 64 („Berlin-Rom-Wagen“) .
az 7 Der „Ur-Porsche“ Typ 64 („Berlin-Rom-Wagen“) .
Der Bereich  „Targa Florio“ zeigt unter anderem die Exponate Porsche 718 W-RS Spyder von 1962 (links) und Porsche 718 RS 60 Spyder von 1960 (rechts).
az 7 Der Bereich „Targa Florio“ zeigt unter anderem die Exponate Porsche 718 W-RS Spyder von 1962 (links) und Porsche 718 RS 60 Spyder von 1960 (rechts).
Der Prolog mit den Exponaten 356 „Nr. 1“ Roadster von 1948 (vorn), dem 360 Cisitalia von 1947 (Mitte) und dem VW Käfer von 1950 (hinten).
az 7 Der Prolog mit den Exponaten 356 „Nr. 1“ Roadster von 1948 (vorn), dem 360 Cisitalia von 1947 (Mitte) und dem VW Käfer von 1950 (hinten).

STUTTGART - Am 31. Januar wurde in Stuttgart das spektakuläre Museums-Bauwerk mit der Rennwagen-Ausstellung eröffnet. Dort stehen sogar Autos Kopf.

Im neuen Museum stellt Porsche seinen Kosmos vor: Etwas abgehoben, sehr exklusiv und spektakulär. Rund 100 Millionen Euro hat der Stuttgarter Sportwagenhersteller für das Bauwerk ausgegeben. Am 31. Januar wird es eröffnet. Mit mindestens 200 000 Besuchern rechnet das Unternehmen im ersten Jahr. Ihnen werden auf 5600 Quadratmeter etwa 80 Autos präsentiert.

Im Gegensatz zur außergewöhnlichen Architektur ist das Konzept der Ausstellung klassisch. „Wir wollten keine inszenierte Erlebniswelt“, erklärte Porschesprecher Anton Hunger. „Wir sind selbstbewusst genug, die Fahrzeuge für sich sprechen zu lassen.“ Von außen wirkt das Gebäude am Porscheplatz im Stuttgarter Stadtteil Zuffenhausen, als würde es schweben. Der 140 Meter lange und 70 Meter breite Korpus ruht mit seiner Last von 35.000 Tonnen nur auf drei Stützen. „Die Mitarbeiter haben das Museum bereits zum Flieger ernannt“, berichtete Hunger.

Mit weiß lackiertem Aluminium ist die Außenwand verkleidet, an der Unterseite glänzt poliertes Blech. Die Architekten und Ingenieure vom Wiener Büro Delugan Meissl orientierten sich an Brückenkonstruktionen. Vor wenigen Jahren sei ein solches Bauwerk noch überhaupt nicht möglich gewesen, sagte der Kommunikationschef. Parametrische Computersoftware und eine Hydrauliktechnik für das Absenken des Stahls hätten dafür erst entwickelt werden müssen.

Hier gibt's keine Sackgassen

Unter dem gewaltigen Polyeder ducken sich das Eingangsfoyer, ein Bistro, der Shop und die gläserne Werkstatt für die historischen Sportwagen. Eine lange Rolltreppe führt die Besucher vom Erdgeschoss hinauf auf die Ausstellungsebene. Schwarz-weißer Purismus bildet den Hintergrund für die Inszenierung der Sportwagen. Und weil die Geschichte des Unternehmens nicht zuende ist, gibt es keine Sackgasse, nur einen kontinuierlichen Raum. Schiefe Ebenen, Ecken und Kanten unterteilen jedoch die riesige Fläche.

Dynamik und Geschwindigkeit, Ruhe und Gelassenheit wollte der Architekt Roman Delugan damit ausdrücken. „Wir möchten die Autos feiern, sie in die Höhe heben“, erklärte er. Gegen die harten Linien und die nüchterne Ausstattung wirken die runden Formen und prächtigen Farben der Rennwagen umso beeindruckender. Spiralenförmig wird im neuen Museum die Geschichte von Ferdinand Porsche und dem 1948 gegründete Unternehmen aufgerollt: Sie beginnt mit einem Nachbau vom ersten Modell, das den Schriftzug der Marke trug – dem Typ 64.

Raumschiffähnliches Gebilde

Der gesamte Porsche-Kosmos ist in dem raumschiffähnlichen Gebilde zu bestaunen. Vom Volkswagen Käfer als Meilenstein der Arbeit des Ingenieurs bis hin zu den Modellen, mit denen sein Ferry nach dem Zweiten Weltkrieg die Arbeit fortsetze. Siegreiche LeMans-Flitzer, eine Reihe von 917-Modellen, 911er der verschiedensten Jahrgänge, ein Polizei-Porsche, eben hauptsächlich Autos und bis auf ein paar Pokale kaum Memorabilia sind in der Ausstellung zu sehen.

Dabei wird das Prinzip des rollenden Museums verfolgt: Alle Fahrzeuge sind einsatzfähig und werden auch regelmäßig ins Rennen geschickt. „Wir bekennen uns zu unseren Wurzeln“, betonte Hunger. Das Museum sei ein Bekenntnis zu Identität, Wertorientierung und Heimat des Unternehmens. Vier Jahre dauerte die Bauzeit, in deren Verlauf sich der Baupreis angeblich verdoppelte. Das Architekturbüro Delugan Meissl hatte sich mit seinem Entwurf bei einem Wettbewerb gegen 170 Konkurrenten durchgesetzt.

Keine Konkurrenz zum Mercedes-Museum

Die Entscheidung für das Museum sei zwar zu einem Zeitpunkt gefallen, als von Krise noch keine Rede gewesen sei, räumte der Pressesprecher ein. „Aber wir halten es für ein gutes Statement, dass wir gerade jetzt auf unsere Geschichte zurückgreifen.“ Stuttgart erhält mit dem neuen Porsche-Museum jedenfalls ein Alleinstellungsmerkmal: Weltweit bietet keine Stadt gleich zwei Museen von führenden Automobilherstellern. „Wir werden uns gegenseitig befruchten“, sagt Hunger über das Mercedes-Museum im Stadtteil Untertürkheim. Dessen Ausstellung haben im vergangenen Jahr mehr als 700 000 Menschen besucht. Im alten Porsche-Museum waren es dagegen bisher nur rund 80 000 Besucher pro Jahr gewesen.

Porsche Museum: ab 31. Januar geöffnet; Dienstag bis Sonntag 9 bis 18 Uhr; Eintritt: 8 Euro, ermäßigt 4 Euro, freier Eintritt für Kinder bis 14 Jahre sowie angemeldete Schulklassen. Weitere Infos unter Telefon 01805/356 911.

ap

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