Ford Focus 2018: Bereit zum Angriff

Jetzt wird es ernst für VW Golf, Opel Astra und Audi A3: Im September 2018 kommt der neue Ford Focus auf den Markt – ausgereifter und besser denn je. Neben der Kompaktkarosserie gibt es ihn als Kombi, Sportversion und Möchtegern-SUV. Der Preis: ab 18.700 Euro. Erste Fahreindrücke und Daten.
München - Er fällt auf, der neue Focus. Ob es an der strahlend blauen Farbe unseres Testwagens liegt oder daran, dass wir in der Ford-Hochburg Köln unterwegs sind? Gründe, beim neuen Modell etwas genauer hinzusehen, gibt es jedenfalls. Plattform, Motoren, Design, Interieur und Assistenzsysteme – alles wurde von Grund auf neu entwickelt. Schon optisch hat sich eine Menge getan. Die etwas moppelige Statur des Vorgängers ist einer modernen und sportlicheren Linienführung gewichen. Weil das Auto 15 Millimeter flacher und 18 Millimeter länger geworden ist, steht es viel stämmiger auf der Straße. Zwar leidet die Kopffreiheit im Fond durch das abfallende Dach ein wenig, bei der Beinfreiheit hat der Focus aber signifikant zugelegt. Ob er hier einen neuen Maßstab in der Kompaktklasse setzt? Das muss der Kölner demnächst im ADAC Autotest beweisen.
Neuer Focus: Die Bedienung ist einfacher geworden
Sehr erfreulich: Ford hat die Kritik an der mäßig guten Bedienbarkeit des Vorgängers mit zu vielen sowie zu kleinen Anzeigen und Tasten ernst genommen. Jetzt sitzt der Fahrer vor einem klar gegliederten Armaturenbrett mit gut ablesbaren Skalen und selbsterklärendem Touchscreen mit großen Druckflächen. Letzterer thront ab der zweiten Ausstattungsstufe "Cool & Connect" über den Lüftungsdüsen, beherbergt das dann serienmäßige Navi, einen WLAN-Hotspot und die praktische Smartphone-Anbindung Apple CarPlay und Android Auto. Eine kabellose Ladestation fürs Handy kostet aber bei allen Versionen 150 € extra, ein Head-up-Display aus einer kleinen Plexiglasscheibe 450 €. Technisch hat der Focus ohnehin einen großen Sprung gemacht – vor allem bei den Assistenzsystemen. Mit adaptiven LED-Scheinwerfern mit Kamerasteuerung (ab 800 €) sowie Parkautomatik, die in der Automatikversion völlig ohne Zutun des Fahrers in die Lücke manövriert, und ein Abstandsregeltempomat, der auch bei der Spurführung unterstützt und bei einem plötzlichen Ausweichmanöver hilft und am Hindernis vorbeilenkt. Gut: Eine Falschfahrer-Warnfunktion erkennt via Navi und Kamera, ob der Fahrer ein Einfahrtsverbotsschild übersehen hat – und warnt optisch und akustisch bevor man zum Geisterfahrer wird.

Bei den Benzinern gibt es nur noch Dreizylinder
Und wie fährt sich der neue Focus? So sportlich-direkt wie der Vorgänger mit knackigem Getriebe und angenehm verbindlicher Lenkung, nur noch komfortabler. Trotz etwas strafferer Fahrwerksabstimmung der gefahrenen "ST-Line" werden Straßenschäden gekonnt gefiltert. Wozu braucht es da noch für 1000 € extra eine adaptive Dämpferregelung, die im Focus erstmalig angeboten wird? Bei den Benzinmodellen setzt Ford ausschließlich auf Dreizylindermotoren – zumindest, solange die kräftigen ST- und RS-Versionen noch nicht in Sicht sind. Momentan gibt es die Auswahl zwischen einem 1,0-Liter mit 85, 100 und 125 PS und einem 1,5-Liter-Dreizylinder mit 150 und 182 PS. Von alternativen Antrieben ist leider noch keine Rede, eine Hybridversion aber denkbar. Der wenig geglückte Focus Electric wird als reines Elektroauto wohl keinen Nachfolger bekommen. Ford rechnet damit, dass sich die meisten für die 125-PS-Benzinerversion entscheiden werden. Keine schlechte Wahl. Schon bei sehr niedrigen Touren zieht der Motor gut und gleichmäßig, arbeitet kultiviert und leise. Nur unter 1500 Umdrehungen sind leichte Vibrationen zu spüren. Dass der Dreizylinder in manchen Situationen auch noch einen Zylinder stilllegt, ist dagegen nicht zu merken. Die Zylinderabschaltung soll Sprit sparen, doch ob sich der Focus genauso genügsam gibt wie versprochen (4,8 Liter Super), muss bald der ADAC EcoTest klären.
Der Kombi Turnier kostet nur 1000 Euro Aufpreis
Auch auf die Abgaswerte der Dieselmotoren (95, 120, 150 PS) sind wir gespannt: Nur der stärkste kommt mit SCR-Kat und AdBlue-Einspritzung, die kleinen Diesel haben zwei hintereinander geschaltete NOx-Speicherkats. Alle Motoren erfüllen bereits die Euro-6d-TEMP-Abgasnorm. Interessant dürfte auch die neue Achtgang-Wandlerautomatik sein, die die bisherigen Doppelkupplungsgetriebe ersetzt. Aufpreis: 1900 Euro. Starten wird der Focus nicht nur als Fünftürer und Turnier (Aufpreis 1000 Euro), sondern genau wie beim Fiesta gibt es diesmal auch einen Active, der mit etwas mehr Bodenfreiheit, einer leicht erhöhten Sitzposition und ein paar Planken aus Kunststoff die Nähe zum SUV sucht.

Fazit: Alles in allem eine gelungene Vorstellung. Wirkliche Schwächen hat der Focus bei unserem Erstkontakt nicht offenbart. Für die Konkurrenz könnte es daher enger werden.
Technische Daten | Ford Focus 1.0 EcoBoost ST-Line |
Motor | 3-Zylinder-Turbobenziner, 998 cm3, 92 kW/125 PS, 170 Nm bei 1400 U/min |
Fahrleistungen | 10,0 s auf 100 km/h, 200 km/h Spitze |
Verbrauch | 4,8 l Super/100 km |
Maße | L 4,39 / B 1,83 / H 1,47 m |
Kofferraum | 341 – 1320 l (mit Notrad) |
Leergewicht | 1322 kg |
Preis | 25.200 €, Baureihe ab 18.700 € |
Alle Antriebe im Überblick | Motor | Preis |
Benziner | 1.0 EcoBoost, 85 PS 1.0 EcoBoost, 100 PS 1.0 EcoBoost, 125 PS 1.5 EcoBoost, 150 PS 1.5 EcoBoost, 182 PS |
ab 18.700 € ab 20.400 € ab 21.700 € ab 25.200 € ab 27.700 € |
Diesel | 1.5 EcoBlue, 95 PS 1.5 EcoBlue, 120 PS 2.0 EcoBlue, 150 PS |
ab 22.800 € ab 24.100 € ab 27.800 € |
Das hat uns gefallen: Viel Platz. Viele Assistenzsysteme. Ausgewogen abgestimmtes Fahrwerk. Gelungene Bedienung. Gute Smartphone-Anbindung. Gute Serienausstattung ab zweiter Ausstattungsstufe (Cool&Connect).
Das hat uns nicht gefallen: Breite C-Säule (Sicht!). Keine alternativen Antriebe zu haben. Für große Insassen eingeschränkte Kopffreiheit im Fond.
Text: Jochen Wieler. Fotos: ADAC/Frank Ratering (10), PR (3).
Der Beitrag "Fahrbericht: Ford Focus 2018: Bereit zum Angriff" erschien online zuerst im Internetangebot der ADAC Motorwelt.