Fiat 500: Ganz schön sexy mit 60
München – Vor 60 Jahren wurde der erste Fiat 500 gebaut. Und vor zehn Jahren läuteten die Italiener mit dem neuen 500er die Renaissance des Kult-Mobils ein. Mit großem Erfolg. Die nostalgisch-schnuckelige Form des Kleinstwagens kam und kommt einfach gut an. Sie ist eine gelungene und zeitgemäße Adaption des erfolgreichen Vorgängers.
Mit dem hat der aktuelle Fiat 500 außer grundsätzlichen Design-Ähnlichkeiten aber nichts mehr gemein. Speziell in der getesteten S-Version mit Dieselantrieb. Das S bezieht sich in diesem Fall aufs Design, der Kleine rollt beispielsweise mit speziellen Stoßfängern, vorne mit integrierten Nebelscheinwerfern, Seitenschwellern und Dachspoiler an, die Griffe von Türen und Heckklappe und die Abdeckkappen der Außenspiegel sind dunkel satiniert. Abgedunkelte hintere Fensterscheiben, verchromtes Auspuffendrohr, schwarz hinterlegte Kühllufteinlässe an der Fahrzeugfront und der untere Kühlergrill in Wabenstruktur plus 16-Zoll-Leichtmetallräder in Mattschwarz mit Diamantfinish runden den coolen Auftritt ab.
Schöner Abschluss: Der Dachspoiler sorgt beim 500S serienmäßig für einen dynamischen Abgang. Foto: Rudolf Huber.
Und innen geht es weiter – mit schwarzem Stoff am Dachhimmel, bunten Türverkleidungen und Seitenwangen der Sitze und mit dem Sportlenkrad. Die optionalen, schicken Ledersitze der italienischen Manufaktur Poltrona Frau im AZ-Testwagen hatten nur einen Makel – sie waren nicht beheizbar. Das ist nicht nur für empfindliche Damen-Rückseiten ein No-Go.
Serienmäßig hat der Fiat 500S das Entertainmentsystem namens Uconnect mit 7-Zoll-Touchscreen samt Bluetooth-gesteuerter Freisprechanlage an Bord, der Testwagen war auch noch mit digitalem Radioempfang und TomTom-Navi ausgestattet. Die Bedienung per Touchscreen und über die Tasten im Lenkrad ist etwas gewöhnungsbedürftig, man muss üben, um auf Anhieb den passenden Radiosender oder die gewünschte Anzeige des Bordcomputers hinzukriegen. War der richtige Musiksender gefunden, begann das Audio-Vergnügen auf hohem Niveau – dank der ebenfalls optionalen Hifi-Anlage, die mit den Soundspezialisten von Beats by Dr. Dre entwickelt wurde und satte 440 Watt Musikleistung ins überschaubar große Innere pustet.
Die Armaturen sind nicht nur schick, sondern auch bedienunsgfreundlich, der Schalt-Knubbel liegt angenehm hoch. Foto: Rudolf Huber.
Wegen des Motorsounds wäre so viel Power gar nicht nötig gewesen, denn der kleine 1,3-Liter-Diesel des Testwagens knurrt nur im kalten Zustand vernehmlich, hält sich dann aber akustisch angenehm zurück. Als Manko stellte sich sein ausgeprägtes Turboloch heraus, das beispielsweise elegantes Einfädeln in den fließenden Verkehr deutlich erschwert und im Alltag ziemlich nervt. Einmal in Fahrt, macht der Selbstzünder seine Sache gut, bringt dank der für dieses kleine, nur gut eine Tonne schwere Auto ordentliche 95 PS so richtig Schwung in die Sache. Für Zahlen-Fans: 0 bis 100 km/h in 10,7 Sekunden, Spitze 180 km/h – und das fühlt sich dann keineswegs an wie der Ritt auf der Kanonenkugel. Der Durst hielt sich in Grenzen, im Schnitt genehmigte sich der kleine Diesel, auch weil's einfach so viel Spaß macht, flott unterwegs zu sein, 5,1 Liter.
Der Kofferraum fasst 185 bis 550 Liter, das reicht für einen Stadtflitzer mit Überland-Talenten aus. Dass es im Fond eher eng zugeht, ist angesichts der Außenlänge von 3,57 Meter keine Überraschung, vorne fühlen sich Passagiere mit Normal-Statur durchaus wohl. Mindestens 12.590 Euro muss man aktuell für den Einstiegs-500er mit 69 PS-Benziner bezahlen, der Diesel ist ab 18 550 Euro zu haben, in der Version S ab 19.050 Euro.