Ein Cactus ohne Stacheln

Citroën ist oft ein bisschen anders – das sieht man auch dem kompakten Crossover C4 Cactus an. Im Alltagsbetrieb zeigt er sich kuschelig statt stachelig.
von  Rudolf Huber
Aus dieser Perspektive ist der Crossover-Charakter des Cactus gut zu erkennen - in Form der deutlichen SUV-Anklänge.
Aus dieser Perspektive ist der Crossover-Charakter des Cactus gut zu erkennen - in Form der deutlichen SUV-Anklänge. © Rudolf Huber

München - Mein kleiner, blauer Cactus steht unter dem Balkon... Nein, das passt nicht, entschuldigen Sie den rumpelnden Einstieg. Klar, der AZ-Testwagen war wirklich blau und nicht grün wie der von den Comedian Harmonists, aber wirklich klein war er auch nicht, eher mittelgroß – und innen größer wirkend, als er von außen ausschaut. Hier die Erfahrungen mit einem Auto, mit dem Citroën wieder mal einen Tick Avantgarde bewiesen hat. Zumindest bei der Optik.

In Dunkelblau ist vom Mut zum Anderssein allerdings nicht all zu viel zu sehen, dafür sind helle Lackierungen eindeutig besser geeignet, bei denen kommen nämlich die „Airbumps“ genannten Seitenbeplankungen besser raus. Das Gesicht des Cactus kommt sympathisch rüber, das Heck ist relativ steil und sorgt für eine gute Raumausnutzung hinten. Innen überraschen erst einmal die wenigen Schalter. Das ist der Tatsache geschuldet, dass ein großer Teil der nötigen Funktionen über sieben Hauptmenüs per Sieben-Zoll-Touchscreen gesteuert wird. Im Prinzip eine gute Sache, im Detail oft ein wenig nervig. Denn um so etwas Simples wie die Temperatur einzustellen, muss etwa aus dem Navi-Menü raus- und ins Klimatisierungs-Menü reingeklickt werden. Und umgekehrt. Auch die Anzeige vor dem Fahrer ist voll digital.

Die "Airbumps" genannten seitlichen Schutzkissen bewahren den Franzosen vor manchem Kratzer in engen Parklücken.

Der Dreizylinder-Benziner macht einen guten Eindruck

Das Platzangebot in dem 4,16 Meter langen Citroën Cactus ist richtig gut. Vorne fallen nur die etwas wenig Seitenhalt, dafür aber reichlich Komfort bietenden Sitze auf, in Reihe zwei geht es ziemlich luftig zu. Und ganz hinten? 348 bis 1170 Liter Kofferraumvolumen sind jetzt nicht gerade megaviel, aber das Gepäckabteil reicht für den Alltag völlig aus, die Ladekante ist recht hoch.

Angetrieben wurde der AZ-Testwagen, der übrigens in der beispielsweise mit Navigation, Klimaautomatik und Rückfahrkamera bestückten Version „Shine“ angerollt kam, von einem 110 PS starken Dreizylinder-Benziner mit 1,2 Liter Hubraum. Das Aggregat sammelt vom ersten Meter an Pluspunkte, so sanft-dynamisch bewegt es den knapp eine Tonne leichten Cactus. Nie kommt der Eindruck von mangelnder Kraft auf, sanft knurrend treibt der flotte Dreier den Crossover-Kompakten in 9,3 Sekunden auf 100 und bis auf 188 km/h. Mehr muss nicht sein, auch wenn das Fahrwerk noch Luft nach oben bieten würde. Die Lenkung könnte ein bisschen mehr Rückmeldung bieten – und die Fünfgangschaltung einen Tick mehr Geschmeidigkeit. Die 4,6 Liter Normverbrauch ließen sich im Alltag nicht ganz realisieren, aber die 5,5 Liter Testverbrauch sind wirklich ein guter Wert für ein Auto dieses Formats. 20 690 Euro ruft Citroën für den üppig ausgestatteten 110 PS-Shine auf, der Einstieg in die Cactus-Welt liegt bei 13 990 Euro.

 

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