DS 7 E-Tense im Test: Aller guten Dinge

Speziell seit die Dienstwagensteuer für Plug-in-Hybride halbiert wurde, gibt es einen Boom bei den entsprechenden Modellen. So wie beim DS 7 E-Tense, den wir ausprobiert haben.
von  Rudolf Huber
© Rudolf Huber

München - Was Lexus für Toyota oder Infiniti für Nissan, das ist DS für Citroen. Nämlich die kleine, feine Tochtermarke, bei der man ein bisschen mehr Schick, Technik und Innovation wagen kann als bei den Massenprodukten. Jüngster Spross der Franzosen ist der DS 7 E-Tense – ein Crossover-SUV im 4,57-Meter-Format mit feinster Hybridtechnik. Wir haben es ausführlich getestet.

Der E-Tense trägt den Beinamen 4x4, was einen dezenten Hinweis auf die Technik unter dem elegant geformten und mit besonders charmanten Details versehenen Blechkleid des DS 7 gibt – neben den zwei „Tank“-Klappen links und rechts. Es handelt sich nämlich um einen Plug-in-Hybrid, also um eine Kombination aus Verbrenner- und Elektroantrieb. Wie etwa beim entsprechenden Schwestermodell Opel Grandland X Hybrid4 setzt der Mutterkonzern PSA dabei auf eine besonders aufwendige Methode: Vorne beim 1,6-Liter-Benziner mit 200 PS steckt noch ein E-Motor mit 110 PS, neben dem Differenzial haben die Techniker in die Hinterachse noch einen zweiten Elektromotor mit 112 PS Leistung eingebaut. Ergibt unterm Strich eine Systemleistung von 300 PS und ein ziemlich kräftiges Drehmoment von 520 Nm, das bei Bedarf über alle vier Räder auf die Straße gebracht wird.

Auch die Seitenlinie des DS 7 setzt auf augenschmeichelndes Design, das Platzangebot passt trotzdem.
Auch die Seitenlinie des DS 7 setzt auf augenschmeichelndes Design, das Platzangebot passt trotzdem. © Rudolf Huber

Das klingt jetzt vielleicht ein wenig kompliziert, fährt sich aber nicht so. Beim Starten ist automatisch der Fahrmodus „Hybrid“ geschaltet, der bei vollen Akkus zunächst den hinteren E-Motor als Antrieb nutzt, wird stärker beschleunigt oder geht es über 135 km/h, schaltet sich der Verbrenner zu. Und zwar höchst geschmeidig und fast unmerklich, das haben die Franzosen wirklich gut hingebracht. Es gibt auch noch die Fahrmodi Elektro, Sport und Allrad, je nach Bedarf. Auf Knopfdruck (eSafe) wird aus dem Verbrenner ein Generator, der den Akkus wieder füllt – etwa für die Fahrt in künftigen Null-Emissions-Zonen.

Batterie soll Reichweite bis zu 58 Kilometer haben

Grundvoraussetzung für die Sinnhaftigkeit des großen technischen Aufwandes, der von jeder Menge Elektronik und dem Lithium-Ionen-Akku von 13,2 kWh komplettiert wird: Besagte Batterien muss bei jeder sich bietenden Gelegenheit geladen werden. DS spricht von einer rein elektrischen Reichweite von bis zu 58 Kilometern. Doch beim Test, bei leicht winterlichen Bedingungen, zeigte der Bordcomputer gerade mal 38 Kilometer an – und die schmolzen beim Beschleunigen zusammen wie Schnee in der Frühlingssonne.

Nach der komplizierten Berechnungsmethode für den Verbrauch von Plug-in-Hybriden liegt selbiger beim DS 7 E-Tense bei 1,4 Liter Sprit und 14,4 Kilowattstunden Strom je 100 Kilometer. Das sind rein theoretische Werte, die in der Praxis schnell ad absurdum geführt werden. Wir kamen jedenfalls mit knapp über sechs Liter Super und um die 17 kWh über die Runden, allerdings bei zügiger, manchmal ziemlich flotter Fahrweise. Und auf längeren Strecken, auf denen der Akkus schnell leergefahren war.

Vollgestopft mit Technik: Den Platz unter der Motorhaube teilen sich ein Verbrenner und ein E-Motor plus die nötige Steuerungs-Hardware.
Vollgestopft mit Technik: Den Platz unter der Motorhaube teilen sich ein Verbrenner und ein E-Motor plus die nötige Steuerungs-Hardware. © Rudolf Huber

Die Maximalleistung von 300 PS gibt schon einen Hinweis: Der DS 7 ist ein flottes SUV. Er beschleunigt in knapp unter sechs Sekunden auf 100 km/h und gibt erst bei 235 km/h auf. Dabei zeigt sich das Fahrwerk mit aktiver Federung auch schnellen Kurvengeschwindigkeiten gewachsen. Die Bedienelemente fürs halbautonome Fahren sind etwas unglücklich zusätzlich zum Blinkerhebel und dem linken Schaltpaddle angebracht – das ist schlecht zu sehen und einfach zu viel Hebelei auf engem Raum. Etwas kompliziert ist auch das Bediensystem aufgebaut, es basiert auf den über virtuelle Tasten vorwählbaren Menüs etwa für Navigation oder Infotainment, erfordert aber häufig zu viele Schritte auf dem Touchscreen – die Ablenkungsgefahr ist groß.

DS 7 bietet reichlich Platz

Schick ist der DS 7 auch innen, auch wenn manche Details wie die sich beim Start um 180 Grad in Sichtposition drehende Borduhr etwas übertrieben speziell erscheinen – gut, das ist Geschmackssache. Unpraktisch weil unüblich sind die in die Mittelkonsole integrierten Fensterheber. Und warum der Fahrmodusschalter ganz rechts vorne an der Konsole platziert ist, wissen wohl auch nur die Designer.

Französischer Schick bestimmt den Eindruck beim DS 7-Interieur - das muss nicht immer auch praktisch sein.
Französischer Schick bestimmt den Eindruck beim DS 7-Interieur - das muss nicht immer auch praktisch sein. © Rudolf Huber

Reichlich Platz bietet der elegante Franzose, gute, vielfach verstellbare Sitze, einen großen, variablen Kofferraum mit mindestens 555 Litern Kapazität. Aber das kann man bei einem mindestens 50.290 Euro teuren Auto ja auch erwarten.

Unterm Strich ist der DS 7 E-Tense 4x4 ein interessanter Vertreter der wachsenden Plug-in-Hybrid-Zunft. Er ist etwas anders als die Mitbewerber, steckt voller moderner Technik und ist nicht an jeder Straßenecke zu sehen – letzteres macht ihn interessant für Menschen, die nicht unbedingt mit der Masse schwimmen wollen.

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