Die Kraft der zwei Herzen
KÖLN - AZ-Test: Beim Lexus LS 600h sorgen ein Elektro- und ein Benzinmotor für jede Menge Power - und einen im Verhältnis zu seiner Größe und seinen Fahrkleistungen relativ niedrigen Verbrauch.
Der Anspruch ist groß, der Aufwand auch: Beim Hybrid-Luxusliner LS 600h bietet Lexus so ziemlich alles auf, was derzeit technisch machbar ist. Heraus kommt, so ein Vorab-Fazit des AZ-Tests, ein faszinierendes Auto. Und ein sehr nobles Fahrerlebnis.
600h – das heißt auf deutsch: Lexus will zeigen, dass dieses Gerät an der Spitze der Pkw-Hitparade mitfährt. 600 – das suggeriert satte zwölf Zylinder, Power ohne Ende. Stimmt aber nur halb. Die Power ist da, nämlich 445 PS, aber sie werden gemeinsam von einem Achtzylinder und einem Elektromotor erzeugt. Davon merkt der Fahrer wenig. Denn hochkomplexe Elektronik sorgt dafür, dass die beiden Aggregate ihre Kraft höchst nachdrücklich, aber durchaus wie in normalen Autos gewohnt auf alle vier Räder loslassen.
Der Luxus-Japaner ist ein eleganter Gleiter
Spannend wird’s nur, wenn der Start-Knopf gedrückt wird, alle Anzeigen aufleuchten, ein „Ready" signalisiert wird – und nichts hören ist. Automatikwahlhebel rein, zart das Gaspedal gestreichelt. Lautlos setzt sich der Luxusschlitten in Bewegung, erschreckt schon mal einen Fußgänger oder Radler. Wird das Gas nachdrücklicher gedrückt, schaltet sich fast unmerklich der Achtzylinder dazu. Und dann geht's bei Bedarf ordentlich ab: 6,3 Sekunden für den 100er-Sprint sind ein Wort, die abgeregelte Spitze von 250 km/h auch. Wer die Hybridpower- und die Sport-Taste drückt, erlebt den LS 600h als sehr dynamisches, agiles und sogar sportlich angehauchtes Fahrzeug.
Doch das ist irgendwie nicht Sinn der Sache. Der große Lexus ist eigentlich ein Gleiter, der einen, akustisch und gefühlt weitestgehend abgeschottet von der Umwelt, zügig durch die Weltgeschichte bringt. Ein ganz besonderes Fahrerlebnis ist das allemal. Und ein relativ umweltfreundliches. Relativ, weil der AZ-Testverbrauch von 10,8 Litern auf 100 Kilometer im Vergleich zu einem Kleinwagen zwar recht hoch ist. Doch gegenüber „normalen“ Luxusautos spart der Hybrid-Antrieb locker ein paar Liter.
Der Kofferraum ist ein bisschen klein geraten
Kein Licht ohne Schatten: Die Akkus hinter den Rücksitzen beanspruchen viel Platz, der Kofferraum hat deswegen nur bescheidene 390 Liter Volumen und ist garantiert unvariabel. Und: Die Bedienung des bis oben hin mit High-Tech voll gestopften Lexus ist etwas gewöhnungsbedürftig. Es dauert, bis man die Bedienung aller Features wirklich drauf hat. Radar, LED-Kurvenlicht, Aufprallwarner, Spur-Assistent und vieles mehr hat Lexus eingebaut. Vom beheizten Holz/Lederlenkrad, von der flüsterleisen Vier-Zonen-Klimaanlage mit Multifunktionsarmlehne im Fond, einer phänomenalen Sound-Anlage oder dem Mäusekino zur Überwachung des Batterie-Management und sonstigem Luxus gar nicht zu sprechen.
Der Lexus LS 600h ist ein wirklich faszinierendes Auto. Er zeigt ein Stück weit in die Zukunft, er ist groß, sicher, schnell und komfortabel. Und natürlich auch nicht ganz billig: 101 900 Euro sind mindestens dafür fällig.
Rudolf Huber
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