Der spanische Golf

Eine Basis, ein Konzern – und doch ernsthafte Konkurrenten: Erste Ausfahrt mit dem neuen Hoffnungsträger von Seat.
MARBELLA Das ist schon mutig. Kaum ist der neue Golf auf dem Markt, kommt aus dem Süden Europas ein ernsthafter Konkurrent. Der spanische Löwe, der Leon, die sportliche Antwort der Iberer.
Natürlich sieht man dem Spanier an, aus welchem Stall er kommt und das soll man auch. Unverkennbar ist, dass sich der Leon aus dem selbem "modularen Querbaukasten" wie der neue Golf bedient hat, dass er viele Gene des Erfolgstypen unter dem Blechkleid hat, dass er viele Ähnlichkeiten sowohl im Fahrwerk oder in der Motortechnik, ja selbst in der Optik hat. Aber, so Michael Hinz, technischer Leiter des kompakten Seat: „Sicher ähnelt der Leon dem siebener Golf – und doch ist er ganz anders."
Das fängt schon bei den unterschiedlichen Zielgruppen an. Der neue Golf ist ein Allrounder, er ist das richtige Vehikel für jeden. Die dritte Generation des Leon ist da spitzer focussiert. Der 4,21 Meter lange spanische Bruder ist sportlich, modisch, schärfer konturiert.
Aber was unterscheidet nun den neuen Golf vom neuen Leon? „Es ist”, so Manfred Hinze, „die Summe der Kleinigkeiten.” Besonderen Wert haben sie in Martorell auf das Interieur, das Cockpit, Karosserie und Fahrwerk gelegt. Auffallend ist die Karosserie. Mit den aggressiven Leuchten, der stilistisch prägenden Falte, die sich von der Front bis zur hinteren Tür und dann versetzt von dort um das Heck zieht, haben die Spanier dem Leon Dynamik ins Blechkleid gestanzt. Eine in ihrer Millimeter genauen Präzision erstaunliche technische Meisterleitung. Und genau das ist es, was den Leon zum Erfolg führen wird. Eine Mannschaft, die sich im Vergleich zum Mutterhaus auf Augenhöhe sieht – und die Mutter lässt die Spanier machen. Die danken es mit erfrischendem Design, mehr Farbe, mit spanischer Individualität.
Der Leon, und da legen die Ingenieure in Martorell großen Wert, ist ein Vollblutspanier, der das Temperament eines Flamencotänzers auf den Asphalt bringt, der enge Kurven mit Freude durchtanzt, der aber im Stadtverkehr mit lässiger Grandezza auftritt.
Ausgerüstet ist der Leon mit fünf Benzin- und vier Dieselmotoren. Bei den Benzinern sorgen 86 bis 180 PS für Vortrieb. Bei den Dieselmodellen arbeiten 90 bis 184 PS starke Motoren unter der Haube. Bei den Testfahrten um Marbella verbrauchte der 1,4 Liter Benziner mit 122 PS mit serienmäßigem Start-Stopp- und Rekuperationssystem 5,3 Liter. Der 2,0 Liter-Diesel mit 150 PS ebenfalls mit Start-Stopp-System schluckte lediglich 4,6 Liter. Beide Aggregate flüstern den Leon durch den Verkehr. Wobei der Diesel etwas mehr Dampf auf die Kurbelwelle bringt, im Antritt wuchtiger zur Sache geht. Der Leon-Spaß beginnt beim Basismodell bei 15 390 Euro (laut Seat ist er damit circa 1400 Euro günstiger als das Golf Einstiegsmodell). Das Spitzenmodell, der Leon FR mit dem 2,0 Liter Diesel mit Sechsgang-DSG-Getriebe und 150 PS (mit Handschaltgetriebe hat er 184 PS) wechselt für 23 100 Euro den Eigentümer.
Dass der Leon ein Erfolg sein wird, sein muss, davon ist man in Spanien überzeugt. Erfolgsgarant dürfte sicher die sportlich-jugendliche Optik sein. Dafür sorgen auch der lange Radstand und die daraus resultierenden kurzen Überhänge. Selbstverständlich sind alle technischen Highlights an Bord wie die selbst lernende Elektronik, das Fahrerassistenzsystem, das Abstandswarnsystem ACC oder der Spurhalteassistent. Das Cockpit ist klar strukturiert. Jeder Knopf und Hebel ist auch während der Fahrt intuitiv bedienbar.
Obwohl der Leon um rund fünf Zentimeter kürzer geworden ist als sein Vorgänger, bietet er im Innenraum mehr Raum. Fünf Passagiere haben bequem Platz. Der Kofferraum ist um 40 Liter auf 380 Liter gewachsen. Ab 24. November steht der spanische Golf in Deutschland beim Händler.