Boxster Spyder: "Wollen Sie Porsche fahren oder sparen?"
Die 64-seitige Preisliste lässt viel Spielraum für weitere Investitionen, bei Porsche Individualangebote genannt. Die durchaus sinnvolle Keramikbremse kostet 7.318 Euro, eine Sonderfarbe schlägt mit 4.165 Euro zu Buche, dafür muss man mindestens sechs Monate Lieferzeit einkalkulieren. Für die besonders leichten Vollschalensitze aus kohlenfaserverstärktem Kunststoff sind 1.428 Euro fällig. Und so geht das munter weiter.
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Einzigartiger Motoren-Sound aus den beiden doppelflutigen Endrohren Foto:Porsche
Potentielle Kunden machen sich über den in Euro ausgedrückten Sinn oder Unsinn keine Gedanken. "Wollen Sie Porsche fahren, oder wollen Sie sparen?", wurde einst einem Kunden mitgeteilt, der die Individualangebote hinterfragte. Porsche-Fahrer wollen fahren - und dabei Spaß haben. Und da sind sie mit dem Spyder mal wieder bestens bedient. Allerdings kommt vor dem Spaß viel Gefummel, da das manuelle Leichtbaufaltverdeck viel Übung und möglichst kurze Fingernägel verlangt. Immerhin ist es im Vergleich zum extrem komplizierten Vorgängermodell aus dem Jahr 2010 deutlich besser geworden. Das Problem bei den klassischen Finnen, die am Heckdeckel eingesteckt und wieder gelöst werden müssen, ist allerdings nach wie vor nicht gelöst. Der von außen unsichtbare und nur zu erfühlende Knopf für den Drück- und Zieh-Mechanismus hat es in sich.
Spartanisch, dennoch teuer: Innenausstattung des Boxster Spyder Foto:Porsche
Ist das Dach aber erstmal verstaut und das Sechszylinder-Boxertriebwerk in Gang gebracht, katapultiert einen der Spyder in eine andere Welt. Erst recht nach Betätigung der Sport-plus-Taste. Der Sound, der aus der schwarzlackierten, doppelflutigen Sportauspuffanlage bollert, ist Musik in den Ohren enthusiastischer Sportwagenfreunde. Mit dem verkürzten Schalthebel lassen sich die sechs Vorwärtsgänge auf direktestem Weg per Hand einlegen, und nein, ein Doppelkupplungsgetriebe gibt es hier nicht - auch nicht gegen Aufpreis.
Das Besondere an diesem puristischen Roadster ist, dass der drehfreudige Mittelmotor aus dem 911 Carrera S stammt. Das macht den Spyder zum schnellsten und dynamischsten Boxster aller Zeiten. Das Triebwerk sitzt traditionell vor der Hinterachse, hat eine Benzin-Direkteinspritzung und ist uns aus dem geschlossenen Cayman GT4 bekannt. Der Oben-ohne-Boxster schafft so den Standard-Sprint von null auf 100 km/h in 4,5 Sekunden, eine halbe Sekunde schneller als der 30 Kilogramm schwerere Boxster GTS, der ebenfalls handgeschaltet wird. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 290 km/h - ganz gleich ob offen, oder mit geschlossenem Verdeck. Der durchschnittliche Verbrauch wird werksseitig nach NEFZ-Zyklus mit 9,9 Litern Super plus auf 100 Kilometer angegeben. Bei viel Fahrspaß, jeder Menge Kurven, voller Pulle auf der Autobahn sowie Bergauf- und Bergabfahrten haben wir diesen Wert allerdings locker verdoppelt.
Die technischen Daten: Zweitüriger Mittelmotor-Roadster mit zwei Sitzen, Länge: 4,41 Meter, Breite: 1,80 Meter (mit Außenspiegeln: 1,98 Meter), Höhe: 1,26 Meter, Radstand: 2,47 Meter, Kofferraumvolumen: 280 Liter (130 Liter hinten, 150 Liter vorn), Tankinhalt: 54 Liter, Motor: Sauger, 3,8-Liter-Boxer-Benziner, Heckantrieb, 375 PS bei 6.700 U/min, maximales Drehmoment: 420 Newtonmeter bei 4.750 bis 6.000 U/min, 0-100 km/h: 4,5 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit: 290 km/h, Durchschnittsverbrauch: 9,9 Liter Super plus, CO2-Emission: 230 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: G, Preis: ab 79.945 Euro.
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