BMW 4er Cabrio: Schwebende Landschaften
So schmeckt der Sommer: BMW hat sein 4er-Cabriolet überarbeitet. Das Facelift beinhaltet nicht nur diverse optische Retuschen, sondern die Bayern kümmerten sich einmal mehr auch um das Thema Fahrvergnügen.
Dass man sich im Hause BMW schon traditionell der Sportlichkeit verpflichtet fühlt, wissen Kunden der weißblauen Marke seit vielen Jahren. Kurvenfreudigkeit und geschmeidiges Fahrverhalten gehören zur festen Firmenphilosophie. Fast schon symbolisch verkörpert dies die seit dreieinhalb Jahren bestehende 4er-Baureihe, bestehend aus Grand Coupé, Coupé und Cabrio. Letzteres, das nun neu überarbeitet wurde, hat in Deutschland einen Anteil von immerhin 25 Prozent. (BMW-Fan? Dann sollten Sie sich hier mal umsehen)
Bereits bei der Vorgänger-Generation, die sich noch 3er Cabrio nannte, entschied sich BMW gegen ein Verdeck und für ein klappbares Hardtop. Das mag zwar manche konservative Klientel verschreckt, vermutlich aber mehr Kunden gelockt haben. Die Gründe sind vor allem Allwetter-Vorteile, Einbruchschutz und der coupéähnliche Auftritt des Autos.
Kippschalter gezogen- und gut 25 Sekunden später ist die Open-Air-Prozedur erledigt, die Dachteile fein säuberlich im Kofferraum verpackt. Wer hier Bedenken hat, jetzt keine Brieftasche mehr mitnehmen zu können, wird enttäuscht. Die Package-Ingenieure haben sich eine höfliche Konstruktion einfallen lassen. Per Knopfdruck hebt sich das gefaltete Dachpaket an und bietet so Platz zum Beladen. Selbst Golfspieler kommen auf ihre Kosten, können zumindest ein Bag durch die geöffnete Sitzbankklappe schieben. Klar ist das ein Kompromiss, aber ein Cabrio ist eben kein Kombi, und bietet dafür eben unvergleichlich mehr Frischluftvergnügen.
In 25 Sekunden ist das Dach geöffnet und verstaut. Foto:BMW AG
Optik und Motoren nur minimal verändert
Besonders wenn unter der Haube ein geschmeidiger Sechszylinder sitzt, egal, ob Diesel oder Benziner. Beide Motoren (258, 313 oder 326 PS) treffen den jahrzehntealten Marken-Slogan "Aus Freude am Fahren" nach wie vor am besten. Toller Durchzug aus niedrigen Drehzahlen, sonores Klangbild und eine spontan wie weich arbeitende Achtgangautomatik. Da gibt es nichts dran zu mäkeln. Ein Grund vielleicht, warum BMW im Rahmen des LCI (Life Cycle Impact) - so wird intern das Facelift genannt - auch nichts an den sieben zur Wahl stehenden Motoren (drei Benziner, vier Diesel) geändert hat. "Sie alle wurden bereits 2016 auf den neuesten Stand gebracht", so ein Unternehmenssprecher.
Am wohlsten fühlen sich Fahrer und Beifahrer im offenen 4er-BMW bei Tempo 100 auf kurvenreichen Landstraßen. Der Fahrtwind streicht dann nur sanft übers Haupthaar, präzise folgt der Wagen den Lenkbefehlen (die Lenkung erhielt über ein neues Regelsystem eine feinfühligere Abstimmung) und scheint sich auch bei zügig durchfahrenen Kurven nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Eine besondere Art der Fortbewegung - beispielsweise bei leichtem Regen oder zu praller Sonne - liefert das 4er Cabrio bei geschlossenem Dach und heruntergefahrenen Scheiben. Durch die fehlende B-Säule und den freien Blick zur Seite hat man bisweilen das Gefühl, über die Landschaft hinweg zu schweben. Nicht einmal der Fahrtwind verwirbelt im Innenraum oder schlägt seitlich gegen das Ohr. Das Lob geht hier klar 1:1 an die Aerodynamiker.
Optisch ist das Cabrio vom Vorgänger kaum zu unterscheiden. Foto:BMW AG
Die Extras machen das Auto richtig teuer
Optisch hat BMW sein Mittelklasse-Cabriolet nur minimal verändert. Man müsste alt und neu schon direkt nebeneinanderstellen, um zu erkennen, was anders ist. Ans Blech ging man dem Wagen ohnehin nicht, zu teuer wären die Werkzeugkosten. Somit beschränkten sich die Designer auf die Anbauteile. Die Frontschürze erhielt neue Lufteinlässe, LED-Licht gehört zum Serienumfang und ersetzt die bisherigen Xenon-Scheinwerfer. Auch am Heck strahlt das Rotlicht in LED-Technik. Im Innenraum gibt es einige neue Materialien und Farbkombination. Im Display übernimmt das 4er-Cabrio die Kachel-Darstellung des neuen Fünfers. Nach wie vor genügt die Verarbeitungsqualität auch den Ansprüchen penibler Premiumkunden. Sitzposition vorne, Bedienung und Übersicht bleiben ohne Kritik. Das Ganze lässt BMW sich jedoch recht fürstlich vergüten. Der von uns gefahrene 430d beginnt bei 59.700 Euro, der etwas stärkere 435d kostet mindestens 69.100 Euro. Für den Sechszylinder-Benziner 440i sind 64.700 Euro zu überweisen. Dass es dabei nie bleibt, weiß, wer die netten Extras in der Preisliste durchgeht.
Die Innenausstattung genügt allerhöchsten Ansprüchen. Foto:BMW AG
2018 schickt BMW die nächste Generation des Dreiers an den Start. Ende 2019 soll dann die Vierer-Baureihe abgelöst werden. Zu hören ist, dass intern beim Cabrio der Wechsel aufs Stoffverdeck heftig diskutiert wird. Es würde einen nicht unerheblichen Gewichtsvorteil bringen. In München schweigt man noch dazu. Branchenkenner aber gehen davon aus, dass den Zuschlag dennoch das Hardtop erhält. Der Grund ist einleuchtend: Man will in diesem Fahrzeugsegment ein Alleinstellungsmerkmal in Abgrenzung zu Mercedes und Audi haben.
Technische Daten BMW 430d Cabrio: Cabriolet mit Hinterrad- oder Allradantrieb, Länge: 4,64 Meter, Breite: 1,83 Meter, Höhe: 1,38 Meter, Radstand: 2,81 Meter, Kofferraumvolumen: 370 Liter, Antrieb: 3,0-Liter-Reihensechszylinder-Diesel, 190 kW/258 PS bei 4.000 U/min, maximales Drehmoment: 560 Nm bei 1.500-3.000 U/min, 0-100 km/h: 5,9 s, Vmax: 250 km/h, Durchschnittsverbrauch: 5,3 l/100 km, CO2-Ausstoß: 144 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse A., Preis: ab 59.700 Euro.