Begegnungen im Straßenverkehr: Grenzenloses Vertrauen

Ist man morgens mit dem Rad in die Redaktion unterwegs, fallen aufmerksamen Beobachtern die merkwürdigsten Begebenheiten im Straßenverkehr auf.
Dass Autofahrer einem Radler die Vorfahrt nehmen erstaunt kaum noch. Sie stellen nur allzu oft die eigene Eile über Verkehrsregeln und die Sicherheit von Zweiradfahrern – schließlich sind sie umgeben von einer Tonne Metall. Mehr als ein paar Kratzer im Blech tragen sie durch einen Unfall nicht davon, dafür gewinnen sie zwei Sekunden Zeit, die man ausgiebig an der nächsten roten Ampel genießen kann.
Doch wenn auch Fußgänger und andere Radfahrer einem sehenden Auges vor der Radl laufen, wundert man sich doch. Smombies ohne Smartphone - stattdessen scheint sie grenzenloses Vertrauen in ihre Mitmenschen zu leiten: Der Andere wird schon stehen bleiben – Selbsterhaltungstrieb Fehlanzeige.
Während die Frage noch durch den Kopf wabert, ob man sich von so viel Vertrauen in die Gesellschaft nicht eigentlich geehrt fühlen sollte, überwiegt dann doch der Ärger über den Geschwindigkeitsverlust. Man will doch nur pünktlich in die Arbeit kommen, doch die Wege des Straßenverkehrs sind unergründlich.