AZ-Fahrbericht: Mehr Spaß mit weniger Zylindern

Es gibt Autofans, die halten den Cayman für den coolsten aller Porsches. Jetzt haben die Stuttgarter nochmal nachgelegt. Und das spürt und hört man dem kleinen Sportler an.
Malmö – Der Cayman des Modelljahres 2017 kommt mit leicht angeschärfter Optik und mit einem insgesamt noch knackigeren, dynamischeren Aussehen vorgefahren. Dieser Teil der Überarbeitungsaktion kann schon mal uneingeschränkt als gelungen bezeichnet werden. Neue, frische und kräftige Farben tun ein Übriges, um den Mittelmotor-Sportler in ein noch besseres Licht zu rücken.
Apropos Mittelmotor – da war ja noch was. Denn der Cayman hat auch drei Ziffern dazubekommen und trägt jetzt den Vornamen 718. Diese Zahl weist auf den Motor gleich hinter den Sitzen hin – denn auch ein erfolgreicher Renn-Porsche vergangener Jahrzehnte mit Mittelmotor hieß schon 718.
Vier statt sechs Zylinder? Leistung, Drehmoment, Vmax - die Performance gibt Porsche Recht
Wichtiger als die 718 sind allerdings die Motoren. Wie schon der offene Bruder Boxster gibt es den Cayman nur noch mit aufgeladenen Vierzylindern, künftige Verbrauchs- und Abgasvorschriften ließen den Stuttgartern keine andere Wahl. Und nach den ersten Testkilometern auf Landstraßen und Autobahnen und auf dem Sturup Raceway in der Nähe des schwedischen Malmö kann man konstatieren: Diesen Wechsel können nur eingefleischte Vielzylinder-Fetischisten ernsthaft beklagen. Denn was die Vierer-Aggregate in Sachen Performance, Sound und Verbrauch abliefern, braucht sich wahrlich nicht hinter den Sechsern früherer Tage zu verstecken.
Der Porsche 718 Cayman schöpft 300 PS aus zwei Liter Hubraum und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 275 km/h. Foto: Rudolf Huber
Fangen wir doch einfach bei den Papierdaten an. Der „normale“ 718 Cayman mit Zweiliter-Vierzylinder-Boxer bringt es auf 300 PS, die 2,5 Liter große S-Version auf 350 PS, das sind jeweils 25 Pferdchen mehr als bisher. Auch das maximale Drehmoment wuchs um bis zu 90 Nm an. Mit PKD genanntem Doppelkupplungsgetriebe und dem optionalen Sport-Chrono-Paket schafft es der Cayman in 4,7 Sekunden auf 100 Sachen, der S ist nochmal um 0,5 Sekunden schneller. Die Spitze liegt bei 275 und 285 km/h - „ausreichend“, würde wohl ein distinguierter Brite dazu sagen. Wer es besonders flott angehen lassen will und vielleicht hin und wieder mal auf dem Racetrack vorbeischauen will, kann mit dem vom Über-Porsche 918 bekannten Dreh-Drück-Schalter im Sportlenkrad auch noch zwischen den Modi Normal, Sport, Sport + und Individual wählen, die Fahrwerk, Lenkung, Ansprechverhalten des Motors und des Getriebes beeinflussen. Man könnte auch so sagen: Sie wirken wie Cayenne-Pfeffer – der Cayman wandelt sich von scharf zu sehr scharf. Eine appetitliche Angelegenheit für automobile Feinschmecker.
Ein Porsche ist ein Porsche ist ein Porsche
In der Praxis ist der Cayman eine Fahrmaschine allererster Güte. Die tiefe Sitzposition, die eng geschnittenen Sitze, die idealtypische Anordnung aller Bedienteile wie Pedale, Lenkrad und Lenk-Paddles führt zu einer sehr konzentrierten Fahrweise. Schon nach wenigen Metern stellt sich dieses typische Porsche-Gefühl ein: Es passt einfach. Ob offen wie im Boxster oder verlötet wie im 4,38 Meter langen Cayman: Ein Porsche ist ein Porsche ist ein Porsche. Ein faszinierendes Phänomen. Schnelle Runden auf der Rennstrecke bestätigten die perfekte Balance des Zweisitzers, die schier unglaubliche Agilität und die Beharrlichkeit, mit der er die Tempogrenzen in gemeinen Kurvenkombinationen von Durchgang zu Durchgang immer weiter nach oben verschieben lässt. Der limitierende Faktor ist eindeutig der Pilot – nicht das Auto.
Ein annähernd perfekter Arbeitsplatz: Im Porsche Cayman kommen große, kleine, dicke und dünne Fahrer gleich gut zurecht. Foto: Rudolf Huber
Auch an der Effizienz haben die Schwaben bei der neuen Cayman-Generation natürlich gearbeitet, das war ja Sinn der Sache bei der Motorenumstellung. Der Normverbrauch liegt jetzt jedenfalls bei 6,9 bis 7,3 Liter pro 100 Kilometer, anständige Werte für diese Kraftpakete. Dass sie bei einer rasanten Autobahn-Tour geradezu pulverisiert werden ist klar. Aber haltlose Säufer sind die beiden Cayman-Versionen sicher nicht.
Ganz billig sind sie auch nicht, auch das ist keine Überraschung. 51 118 und 64 118 Euro sind mindestens dafür fällig. Aber Vorsicht: Die lange Aufpreisliste hält sehr verführerische Optionen bereit. Schon serienmäßig drin ist im 718 Cayman übrigens das so genannte Porsche Communication Management mit Handy-Vorbereitung, Audio-Schnittstellen, und 150 Watt starkem Sound-Paket, die einzelnen Modulen für Navigation, Infotainment und Konnektivität kosten allerdings schon wieder extra...