Autosalon: Krise war gestern

PARIS - Beim Schaulaufen in Paris überbieten sich die Hersteller mit Premieren. Das Thema E-Mobil wird noch recht klein gespielt. Dafür werden die Neuen immer sparsamer. Die AZ hat sich umgeschaut
Hat denn bitte irgendwann mal irgendjemand „Krise“ gesagt? Beim Automobilsalon in Paris, der dieses Wochenende für die Allgemeinheit geöffnet wird, kann man sich daran offenbar gar nicht mehr erinnern. Die Branche klotzt, bringt Premieren am laufenden Band. Und tut so, als wäre das Thema Elektroauto eigentlich schon längst etabliert – doch dem ist nicht so. Die AZ berichtet von der Seine.
Daimler-Chef Dieter Zetsche brachte die Aufbruchstimmung mit drei Worten auf den Punkt: Mit dem Slogan „Liberté, Egalité, E-Mobilité“ läutete er die „zweite Revolution des Automobils“ ein. Der Anlass: Anfang 2011 feiert das Auto 125. Geburtstag. Mercedes feierte in Paris schon mal vor – mit den Premieren der elektrischen A-Klasse E-Cell (Reichweite: gut 200 Kilometer), dem neuen, sehr schicken CLS, dem neuen CL und dem S 250 CDI BlueEfficiency, der mit 5,7 Litern einen neuen Verbrauchrekord in der Luxusklasse definiert.
Der VW-Konzern setzte in Paris ebenfalls auf Klotzen statt Kleckern. Allen voran natürlich mit dem neuen Passat als Limousine und Variant, der schon ab November zu haben sein wird und dessen Gesicht stark dem des Phaeton ähnelt. Er verfügt auf Wunsch über viele Assistenzsysteme aus der Oberklasse und rollt mit zehn Motoren von 105 bis 300 PS an.
Audi brennt mit A7 Sportback, R8 GT und Spyder 4.2 FSI quattro und mit dem A1 1.4 TFSI ein wahres Neuheiten-Feuerwerk ab. Und zwei besonders appetitliche Appetithappen gibt’s obendrein: Einmal den e-tron Spyder, die Studie eines offenen Sportwagens mit Plug-in-Hybridantrieb. Er ist 4,06 Meter lang und 1,81 Meter breit, dabei nur 1,11 Meter flach. Der Zweisitzer verfügt über einen Biturbo-V6 TDI mit 300 PS auf der Hinterachse und zwei Elektromotoren an der Vorderachse. Er ist in nur 4,4 Sekunden auf 100 und wird elektronisch bei 250 km/h abgeregelt. Der zweiter Streich: Zum 30. Jubiläum des quattro-Starts zeigen die Ingolstädter ein „zukunftsweisendes“ Showcar: den quattro concept, eine reinrassige Fahrmaschine mit 408 PS starkem Fünfzylinder-Turbo, Leichtbau-Karosserie und Allrad.
Bei BMW stehen das 6er Coupé und der neue X3 im Mittelpunkt. Ford bringt die drei Karosserieversionen des neuen Focus. Jaguar zeigt eine Supersportwagen-Studie mit Elektroantrieb und Reichweitenverlängerung: Der C-X75 soll andeuten, wo es bei den Briten lang geht. Bei Land Rover dreht sich alles um den schicken neuen Kompakt-SUV Evoque, der Mitte 2011 ab rund 35 000 Euro zu uns kommen wird.
Opel hat den Salon mit der Enthüllung der sportlichen Studie Opel GTC Paris und der Premiere des neuen Astra Sports Tourer eröffnet. „Wir gehen in die Offensive und setzen unseren Wachstumsplan konsequent um“, tönt Opel-Chef Nick Reilly.
Porsche bringt den 911 als GTS und als Speedster, Seat zeigt mit dem IBE „die konkrete Vision eines superkompakten SportCoupés für die urbane Mobilität der nahen Zukunft“.
Und wie war das mit der viel besprochenen E-Mobilität? Die muss offenbar doch noch ein wenig warten. Die Liste der demnächst serienmäßig angebotenen Stromer ist derzeit noch sehr übersichtlich. Man wird den Eindruck nicht so ganz los, als hätten derzeit noch die Franzosen (Renault, Peugeot, Citroen und damit auch Partner Mitsubishi) in Sachen Stromantrieb die Nase vorn. Doch das kann sich bald ändern. Was sonst noch elektrisch passiert, ist in einer Souterrain-Halle untergebracht – und fasziniert eher durch witzige Bastellösungen und quirlige Kreativität als durch ausgegorene Fahrzeug-Konzepte.
Rudolf Huber