Auto Shanghai: Luxus ist Trumpf

In Europa macht sich die neue Bescheidenheit breit. Aber in Asien gilt nach wie vor der Spruch vom Klotzen statt Kleckern: Größe, Leistung, Luxus – mit diesen drei Zutaten wollen die Autohersteller auf dem boomenden chinesischen Markt zügig der Krise davon fahren.
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200 000 Euro-Luxussportler für reiche Chinesen: der Mercedes S 65 AMG mit 612 PS.
dpa 2 200 000 Euro-Luxussportler für reiche Chinesen: der Mercedes S 65 AMG mit 612 PS.
Luxus-Kleinstwagen: Mercedes-Vorstand Klaus Maier präsentiert in Shanghai den Smart Fortwo.
dpa 2 Luxus-Kleinstwagen: Mercedes-Vorstand Klaus Maier präsentiert in Shanghai den Smart Fortwo.

SHANGHAI - In Europa macht sich die neue Bescheidenheit breit. Aber in Asien gilt nach wie vor der Spruch vom Klotzen statt Kleckern: Größe, Leistung, Luxus – mit diesen drei Zutaten wollen die Autohersteller auf dem boomenden chinesischen Markt zügig der Krise davon fahren.

Ganz vorne dabei sind die deutschen Premium-Produzenten. Auf der Auto Shanghai 2009 zeigen sie derzeit ihr Anti-Krisen-Programm. Beispiel Mercedes: Ganz unten und ganz oben wollen die Stuttgarter mit Qualität made in Germany punkten: Der Smart wird derzeit in China eingeführt. Als „das coolste Stadtauto überhaupt“, so Mercedes-Vorstand Klaus Maier. An der Spitze rangiert der brandneue S65 AMG mit 612 PS starkem Biturbo-Zwölfzylinder, der's in 4,4 Sekunden auf 100 schafft und knapp 200 000 Euro kostet. Mercedes China-Chef Ulrich Walker macht sich keine Sorgen um den Erfolg des Luxus-Boliden: „China ist ein ganz bedeutender Markt, auf dem Luxus immer wichtiger wird.“

Die Zahlen geben ihm recht. Denn trotz nur relativ geringer Zuwächse in der chinesischen Zulassungsstatistik im ersten Quartal 2009 verzeichnet die Luxus-Liga durch die Bank ein mindestens zweistelliges Plus. Krise – nein danke!

Das große Schaulaufen von Ferrari, Aston-Martin, Lamborghini und Co.

Und darum sind sie auch alle nach Shanghai gekommen: Porsche enthüllte den neuen Panamera (AZ berichtete), BMW zeigt den Z4, Audi hat den Zehnzylinder-R8 dabei. VW will mit den neuesten Versionen von Golf und Passat an der Volks-Motorisierung verdienen. Aston-Martin, Bentley, Maserati, Ferrari, Lamborghini – anders als in Los Angeles, Detroit oder Tokio sind sie alle da. Weil der gewaltige chinesische Nachholbedarf richten soll, was in den angestammten Absatzmärkten nicht mehr so recht zieht.

Wie lange diese Strategie gut geht, wissen die Götter. Branchenkenner sind sich sicher, dass sich China vor allem im Massenmarkt um VW, Toyota oder Nissan mittelfristig autark machen will. Aber erst, nachdem die heimische Industrie durch Zwangs-Joint Ventures reichlich Knowhow abgesaugt hat.

Das Motto in Shanghai: Abkupfern ist keine Schande

Schon jetzt zeigen die ausstellenden chinesischen Hersteller wieder ungeniert, dass Abkupfern bei ihnen keine Schande ist. Krassestes Beispiel: Der Geely GE, der runtergerissen einem Rolls Royce ähnelt - Kühlerfigur inklusive. Ein deutscher Automanager ist angesichts der rundum grassierenden Markenpiraterie fassungslos: „Die faken, dass sich das Blech biegt!“

Angesichts der zahllosen Raubkopien und der eifrigst auch kleinste Fahrzeug-Details fotografierenden Chinesen ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis sich die Branche einen neuen Boom-Markt suchen muss.

Rudolf Huber, Shanghai

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