Auf Oldtimer-Tour mit dem 74er Klassiker
München - Ein Kuriosum vorweg, den technischen Daten der Kfz-Zulassung für den Porsche 914 entnommen: Der zweitürige Targa mit den zwei Sitzen ist ein echter Dreisitzer!
Und damit der dritte Mann an Bord auf der schmalen Notsitzfläche der Mittelkonsole Platz nehmen konnte (unangeschnallt), wurde die Handbremse zwischen der Fahrertür und dem Fahrersitz platziert - als eigenwilliges Kontrukteursmerkmal anno 1974.
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Oldtimer unter Seinesgleichen: Der 914/4 bei der Kitzbüheler Alpenrallye Foto:Hardy Mutschler
Der Porsche 914 hatte noch andere Eigenheiten, zum Beispiel einen grauenhaften Kurznamen aus dem Volksmund: VoPo. Was an die unseligen Volks-Polizisten im Osten der Republik erinnert, steht auch für den Volks-Porsche. Der Mittelmotorsportler war das Produkt einer Kooperation zwischen Volkswagen und Porsche. Und trotz des äußerst eigenwilligen kantigen Designs wurden vom 914er zwischen 1969 und 1976 rund 120.000 Exemplare gefertigt. Mit dieser beeindruckenden Produktionszahl war der Kurvenkünstler zeitweise der meistverkaufte Sportwagen in Deutschland. Fast alle Modelle, nämlich die mit Vierzylinder-Mittelmotoren, wurden bei Karmann in Osnabrück als VW-Porsche 914/4 produziert. Von der deutlich selteneren Variante mit dem Sechszylinder-Boxermotor aus dem Porsche 911 T wurden nur zirka 3.500 Stück bei Porsche in Stuttgart gefertigt.
Unser Testwagen stammt aus der berühmten Karmann-Klassik-Sammlung und hat trotz seiner stolzen 41 Lebensjahre erst gut 48.000 Kilometer auf der Uhr. Der originale silberne Lack und die schwarze Innenausstattung sind in nahezu perfektem Zustand. Schön leicht, da aus Kunststoff, ist das einteilige Targa-Dach, das im den hinteren der beiden Kofferräume verstaut wird. Boxer-Mittelmotor und zwei Kofferräume? Das kennen wir auch von der Boxster-Baureihe. Der 914 ist in der Tat der eigentliche Ideengeber des seit 1996 gebauten Einstiegs-Porsche.
Sondermodell mit 260 PS für Ferry Porsche
Spartanischer geht es kaum: Innenausstattung des VW-Porsche 914/4 Foto:Wolfgang Wieland
Von den drei Evolutionsstufen der Vierzylinder-Boxermotoren mit 80, 85 und 100 PS fahren wir die stärkste, die aus zwei Litern Hubraum, exakt aus 1.971 Kubikzentimetern, gewonnen wurde. Das Handschaltgetriebe mit fünf Vorwärtsgängen ist immer wieder mit Vorsicht zu genießen, da dessen Präzision damals deutlich vernachlässigt wurde. Trotzdem ist der Fahrspaß mit dem 965 Kilogramm leichten Mittelmotor-Racer fast grenzenlos - der kräftige Sound, das luftige Oben-ohne-Targa-Gefühl und die einmalige Historie dieses klassischen Männer-Autos fahren stets mit. Das gefiel auch Ferry Porsche, der sich ein ganz besonderes Einzelstück mit Dreiliter-Achtzylinder-Boxer und 260 PS fertigen ließ. Es ist davon auszugehen, dass der Leichtbau-Bolide mit dieser Motorisierung noch etwas flotter unterwegs ist.
Die Kitzbüheler Alpenrallye über 500 Kilometer bot das richtige Umfeld für den 914. Spektakuläre Strecken führten beim Prolog "Hohe Salve" über Reith, Itter und das Windautal gefolgt, von der "Watzmann-Runde", die über die Hochkönig- und die Rossfeld-Bergstrecke in Berchtesgaden endete. Die finale "Tatzelwurm-Runde" über das Chiemgau, Sudelfeld und Kufstein gipfelte in einem Volksfest beim Zieleinlauf in der Fußgängerzone von Kitzbühel. Bei Bergabfahrten unterstützen wir die Bremse mit der Motorbremse und knatterten ganz herrlich und motorsportlich mit einigen Fehlzündungen aus dem einflutigen Endrohr der Auspuffanlage ins Tal. Alles in allem ist der Porsche 914/4 ein rundum spaßbringender Youngtimer mit Oldtimer-Zulassung, der auch heute noch auf Landstraßen und Autobahnen zügig mitfahren kann, wie das Top-20-Ergebnis bei fast 200 Teilnehmern bewies.
Technische Daten: Dreisitziger Sportwagen mit zwei Türen, Länge: 4,18 Meter, Breite: 1,65 Meter, Höhe: 1,24 Meter, Leergewicht: 965 Kilogramm, zulässigen Gesamtgewicht 1.220 Kilogramm, Motor: 2,0-Liter-Vierzylinder-Benziner, Leistung: 100 PS, Fünfgang-Schaltgetriebe, Preis (1974): ab ca. 12.500 D-Mark.
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