Zwischenfälle in der Oper

Verdis „Aida“ neu besetzt in der Bayerischen Staatsoper mit der brillanten Hui He in der Titelrolle
von  Abendzeitung

Verdis „Aida“ neu besetzt in der Bayerischen Staatsoper mit der brillanten Hui He in der Titelrolle

Einen hektischen Auftakt garantierte der ökumenische Gottesdienst, denn die gesperrte Innenstadt stand im Verkehrschaos. Gäste hetzten in letzter Sekunde auf ihre Plätze, zwei Statistinnen schafften es offenbar nicht rechtzeitig.

Glücklicherweise hatte Hui He kein Transportproblem, ein Ausfallen dieser Aida wäre auch jammerschade gewesen. Hes süffiger Sopran setzte der Nil-Arie ein müheloses und kräftiges C auf. Dass sie auch feine Töne zu singen vermag, bewies sie in der Arie „I sacri nomi di padre“, die sie mit einem ins Nichts verhallenden Pianissimo beschloss. Hes Erfolg ist eine kleine Sensation, immerhin sind Chinesen in der Top-Riege der Sänger nicht stark vertreten.

In Salvatore Licitra stand ihr ein an dem Abend nicht ganz so leistungsfähiger Ramadès gegenüber. Seine Durchschlagskraft war zwar bewundernswert. Der Druck, den Licitra dazu auf die Stimme gab, hatte jedoch Folgen: Im Terzett des dritten Aktes vermisste man kurz seine Stimme. Ildiko Komlosi entwickelte sich konsequent von der kühlen zur liebenden Amneris und verlieh als Einzige ihrer Rolle ein schauspielerisches Profil.

Für reales Drama sorgte ein Herr mit vermeintlichem Schwächeanfall. Mitten im vierten Akt eilte ein Notarzt durch die Reihen nur um zu sehen, dass der Herr wieder aufgewacht war. Der Chor und das Orchester der Bayerischen Staatsoper unter Daniele Callegari ließen sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen. Sie brillierten mit Differenziertheit und italienischem Charme.

Sarah Hilgendorff

Wieder am 15. und 19. Mai um 19. Uhr, und am 23. Mai um 18 Uhr im Nationaltheater, Stehplätze

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