Zurück im Wahnsinn
Freaky Fukin Weirdoz, Münchens extremste Band der 90er, nehmen nach elf Jahren wieder eine Platte auf
Die Nachricht verbreitet sich in der Münchner Szene gerade wie ein Lauffeuer: Die Freaky Fukin Weirdoz kommen zurück! Zwischen 1988 und 1998 waren sie München phänotypisch wildester und musikalisch extremster Beitrag zum aktuellen Musikgeschehen. Nach sieben Alben, diversen aufreibenden Tourneen und auch der Enttäuschung, immerzu als musikalische Pioniere gelobt zu werden, aber diesen nicht in kommerziellen Erfolg ummünzen zu können, hatte sich die Band vor elf Jahren aufgelöst.
Seitdem spielte das Quartett noch hin und wieder Revival-Konzerte, griff aber darüberhinaus nicht mehr ins Geschehen ein. Die meisten Bandmitglieder konzentrierten sich auf andere Projekte wie das Weirdelic Sound System oder Pearls For Pigs. Der langjährige Drummer Marco Minnemann, wie seine Kollegen ein exzellenter Instrumentalist, wurde in den USA zum gefragten und hochbezahlten Session- und Studiomusiker.
Vorbild für eine ganze Musiker-Generation
„Nach der langen Trennung hatten wir doch wieder Bock auf neue Stücke“, sagt Sänger Zdenek Kotala (genannt Commander Zdanko). Neu im Team sind Schlagzeuger Andi Lind und Bassist Wommel, geblieben ist Gitarrist Werner Ponikowski (Rif Kif).
Das Besondere an den Freaky Fukin Weirdoz ist, dass sich eine ganze Generation von Musikern und Bands auf sie beruft. Der Begriff „Crossover“, also der wilde Mix aus Metal, Punk, Reggae und Rock, für Bands wie H-Blockx, Guano Apes oder Such A Surge kam erst auf, nachdem er durch die Musik der Weirdoz erfunden, definiert und ausgebaut worden war. Heute ist die Münchner Band nicht nur älter, sondern auch optisch braver geworden. Musikalisch aber, darauf deuten erste Hörproben hin, sind sie lauter, härter und unmittelbarer denn je. „Wir klingen reifer, aber geht immer noch um Sex und Revolution“, sagt der Commander dazu. Außerdem habe man eingesehen, dass die Weirdoz als unangepasste Sound-Experimenteure keine Chartsband sein können: „Wir wollen junge Leute und andere Musiker inspirieren.“ Eins aber ist anders: In den wilden Zeiten wurden bei den Weirdoz schon mal Rauschmittel auf offener Bühne konsumiert. „Darum geht es uns heute gar nicht mehr“, meint der Commander.
Michael Grill
Live im Feierwerk/Hansa 39 am 31.7.; das Album „Oh My God“ erscheint am 18.9. auf Rocking Ape Records