Zu brav, zu lyrisch
Das BR-Symphonieorchester mit Dvorák und Russischem im Herkulessaal
Eigentlich war er der ideale Einspringer für Riccardo Muti: Als Cellist gewann Thomas Sanderling vor fast 20 Jahren mit dem Dvorák-Konzert den zweiten Preis im ARD-Wettbewerb. Aber in seiner neuen Rolle als Dirigent verhinderte er den Untergang Sebastian Klingers in den gnadenlosen Klangwogen des BR-Symphonieorchesters nicht. Dessen Lyrismus und der warme, sanfte Celloton wären beim Schumann-Konzert gewiss besser herausgekommen. Für Dvorák fehlte ihm die Leidenschaft und der Mut zum Weltschmerz. Als Interpret ist der Münchner noch sehr brav.
Am Beginn von Tschaikowskys Erster Symphonie sollten eigentlich Flöten und Fagotte leise über einem Streichertremolo einsetzen. Die BR-Bläser begannen in ihrer Spielfreude gleich im Mezzoforte und lärmten ungebremst und klumpig durch den Rest des Werks. Eine interpretatorische Idee Sanderlings jenseits bulligen Auftrumpfens war nicht zu entdecken. Ein Teil des Publikums hatte es ohnehin vorgezogen, bereits nach dem Heimspiel des Lokalmatadors den Abend ausklingen zu lassen.
Robert Braunmüller
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