Interview

"Ziviler Ungehorsam ist legitim"

Tobias Krell alias Checker Tobi über seinen neuen Film, seine Rolle als Kinderstar und sein Verhältnis zu Klimaaktivisten
von  Florian Koch
Tier- und Menschenfreund Tobias Krell alias Checker Tobi geht im Regenwald auf Entdeckungsreise.
Tier- und Menschenfreund Tobias Krell alias Checker Tobi geht im Regenwald auf Entdeckungsreise. © Foto: Megaherz

Seinem Ruf als größter Star des deutschen Kinderfernsehens machte Tobias Krell alias Checker Tobi zuletzt wieder alle Ehre. Die Kinotour für seinen zweiten Kinofilm "Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen" war binnen kürzester Zeit ausverkauft, alleine 8 000 Kids wollten ihren Checker in der ersten Woche der Previews hautnah erleben.

Bei all dem Rummel um seine Person, Krell moderiert mittlerweile auch den Bayerischen Fernsehpreis und leitet das Münchner Kinderfilmfest, ist sich der stets entwaffnend gut gelaunte Sympathieträger treu geblieben. Beispielhaft für Krells Leistung im Bereich Kinderbildung ist sein gelungener neuer Film, der ohne pädagogischen Zeigefinger auskommt, ohne jedoch die Klimakrise und die Herausforderungen für die Generation Alpha unter den Tisch fallen zu lassen.

AZ: Herr Krell, der Türöffner für das neue Checker-Tobi-Abenteuer ist die Suche nach einer Kindergarten-Freundin. Versteckt sich hier auch etwas von ihrer eigenen Biografie?

TOBIAS KRELL: Ja. Ich hatte eine nur drei Tage vor mir geborene Kindheitsfreundin, die meine Nachbarin war, als ich in Mainz aufwuchs. Wir sind auch zusammen eingeschult worden. Erst als sie sieben war, ist sie dann weggezogen und wir haben uns aus den Augen verloren. Der Witz ist aber, dass wir analog zum Film plötzlich wieder Kontakt haben.

Der zweite Kinofilm arbeitet mehr mit fiktionalen Elementen, stellt Checker Tobi auch einen weiblichen Part an die Seite.

Anfangs wussten wir, dass statt Wasser nun die Luft zum Thema wird und wir auf einer zweiten Ebene auch von Freundschaft erzählen. Daher auch die Bezugnahme zur Kindheitsfreundin. Darüber hinaus war es aber auch so, dass mein einziger Gesprächspartner im ersten Teil ein Rätsel war, das reden konnte. Mit einer Person an meiner Seite erhoffen wir uns deshalb, dass die Emotionalität der Reise noch verstärkt wird.

Die Freundschaft von Checker Tobi und seiner Kindheitsfreundin Marina fühlt sich in einigen Szenen so an, dass daraus auch mehr werden könnte. Darf sich der Checker auch verlieben?

Das finde ich ganz spannend, weil wir uns im Vorfeld damit auseinandergesetzt haben. Gerade unter dem Vorbehalt, wie die Kinder darauf reagieren werden, wenn neben ihrem Checker Tobi noch eine Frau gestellt wird. Um solche Reaktionen wie: "Iiihh, die sind verliebt" zu vermeiden, haben wir uns bewusst entschieden keine Liebesgeschichte zu erzählen. Beim Probegucken des Films gab es aber auch erwachsene Leute, die, wie Sie, mehr sehen als Freundschaft.

Für Checker Tobi haben Sie schon viele Orte bereist. Im Film wird jetzt die Mongolei oder auch Vietnam porträtiert. Wer bestimmt bei Ihnen die Reiseziele?

Zuerst ist das Thema da, Luft. Dann überlegen wir, was dazu passen könnte, wie als Beispiel für die Luftverschmutzung die Hauptstadt der Mongolei, Ulaanbaatar. Aber natürlich lebt die Figur Checker Tobi auch von meinen Emotionen, deswegen macht es Sinn in Länder und Städte zu reisen, auf die ich persönlich neugierig bin. Das gilt zum Beispiel für die größte Höhle der Welt in Vietnam.

Wie viele von diesen Reiseerlebnissen beruhen auf Zufallsbegegnungen?

Vielleicht für manche überraschend, aber das meiste steht szenisch schon fest. Dennoch sind die Szenen komplett dokumentarisch.

Der zweite Film wirkt düsterer als der erste wie beim Aufzeigen der Folgen der Regenwaldzerstörung. Wie weit kann man gehen, bevor man Kinder verschreckt?

Erstmal vorab: Ich bin ein politischer Mensch, der in einer Zeit inmitten der Klimakrise lebt. Und ich mache jetzt seit zehn Jahren grob gefasst Kinderbildung. Deswegen war es völlig klar, dass wir beim Thema Luft auch die Klimakrise berühren. Und ich glaube, dass man gerade auf der großen Leinwand mit emotionalen Szenen wie die mit der, als ich niedergeschlagen vor einem gerodeten Teil des Regenwaldes sitze, bei Kindern viel vermitteln kann. Die Erkenntnis, wie viel wir gerade weltweit kaputtmachen, sinkt dann hoffentlich bei einer Generation ein, auf die es in der Zukunft ankommt.

Sie bezeichnen sich als politischer Mensch mit einer Verantwortung. Würden Sie als Checker Tobi auch politisch aktiv werden, beispielsweise "Fridays for Future" auf einer Demo unterstützen?

Ich glaube, ich bin eine öffentliche Person mit Vorbildfunktion, der gerade von Kindern und Jugendlichen eine hohe Glaubwürdigkeit geschenkt wird. Für mich ist die Klimakrise das politische Thema unserer Zeit, auch für mich persönlich, der einen Klima-Podcast betrieben hat und dabei etwa auch mit Luisa Neubauer zu tun hatte. Ich finde auch, dass es nicht in Ordnung ist, wenn man in der Öffentlichkeit stattfindet und dann gar nichts tut. Deswegen gibt es auch den Film. Und ja, ich würde auch mit den Fridays auf die Straße gehen, habe das auch schon gemacht. Ich finde auch den zivilen Ungehorsam der Letzten Generation legitim, auch wenn ich mich nicht dazukleben würde. Für meinen Beitrag nutze ich andere, filmische Mittel.

Sie verkörpern diesen weltoffenen, sympathisch neugierigen Checker Tobi schon seit vielen Jahren. Schon mal gedacht, die Figur aufzugeben und in eine neue Rolle zu schlüpfen?

Der Tobias Krell, der in den letzten Jahren zu einer öffentlichen Person wurde, ist das über Checker Tobi geworden. Ich mache seit einigen Jahren aber schon andere Sachen wie das Kinderfilmfest, die Moderation des Bayerischen Fernsehpreises, eine Kinderquizshow. Und natürlich habe ich auch Lust auf andere erwachsene Formate. Vielleicht wird dann in Zukunft diese öffentliche Person Checker Tobi zusätzlich auch zu Tobias Krell. Aber ich möchte die beiden auch gar nicht so stark trennen, weil Checker Tobi soviel auch von mir hat.

Was ist ihr Geheimnis die Kinder so glaubwürdig abzuholen, ohne sie deswegen zu bevormunden oder gar pädagogisch zu manipulieren?

Das ist für mich schwer zu beantworten, weil ich mir für diesen Checker Tobi nie ein striktes Konzept überlegt habe. Ich bin halt so wie ich bin, egal ob auf der Bühne oder vor der Kamera. Kindern gegenüber bin ich bei der Beantwortung einer Frage auch nicht der Onkel, sondern Tobias Krell, der eine Rückfrage stellt. Das ist dann schon auch ein Ernstnehmen von Kindern. Aber vielleicht habe ich auch einfach das Glück, dass Kinder mich so mögen wie ich eben bin.

"Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen" ab morgen in den Münchner Kinos: Cinemaxx, Leopold, Mathäser, Monopol, Museum Lichtspiele, Neues Maxim, Neues Rex, Rio, Royal, Solln

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