Zirkus mit Klassik
Das Streichquartett Yllana schlachtet in der Show „Pagagnini“ im Fröttmaninger Zelt des Deutschen Theaters alle Konzertklischees
Beim Namen, einer Verknüpfung von Paganini und Gag, befürchtet man Schlimmes: An den Haaren herbei gezogene Schenkelklopfer und semiprofessionelle Leistung. Aber es kommt bei „Pagagnini“ anders.
Das spanische Streichquartett Yllana schlachtet gnadenlos alle Konzertklischees von wichtigtuerischen Zeremonien bis zu Leidenschaftsexplosionen aus. Klassik wird zur Zirkusattraktion. Die vier Hampelmänner springen und tanzen während des Musizierens. Dass sie bei all der Hüpferei noch Töne platzieren können, grenzt an ein Wunder. Am erstaunlichsten ist, dass der Berserker an der ersten Geige am Konzert-Ende noch Haare auf dem Bogen hat.
Die vier langweilen keine Minute, weil sie authentisch bleiben und mit einem Gefühl für Timing ihre Gags wirken lassen. Das Programm umfasst Klassiker wie Pachelbels „Kanon“ oder die „Carmen“-Suite, bei der sich die vier den Stierkampf nicht entgehen lassen. Das Publikum beglückwünschte sich beim Wiedererkennen der Musikstücke und genoss den kurzweiligen Abend. Auf Entrüstung stieß nur die Lüftung, die das Fröttmaninger Zelt mit Winterluft füllte.
Sarah Hilgendorff
Deutsches Theater, bis 4. Feb., 20 Uhr, Karten unter Tel. 55 23 44 44
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