"Ziemlich beste Freunde" auf der Suche nach dem Glück
Die Warteschlange ist lang, der Job aber auch ungeheuer lukrativ. Der millionenschwere Griesgram Philippe ist querschnittsgelähmt und sucht einen gut bezahlten Pfleger, der sogar in seiner Villa residieren darf. Aber die Motivation der Bewerber macht ihn rasend: „Geld verdienen”, oder „ich mag behinderte Menschen” lauten die aufgesetzten Plattitüden, die sich Philippe anhören muss. Doch dann flätzt sich ein Farbiger im Kapuzenpulli und abgewetzter Lederjacke auf einen Sessel und bekundet fröhlich, er sei hier, weil er „drei Absagen fürs Arbeitsamt” braucht. Philippe ist verdutzt, verwickelt den frechen Driss in ein Gespräch und gibt ihm – zur Überraschung aller – den Job mit einem Monat Probezeit.
Ein armer, aber lebenslustiger Schlucker aus den Pariser Banlieues und ein gebildeter Aristokrat, der sich nicht aus seinem Selbstmitleid-Schneckenhäuschen traut – aus dieser Kombination hätte man eine Posse mit moralischem Überbau drehen können. Aber die Regisseure von „Ziemlich beste Freunde” bewahren feinfühlig die richtige Mischung aus Tragik und Komik.
Zum Gelingen der Culture-Clash-Komödie tragen auch die erstklassigen Darsteller bei. François Cluzet, der französische Dustin Hoffman, lässt hinter der ernsten Fassade seine große Sehnsucht nach Liebe und kindlichem Spaß aufblitzen. der aufgedrehte Omar Sy alias Driss hilft ihm dabei, wenn er Philippe endlich mit seiner Brieffreundin verkuppeln will oder sich Verfolgungsjagden mit der Polizei liefert. Mit der stimmigen Schilderung der ungewöhnlichen Freundschaft kann die Milieuzeichnung nicht ganz mithalten, die Härten von Driss’ Ghetto-Realität werden weitgehend ausgeklammert. Aber wäre der Film dann noch so ein Publikumserfolg geworden?
Kino: Arri, Cinema (OmU), City, Leopold, Mathäser, Sendlinger Tor, Solln, Theatiner (OmU)
R: Olivier Nakache, Eric Toledano (Fr, 112 Min.)