Zentrum der Schwerkraft

„Center of Gravity“ nennt Architekt Gunter Henn die neue Mitte des Museumsviertels, die rund um die Pinakothek der Moderne entstehen soll. Die Stiftung der Pinakothek hat städtebauliche Visionen, die sie in der Maxvorstadt mit seinen fünf Museen realisieren möchte.
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„Center of Gravity“ nennt Architekt Gunter Henn die neue Mitte des Museumsviertels, die rund um die Pinakothek der Moderne entstehen soll. Die Stiftung der Pinakothek hat städtebauliche Visionen, die sie in der Maxvorstadt mit seinen fünf Museen realisieren möchte.

Paris hat den Grand Louvre, Berlin die Museumsinsel – und was haben wir? Bald fünf staatliche Museen mitten in der Maxvorstadt – drei Pinakotheken, die Sammlung Brandhorst sowie das Ägyptische Museum – , aber kein klar umrissenes Museumsareal mit zentralem Entrée. Das vermissen jedenfalls die Mitglieder der Stiftung Pinakothek der Moderne.

Darum ließen sie den Architekten Gunter Henn, mit dem Büro Henn & Henn vor allem auch in China gut im Geschäft, die Vision für ein neues Kunstareal entwickeln – und versprachen, wie schon bei der Dritten Pinakothek, im Falle der Realisierung zehn Prozent der Bausumme beizutragen. Gestern wurde diese Idee unter dem Motto „Kunst(t)räume“ präsentiert.

Verkehrsberuhigung für Münchner Museumsinsel

Henns Vorbild ist Norman Fosters Neugestaltung des Londoner Trafalgar Square: Der Stararchitekt schlug vor, die Straße vor der National Gallery für den Durchgangsverkehr zu sperren und so das Museum an den bisher stets verkehrsumtosten großen Platz anzubinden. Kern von Henns Konzept für die Münchner Museumsinsel ist die Verkehrsberuhigung der Barer Straße zwischen Gabelsberger- und Theresienstraße.

„Center of Gravity“ nennt Henn diese neue Mitte des Museumsviertels bedeutungsschwanger. Damit ist ein mehr ideeller als realer Ort zwischen allen umliegenden Museen gemeint. Er liegt mitten auf der Barer Straße vor dem Ostportal der Alten Pinakothek – nur Tram und Taxis sollen weiterhin rollen.

Von hier aus zieht sich bisher in Ost-West-Richtung die große Grünfläche bis zum Türkentor an der Türkenstraße. Für Henn bietet diese Achse Platz für drei Kuben, in denen der zentrale Ticketschalter, weitere Ausstellungsflächen sowie Depots liegen sollen. Henn bezieht auch die eines fernen Tages dem Abriss freigegeben geltenden LMU-Kästen an der Theresienstraße mit ein. Damit wäre die Verdopplung der Ausstellungsfläche von bisher 20000 auf 40000 Quadratmeter möglich – „Berlin hat 30000 Quadratmeter“, so Henn ehrgeizig.

Eine „städtebauliche Katastrophe“

Stephan Braunfels, Architekt der Pinakothek der Moderne, nennt den neuen Masterplan eine „städtebauliche Katastrophe“. Mit seinem noch rechtsgültigen Entwurf für das Gesamtgelände, der aus Kostengründen von der Staatsregierung zugunsten des Neubaus der Filmhochschule und des Ägypten-Museums für unbestimmte Zeit auf Eis gelegt wurde, hat der neue Kunsttraum nicht viel zu tun – auch wenn Braunfels’ L-förmiger Riegel für die Graphische Sammlung an Türken- und Gabelsbergerstraße Bestandteil ist. Aber für Braunfels spielte gerade die unbebaute Ost-West-Achse zwischen Alter Pinakothek und Türkentor eine Rolle und ein neues Tor zur Innenstadt an der Ecke Türken-/Gabelsbergerstaße.

Die Stiftung betont, dass es sich bei ihren Träumen bisher ja nur um eine Vision handele, auf deren Grundlage man im Herbst ein Symposium veranstalten und dann einen Ideenwettbewerb ausschreiben wolle. In einem Punkt haben die Visionäre ja auch ins Schwarze getroffen: So wie das Areal um die Pinakotheken momentan noch aussieht – wie eine immerwährende Baustelle – ,kann es nicht bleiben.

Noch keine „übergeordnete Planung“

Doch dabei ist der neue Masterplan an einem entscheidenden Punkt ebenso größenwahnsinnig wie unpräzise: Wohin soll die Barer Straße, eine wichtige Nord-Süd-Achse, eigentlich umgeleitet werden? Schon die Trambahn wäre im „Center of Gravity“ doch ein Sicherheitsproblem. In Sachen Verkehrsplanung gab es jedenfalls bisher ungenügende Absprachen mit der Stadt. Thorsten Vogel, Pressesprecher des Planungsreferates: „Der Bebauungsplan lässt diese Planung nicht zu.“ Für die vorgesehene Verkehrsberuhigung müsse es eine „übergeordnete Planung“ geben und darin stecke doch erhebliches „Problempotenzial“.

Ach ja, und die Kosten lägen laut Henn „zwischen Null und vielen Millionen“. Wer hätte das gedacht.

Roberta De Righi

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