Yasmina Resas "Gott des Gemetzels"
Urkomisch und bitterböse - der Gott des Gemetzels metzelt das letzte Mal im Münchner Residenztheater.
München - "Ich glaube an den Gott des Gemetzels!" ruft Alain Reille in den Kampfplatz hinein. Den Kampfplatz, der eine halbe Stunde zuvor noch das schicke Wohnzimmer des Mittelschichts-Pärchens Houillé gewesen war und in dessen Überresten sich nun die vier Hauptdarsteller des Stückes von Yasmina Resa allesamt mit den kümmerlichen Überbleibseln ihrer Existenz konfrontiert sehen.
Dabei hatte alles so harmlos angefangen: Weil der 11-jährige Sohn von Alain und Anette, Ferdinand, dem gleichaltrigen Jungen von Veronique und Michel, Bruno, mit einem Stock zwei Zähne ausgeschlagen hat, treffen sich die beiden Paare um friedlich über eine Lösung des Problems zu beratschlagen.
Die Situation gerät jedoch auáer Kontrolle, nicht erst als sich Veronique auf die wertvollen Bücher von Anette übergibt und sich herausstellt, dass Anwalt Alain die gesundheitsschädlichen Nebenwirkungen eines Medikaments vertuscht, dass Michels Mutter seit einiger Zeit einnimmt.
Nachdem man anfangs noch versucht, mit - wenngleich gespielter - Höflichkeit die Situation zu deeskalieren, kippt die Stimmung nach relativ kurzer Zeit vollends und das Gespräch endet in einem wahrhaftigen "Gemetzel".
"Der Gott des Gemetzels", der am Freitag, den 15.04 mit zwei letzten fulminanten Vorstellungen seinen Abschied aus dem Münchner Residenztheater feierte, war eine ironische Hommage an den vielzitierten "diskreten Charme der Bourgeoisie".
Jedes Klischee hatte seinen Part, Michael von Au als "Öko", Sybille Canonica als die "Emanze", Stefan Hunstein als der gewissenlose und sexistische Anwalt, sowie Sunnyi Melles als oberflächliches "High-Society-Girl".
Und als die Gäste nach knapp zwei Stunden das Residenztheater verließen und lachend ihr Gefallen an der bitterbösen Tragödie kundtaten, mag dem einen oder anderen aufmerksamen Beaobachter ihre Ähnlichkeit mit den belächelten Rollenbildern aufgefallen sein. Doch sollte man hierüber schweigen; denn der Gott des Gemetzels kann, wie wir spätestens jetzt wissen, jederzeit ans Licht treten.
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