"Yamato" im Deutschen Theater
Schon die offiziellen Zahlen sind beeindruckend: Die 17 Musikerinnen und Musiker, von denen immer zehn an der Vorstellung teilnehmen, sowie ihr Team reisen in diesem Sommer mit einer Bühnenausstattung durchs Land, die rund 40 Tonnen schwer ist.
Vor allem gehören Trommeln dazu. Alleine die größte dieser Instrumente hat einen Durchmesser von 1,7 Meter und ein Gewicht von 400 Kilogramm. Zu Hause in Japan nennt man diese Trommeln Taiko und sie gehören zu einer aus einer jahrtausendealten Tradition. Sie müssen aus nur einem einzigen Baumstamm geschnitzt sein und sind mit einer Rinderhaut bespannt.
Yamato, was so viel wie "große Harmonie" bedeutet, besteht seit 30 Jahren und trommelte in dieser Zeit in 52 Ländern vor sechs Millionen Menschen. Sie sind ein Kollektiv, das als Wohngemeinschaft lebt und gemeinsam sowohl trainiert als auch probt. Jetzt gastiert die Truppe nach längerer Pause wieder einmal in München und bringt mit ihrer virtuosen Perkussionsshow das Deutsche Theater zum Beben. Das neue Programm heißt "Tenmei", also "Schicksal", und die ersten Momente wirken in der Tat bedeutungsschwer: Im Schein weniger Papierlampions wird gemessenen Schrittes ein Ritual vollzogen.
Das Zeremonielle ist der Ursprung dieser energetischen Klangereignisse sowohl repräsentativ bei Hofe als auch moralstärkend beim Militär sowie beim Reisanbau, um fruchtbaren Regen zu erflehen und schädliche Insekten zu vertreiben. Doch der Truppe geht es nicht nur um die Überwältigung durch machtvollen Sound, sondern auch um Spaß am Beat. Oder, um es mit der Überschrift des Finales zusammen zu fassen: "Rakuda - Freude am Schlag". Aus der äußerst disziplinierten Körperbeherrschung entstehen immer wieder Momente ganz entspannt westlichen Entertainments, wenn zum Mitmachtrommeln aufgerufen wird - natürlich im Rahmen der Möglichkeiten, die das Publikum mit Händeklatschen, Fußstampfen und Zurufen wie "Ha" und "Ho" hat.
Und nicht immer fährt der Rhythmus tief in die Eingeweide. In einer witzigen Nummer kommen auch Zimbeln zu Einsatz. Die kleinen, wie Becken gespielten Klangschalen haben einen glöckchenhellen Klang. Der Zuhörer aus dem christlichen Abendland kennt Zimbeln vor allem aus alttestamentarischem Zusammenhang. Nicht immer wird nur getrommelt, sondern auch geblasen und gezupft. Die Querflöten wie die Singstimmen spannen groß angelegte Melodiebögen, während die Shamisens - gitarrenartige Saiteninstrumente - eine metallisch schnarrende Klangfarbe ins Spiel bringen.
Bei aller oft schweißtreibenden Athletik schaffen die zehn Yamatos auf der Bühne, verbindliche Freundlichkeit und gute Laune über die Rampe zu bringen. Es gibt Szenen, in denen es um einen Wettkampf geht, aber die Botschaft am Ende ist immer: Nur zusammen können wir alle gewinnen. Die einzelnen Nummern tragen Titel wie "Das funkelnde Etwas" oder, ganz programmatisch, "Herzschlag", aber auch "Krimskrams". Die archaische Wucht, die beschwörende Klangmagie und eine intensive Liebe zum Sein erschaffen für zwei kurzweilige Stunden eine sehr eigene Welt, die zum Staunen einlädt.
Deutsches Theater, bis 9. Juli, 19.30 Uhr, Samstag auch 14.30 Uhr, Sonntag 14 und 19 Uhr, Telefon 55234444
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