Xavier Naidoo: Zwischen den Stühlen

„Alles was Du brauchst ist Mut zur Veränderung“, singt Xavier Naidoo auf seiner aktuellen Platte. Getreu diesem Motto eröffnet der Pathos-Pop-Prediger in der nur drei viertel gefüllten Münchner Olympiahalle sein Konzert mit ausschließlich neuen Songs.
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„Alles was Du brauchst ist Mut zur Veränderung“, singt Xavier Naidoo auf seiner aktuellen Platte. Getreu diesem Motto eröffnet der Pathos-Pop-Prediger in der nur drei viertel gefüllten Münchner Olympiahalle sein Konzert mit ausschließlich neuen Songs.

Xavier Naidoo erobert die ganze Welt. Jedenfalls als Projektion auf einem gewaltigen Globus, der über der Bühne in der nicht ausverkauften Olympiahalle schwebt. In Natura muss sich der deutsche Soulprediger aber an diesem Abend mit dem Titel seines neuen Albums begnügen: „Alles kann besser werden.“ Denn trotz über zweistündiger Spielzeit, einer souverän agierenden elfköpfigen Band und einem gut gelaunten Naidoo als Fixstern will der Funke nicht ganz überspringen. Vielleicht nahm der Betroffenheits-Mahner die inhaltliche Aufsplittung seines neuen Mammutwerks in „helle“ und „dunkHelle“ Teile allzu wörtlich.

Denn der Mix aus aktuellen, schwermütigen Stücken und alten Mitsing-Klassikern wirkt unausgegoren. Am deutlichsten wird diese dramaturgische Schwäche im Zugabeset, als Naidoo mit dem naiven, von Mandolinenklängen umschmeichelten Globalisierungsliedchen „Europa“ enttäuscht, um wie zur Entschuldigung die Sommermärchen-Hymne „Weg“, samt großartiger Saxophon-Einlage nachzuschieben. Die Stimmungs-Brüche konterkariert Naidoo mit seiner kraftvoll-warmen, aber auf Dauer monotonen Säuselstimme. Abwechslung in die emotionalisierende Pop-Messe bringt Gastsängerin Cassandra Steen, die nach dem wunderbaren Duett „Wann“ auch ihren Single-Hit „Stadt“ performen darf und die Halle damit zum Kochen bringt. Fast eingeschüchtert wirkt da der ansonsten elegant tänzelnde, selbstbewusste Naidoo, wenn er in die Menge fragt: „Was soll ich jetzt noch machen?“

An diesem kritischen Punkt zeigt der Sohn Mannheims Mut, als er das minimalistisch-bewegende Pianostück „Söldnerlied“ auspackt, und das angesteente Publikum mit dieser musikalischen Beruhigungspille überrascht. Dem anstrengenden Doppelauftritt mit den Söhnen Mannheims scheint der Soulstar auf jeden Fall gewappnet, outet er sich doch bei diesem Grusel-Erkältungswetter als passionierter „Lange Unterhosenträger“.

Florian Koch

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