Wunderbarer Hindernislauf

Das Residenztheater öffnet sich für Kinder und Jugendliche: Tina Lanik inszeniert Vernes „In 80 Tagen um die Welt”
von  Gabriella Lorenz

Heute kann man mit Jumbo-Jets den Globus locker an einem Tag umrunden. Vor 140 Jahren galten 80 Tage als Weltrekord – mit Zügen, Schiffen, Bussen und zur Not auch auf Elefanten. Heute ist Premiere von „In 80 Tagen um die Welt” nach Jules Vernes Roman im Residenztheater. Den unerschütterlichen Engländer Phileas Fogg spielt Johannes Zirner.

AZ: Herr Zirner, Verne schildert Phileas Fogg wie einen Automaten: als Pünktlichkeitsfanatiker, der sich durch nichts aus der Ruhe bringen lässt und alle Probleme quasi durch Kopfrechnen löst.

JOHANNES ZIRNER: Für mich ist er eine Art Vorläufer von James Bond: Ein englischer Gentleman, der immer alles ganz korrekt macht, in allem einen abgezirkelten Zeitplan hat, nie aus der Fassung gerät, sondern immer Contenance bewahrt und für alles einen Plan B hat. Er flippt nie aus, nur am Ende, als er glaubt, dass er das Spiel verloren hat.

Jules Verne hat den Roman ja nicht für Kinder geschrieben. Es gibt zahlreiche Verfilmungen, unter anderem mit David Niven oder Pierce Brosnan, Theater- und Musical-Bearbeitungen.
Es gibt ja sogar Spiele dazu und noch Leute, die Foggs globale Route heute exakt nachreisen.

Was macht den Stoff auch für Kinder so spannend?

Die Wette und der Reiz, sich in einer bestimmten Zeit etwas vorzunehmen. Und die Wahrnehmung der Entschleunigung ist auch für Erwachsene interessant. Verne spielt wahnsinnig mit der Fantasie der Leser und Zuschauer. Zum Beispiel, wenn Fogg einen Frachter mietet und während der Fahrt alle Holzteile des Schiffs verheizen lässt. Dann natürlich das Menschliche: Das Diener-Herr-Verhältnis zwischen Fogg und Passepartout. Der hat sich auf sichere Gemütlichkeit Freude, und plötzlich heißt es, packen Sie die Reisesachen. Das Thema sind nicht die 80 Tage, sondern was da alles an Missverständnissen, Problemen, Umwegen passiert - das ist total menschlich.

Sie haben selbst zwei kleine Kinder. Haben Sie auch Erfahrung mit Kindertheater?

Ich hab' mal in Bochum den Mowgli im „Dschungelbuch” gespielt. Und ich gucke mir selbst gern Kinder-Zeichentrickfilme an. Wie Kinder reagieren, hat auch viel mit der Mentalität der Eltern zu tun. Kinder sind leichter mitzunehmen auf eine Reise, aber am besten ist es, wenn sich die Eltern mitverzaubern lassen.

Wie verzaubert uns Tina Laniks Inszenierung?

Wir versuchen auf einer Drehbühne, mit einfachen Mitteln große Bilder herzustellen. Zum Beispiel den Dschungel: Da gibt's keine Palmen, nur drei Schauspieler im Dunkeln, die Angst haben.

Sie haben in Wien die Schauspielschule absolviert, waren in Bochum engagiert, haben viel für Film und Fernsehen gedreht. Jetzt sind Sie und Ihr Vater August Zirner gemeinsam im Resi-Ensemble.

Im Theater sind wir ganz normale Kollegen, wir haben viel Spaß und wollen auch mal was gemeinsam machen. Wir haben einen Film zusammen gedreht, „So ein Schlamassel”, da spielten wir auch Vater und Sohn. Auf der Bühne standen wir erst einmal durch Zufall miteinander: Als ich in „Das weite Land” für einen erkrankten Kollegen eingesprungen bin.

Wieviel Freiheit lässt Ihnen das Theaterengagement zum Drehen?

Das muss man abwarten. Ab April bin ich in der Sat1-Serie „Gerry und der Graf” zu sehen. Aber ich empfinde es als Herausforderung, an einem Haus zu sein, das sich eine neue Identität erfinden muss.

Residenztheater, heute 18 Uhr, Tel. 2185 1940. Wieder am 28.2. sowie am 4., 5., 11. 12., 16., 18. und 19. März

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