Wolfgang Stumph: "Stephanie hält mich jung"

Im ZDF-Krimi und im Leben sind sie ein starkes Team: Vater und Tochter Stumph. Seit 13 Jahren stehen sie gemeinsam vor der „Stubbe“-Kamera.
von  Abendzeitung

Im ZDF-Krimi und im Leben sind sie ein starkes Team: Vater und Tochter Stumph. Seit 13 Jahren stehen sie gemeinsam vor der „Stubbe“-Kamera.

Wie Komplizen stecken Wolfgang Stumph und Tochter Stephanie beim Interview die Köpfe zusammen. Sie sind ein eingespieltes Team. Seit 13 Jahren spielen sie Vater und Tochter in der ZDF-Krimi-Reihe „Stubbe – Von Fall zu Fall“. Beruflich geht Stephanie zwar inzwischen immer öfter ihre eigenen Wege, an der innigen Vater-Tochter-Beziehung ändert das aber nichts.

AZ: Frau Stumph, Sie gehen als Filmtochter Christiane ziemlich harsch mit Stubbe um. Sind Sie im wirklichen Leben auch so zu Ihrem Vater?

STEPHANIE STUMPH: Bin ich so harsch?

WOLFGANG STUMPH (lacht): Ich sag’ dazu nichts.

S. S.: Okay, es gibt sicher Reibereien. Aber eigentlich nur, weil ich ihn liebe und mir das, was er tut, nicht gleichgültig ist. Und mit 24 Jahren bin ich ja auch aus der Pubertät raus.

War die so schlimm?

W.S.: Stephanie war schon manchmal empfindlich. Aber auch ich musste in der Zeit dazu lernen. Zum Beispiel, dass Stephanie eine gleichberechtigte Kollegin ist – mittlerweile sogar mit abgeschlossenem Schauspielstudium – und nur zufällig auch meine Tochter. Dass sie mir das beigebracht hat, dafür achte ich Stephanie sehr.

Und was haben Sie von Ihrem Vater gelernt?

S.S.: Geduld. Aber es mangelt mir immer noch daran.

Wer ist nachsichtiger?

W.S.: Jeder bildet sich das für sich ein. Aber ich bin es.

S.S.: Da könntest du sogar Recht haben.

W.S.: Stephanie ist schon sehr ehrlich. Das schmerzt manchmal, hält mich aber wach.

„Stubbe“ läuft seit 13 Jahren. Was macht die Serie so erfolgreich?

W.S.: Stubbe war der erste Kommissar, der eine Familie hatte. Heute ist das Standard. Dass wir solche Vorreiter sind, darauf bin ich stolz.

Was ist mit dem Vater-Tochter-Duo, das Vater und Tochter spielt?

W.S.: Das mögen die Leute, weil sie das Leben miterleben: Der Kommissar wird grau, das Kind zur Frau. Man fragt sich, wo hört Vater Stumph auf und wo fängt Papa Stubbe an. Ich sage immer, durch die Serie erfahren die Zuschauer mehr über die Stumphs als durch eine Homestory.

S. S.: Weil viel von uns in den Rollen drin steckt. Christiane war meine erste Rolle, und ich konnte mich ausprobieren. Daran bin ich gewachsen.

Fühlt sich Ihre Mutter da nicht ausgegrenzt?

S.S.: Nein, bis ich 16 wurde, war sie jeden Tag mit am Set.

W.S.: Und jetzt besucht sie uns auch immer, wenn wir in Hamburg drehen. Sie ist integriert in unsere Arbeit.

Bei so viel gemeinsamer Zeit, wollen Sie den anderen abends noch sehen?

S.S.: Das geht schon.

W.S.: Es ist schon komisch, wenn man sich erst im Hotel begegnet, weil wir wenige gemeinsame Drehtage haben.

S.S.: Aber wir verbringen oft Freizeit miteinander, gehen ins Theater, in Ausstellungen.

W.S.: Ja, die letztens war ganz modern. So was hält mich jung. Mir fallen beim Reden mit Stephanie auch immer neue Stubbe-Themen ein.

Zum Beispiel?

W.S.: Wir haben eine Folge über Rechtsradikalismus abgedreht. Das Thema liegt uns seit langem am Herzen.

S.S.: Die Idee kam auch auf, weil ich mich bei der Organisation „Laut gegen Nazis“ engagiere. Die klären mit zahlreichen Projekten gegen Rechtsradikalismus auf. Und ich weiß aus eigener Erfahrung wie Rassismus ist.

Wie das?

S.S.: Ich hatte einen persischen Bekannten. In Cottbus bin ich damit nicht gerade...

W.S.: ...auf Gegenliebe gestoßen.

S.S.: Genau. Wir haben in der Bar über den Hinterausgang flüchten müssen.

Wenn Sie Kummer haben, wem erzählen Sie davon?

S.S.: Freunden, nicht meinen Eltern. Man sollte sie nicht mit Belanglosigkeiten belasten.

Feiern Sie gemeinsam Weihnachten?

S. S.: Na klar, mit viel Essen und Reden. Das hat Tradition.

W. S.: Für mich ist der eigentliche Genuss von Weihnachten, dass wir alle mal drei Tage am Stück zu Hause sind. Dann kramen wir Erinnerungen raus, auch alte „Stubbe“-Folgen.

S.S.: Da war mein Bruder immer etwas angesäuert.

W.S.: Bei uns hängen die Lebenserinnerungen eben mit unserer gemeinsamen Arbeit zusammen. Aber seitdem mein Sohn eine Tochter bekommen hat, ist sie der eigentliche Mittelpunkt des Festes.

Haben Sie schon ein Geschenk für die anderen?

W. S.: Ich ja.

S.S.: Echt? Aber du hast deins sowieso schon im November gekriegt. Ich bin sehr praktisch. Ich schenke lieber, wenn einer was braucht.

Und was ist das?

S.S.: Mein Vater hat eine Automatik-Uhr und lässt sie immer lange liegen, sie bleibt stehen. Deshalb hat er einen Uhrenwackler bekommen, der das Gehäuse hin und her kippt, wenn er sie nicht trägt.

W.S.: Im Geschäft hätte das 200 Euro gekostet. Doch diese junge Dame geht ins Internet, Ebay, zwei Tage später war der Wackler viel preiswerter da. Zusammen so etwas zu entdecken ist mehr wert als tausend Geschenke.

Anne Kathrin Koophamel

„Stubbe – Von Fall zu Fall: Auf dünnem Eis“ am Samstag, 20. Dezember, 20.15 Uhr im ZDF, und auch am 5. Januar 2009 ermittelt Wolfgang Stumph

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