Wohliges Gift des Bösen

„The Black Rider“: Nach zehn Jahren ist die luzide Bühnenfantasie als Wiederaufnahme zurück im Metropol Theater
von  Abendzeitung

„The Black Rider“: Nach zehn Jahren ist die luzide Bühnenfantasie als Wiederaufnahme zurück im Metropol Theater

Liebeshöhle, Wagenräder, Ruder, Brücke, Brunnen, Todesengelflügel, Galgenstrick und Schießprügel – die Regenschirme sind die Requisitenstars der Inszenierung. Nach zehn Jahren ist der „Black Rider“ als Wiederaufnahme zurück im Metropol Theater. Unter der Regie von Jochen Schölch darf die luzide Bühnenfantasie von Regisseur Robert Wilson, Beat-Junkie William S. Burroughs und der kaputten Juke-Box Tom Waits weiterleben.

Es ist eine eine rasant geschnittene Rückkehr der Freischützgeschichte, um den Schreiber Wilhelm, der sich für Freikugeln und Liebe mit dem teuflischen Stelzfuß einlässt. Philipp Moschitz’ Wilhelm ist lieblich verliebt in das liebreizende Kätchen (Kerstin Dietrich). Ein Flöten, Turteln und Techtelmechteln zwischen Schirmbäumchen ist das, dass das rote Gift des Bösen da ganz wohlig in die Venen schießt. Viola von der Burg ist die birkenlange, astdürre, onyxäugige, todesrotlippige Versuchung mit der ätzend süßen Stimme. Die letzte Kugel gehört dem Stelzfuß. Und die fetzt dem jungen Glück direkt ins Herz.

Der Black Rider ist metaphysische Kapitalismusbetrachtung und Meditation über Burroughs Heroinspritze. Getrieben von der Musik der Devil’s Rubato Band tanzt sich das Ensemble durch Revue-Choreografien beschwingt und launig dem Ende entgegen. Kleine Solo-Nummern der Schauspieler feiern den nackten Unsinn. Und am Ende gibt’s den Anfangssong als Zugabe. Das Böse siegt. Nicht, weil seine Winkelzüge schwer zu durchschauen wären, sondern, weil seine Show die Bessere ist. Ab 6. Januar ist die Inszenierung auch im Prinzregententheater zu sehen. Christian Jooß

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