Wo sich heiß auf Edelweiß reimt
Die Heimatfilm-Persiflage „Die Alpenköniginnen“ im Deutschen Theater
Sie hätten mittlerweile Spinnweben in der Unterhose, klagen die Alpenköniginnen im gleichnamigen „Jodical“ im Deutschen Theater. „D’Raith-Schwestern“ Tanja und Susi stehen als Rosi und Susi in einer schön hanebüchenen Geschichte im Eventzelt auf einer Mini-Bauerntheaterbühne mit Almhüttchen und Klohäuschen. Ihr Sirenenjodeln lockt die Burschen aus dem Tal herauf, wo sie im Bett der beiden hinweggerafft werden. Von der Orchesterbühne, einer weißen Wolke, grüßen die Toten als „Norbert Bürger und die Niedergschnackselten“ mit einem Blaskapellen-Rock-Mix.
Raphael Dwinger als grünspilleriger Berggeist Edammerich hat über die Schwesternalm als Nervschutz eine Käseglocke gestülpt. Die nimmt er nur unter einer Bedingung weg: 24 Stunden kein Sex. Überdies würde er selber gerne mal ran und verwandelt sich in den schönen Hansi. Der, gespielt von Florian Simbeck – der Stefan von Erkan & Stefan – hat ein Grinsen ins Gesicht getackert und schafft es, mit Bizarr-Tirolerisch, weißen Fellstiefeln und der Gestik eines leutseligen Moderatoren-Roboters auszusehen wie eine Comic-Ausgabe von Florian Silbereisen.
Schönster Irrsinn
Die erste Hälfe baut mit einem knalligen Bier-Gospel, der Ankunft eines Paters und seines Doktoranden-Begleiters Ripfel auf der Alm und krachenden Flatulenzen die Geschichte auf. Nach der Pause geht es in einem Musikantenstadel-Terrorangriff dahin. Da wird das Klohäusl zum Beichtstuhl für die Sex-Sennerinnen, die ganze Truppe baut sich eine Tüte aus Edelweiß und kifft, dass die Alm raucht.
Der Pfarrer gießt noch eine Flasche Schnaps obendrauf und heulbrüllt dicht bis in die Haarspitzen: „Scheißberge, Scheißedelweiß!!" Und dann verzieht man sich zum Schnackseln in die Hütte und das mittlerweile aufgebaute Campingzelt. Das ist bavarian camp, der auf jede hinderliche Geschmacksgrenze einen saftigen Kuhfladen pflanzt. Aufgeputscht von einer dynamisch sicheren Band, rocken sich die Raith-Schwestern durch gut zwei Stunden Zoten-Irrsinn, der, wenn man keine Angst vor dem Trash hat, durch seinen sicheren Gag-Rhythmus heftig unterhält.
Christian Jooß
Deutsches Theater, wieder am 9. und 23. Nov., 7. Dez., 20 Uhr, Karten Tel. 55 23 44 44
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- Florian Silbereisen