Wo sich einst Turbinen drehten

Eine neue Bühne im Glockenbachviertel: Im Bachbett spielt jetzt das Nostalgie Theater
von  Frieda Cosham

Die Holzstrasse 28-30 war mal ein Geheimtipp. Illegale Parties zwischen tropfenden Wänden, zu viele Menschen hinter zu kleinen Türen, Schraddelbands für die Geräuschkulisse. Bis die Besitzer 2009 sanierten.

Heute steht Wolfgang Haubmann hinter der Theke im Bachbett, dem unterirdischen Veranstaltungsort im Glockenbachviertel. Er vertritt seine kranke Frau Andrea, die ehemalige Chefin des Giesinger Kulturcafés. Sie ist seit einem Jahr Veranstalterin im Bachbett. Und so schenkt Haubmann aus, schreibt Reservierungszettel und repariert zwischendrin ein loses Brett an der Theke. „Hawkeye”, Falkenauge steht in goldenen Lettern auf seinem T-Shirt.

Früher, im Giesinger Kulturcafé, da ging es zu wie im Wohnzimmer, erzählt Wolfgang Haubmann. Gute Küche, familiäre Atmosphäre, Kleinkunst zwischen Tischen mit höchstens 50 Gästen. „Aber das hier ist ein richtiges Theater mit einer wunderbaren Akustik”, sagt der 51-Jährige und deutet auf den langen, leicht gebogenen Keller, in dem früher das Wasser floss. An seinem Ende, wo sich einst Turbinen drehten, steht heute eine Bühne auf drei Ebenen. Bisher fanden hier Konzerte statt, Liederabende etwa, Bands, auch die Musiker von Quadro Nuevo haben gespielt.

Jetzt aber zieht das Schauspiel ein. Bis 2006 im Hofbräukeller beheimatet, tritt das Valentin-Karlstadt Theater nun unter dem Namen Nostalgie Theater auf. Der Name ist Programm: Geschichten will Christian Auer erzählen, die nicht ausschließlich aktuelle Probleme behandeln. Kein klassisches Kabarett und nicht nur Karl Valentin. Auer geht es darum, Münchner Geschichten zu erzählen, so wie sie in Hamburg Geschichten vom Kiez aufführen oder in Berlin in der „Bar jeder Vernunft”: „Das gibt es so in München noch nicht”.

Das Nostalgie-Gefühl passe gut zum Jugendstil des Bachbetts, findet Auer. Den Raum aber müsse man „gut bedienen”. Bedienen heißt einbeziehen: Sonst verlieren sich die hinteren Tische in seiner leichten Biegung. Bis zu 150 Leute finden in dem 30 Meter langen Raum Platz. Das ist gut für Haubmann, der Getränke verkaufen muss. um Veranstaltungen zu finanzieren. Für Künstler wie Christian Auer kann das auch zur „Tücke” werden.

„Die Hochstapler-Revue” heißt sein Premierenprogramm, Werner Haindl führte Regie. Zusammen mit seiner Bühnenpartnerin Tanja Maria Froidl spielt Auer drei berühmte Fälle von Hochstapelei aus Bayern. Mit schlecht sitzendem Jackett gibt Auer den Heiratsschwindler Josef Weinzierl am Klavier, während Froidl als Privatiere Adele Spitzeder die Männer um Geld und Verstand singt. Und, natürlich, darf Karl-Theodor zu Guttenberg nicht fehlen, Baron wie einst Münchhausen einer war. Erst mit den Zugaben dringt das Ensemble ins Bachbett vor, löst sich von Skript und Bühne, besiegt die Tücke des Raumes und sorgt für schallendes Lachen.

„Familiär”, sagt Haubmann, „ist die Atmosphäre auch im zentralen Glockenbach”. Aus den Angeboten der Künstlern wählten er und seine Frau heute weniger Kleinkunst und mehr Musik aus Jazz, Weltmusik und jetzt auch Theater. 30 Prozent der Künstler-Gage bekommen die Haubmanns und seine Frau. Damit trägt sich das Bachbett noch nicht, erst mit privaten Feiern können sie den Raum finanzieren. Eines Tages aber soll allein die Kultur das Bachbett flüssig halten.

Weitere Termine: 28. 1., 17. 2. 20 Uhr, Karten zu 20 Euro unter Tel. Tel.: 697 97 131

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