Wo bleiben die Männer?

Eine Institution am Nationaltheater: Die langjährige Pressesprecherin Ulrike Hessler wird 2010 Intendantin der Dresdner Semperoper
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Eine Institution am Nationaltheater: Die langjährige Pressesprecherin Ulrike Hessler wird 2010 Intendantin der Dresdner Semperoper

In den beiden intendantenlosen Spielzeiten nach Sir Peters Abschied übernahm sie als Mitglied eines zuletzt zweiköpfigen Direktoriums sämtliche operativen Leitungsaufgaben. Nun folgt der konsequente Sprung nach oben: 2010 wird Ulrike Hessler selbst Intendantin.

AZ: Frau Hessler, haben Sie eine Bewerbungsmappe nach Dresden geschickt?

ULRIKE HESSLER: Nein. Ein Staatssekretär des sächsischen Kunstministeriums kam zweimal nach München. Dann folgte ein Gespräch mit der Ministerin Eva-Maria Stange und mit einem weiteren Regierungsmitglied, weil das Kabinett diese Personalie entschied. Am Mittwoch wurde ich dem Verwaltungsrat der Oper vorgestellt.

Sie wechseln von einer Strauss- und Wagner-Stadt in die nächste.

Die Semperoper ist wie das Nationaltheater ein Repertoire-Haus. Die interne Struktur der beiden Theater gleicht sich ebenso wie die Mentalität der Menschen.

Auch Ihr Vorgänger kam aus München.

Gerd Uecker ist mein ältester Kollege. Er war schon am Nationaltheater, als ich 1984 im Pressebüro anfing. 2003 wurde er Intendant in Dresden. Es wird einen Übergang in Freundschaft, Kollegialität und Offenheit geben.

Die Semperoper gilt vor allem als Touristenmagnet.

Neben der Frauenkirche, dem Zwinger und dem Grünen Gewölbe ist die Oper der zentrale Image-Träger der Stadt. In München ist es uns nie gelungen, das Hofbräuhaus und die Wiesn zu übertrumpfen. Ich möchte das Haus stärker an die örtliche und regionale Bevölkerung heranbringen. Sachsen ist eine spannende Theaterlandschaft: Im näheren Umfeld Dresdens gibt es kleinere, gut funktionierende Bühnen wie Radebeul, Görlitz oder Freiberg, wo ich schon viel Gutes gesehen habe.

Brechen Sie als Intendantin in eine Männerdomäne ein?

Kirsten Harm leitet die Deutsche Oper Berlin, Simone Young Hamburg. Und in Bayreuth regieren zwei Frauen. Wo bleiben die Männer?

Das Dresdner Markenzeichen ist die Staatskapelle.

Ich habe immer bewundert, mit welcher Disziplin das Orchester auch die 100. Repertoirevorstellung spielt. Die Staatskapelle pflegt einen speziellen Klang, der bewahrt werden muss. Aber ich habe den Vorteil, dass Fabio Luisi nach langen Jahren der Ämtertrennung zugleich für den sinfonischen Bereich und die Oper verantwortlich ist.

Wer spielt im Graben, wenn die Staatskapelle tourt?

Ich habe letzte Woche Hasses Barockoper „Cleofide“ gesehen. Es war eine exzellente Aufführung mit wunderbaren Hornisten, obwohl das Gros der Musiker mit Luisi unterwegs war. Es ist keine einfache Aufgabe, dann die richtigen Stücke anzusetzen. Aber in Wien ist es ähnlich und funktioniert auch.

Frisch ernannte Intendanten reden ungern über ihre Pläne. Sie auch?

Ich beginne 2010. Der Spielplan für meine erste Saison steht längst fest. Aber ich vertraue den Menschen, die ihn gemacht haben.

Folgt dann Sir Peter light?

Die Münchner Interimszeit zwischen Jonas und Bachler war als Metamorphose gedacht. Es wäre vermessen, wenn die Leute, die vorher schon da waren, für zwei Jahre einen radikalen Neuanfang versucht hätten. Ähnlich werde ich es in Dresden halten: Es ist ein Haus mit einer vergleichbar alten Tradition. Da passen Metamorphosen besser als harte Schnitte.

Robert Braunmüller

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