With Love für Mahalia

Der Saxofonist James Brandon Lewis und seine Hommagean Mahalia Jackson
Ssirus Pakzad |
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Die Inbrunst des Gospel vereint mit der wilden Freiheit des Jazz: James Brandon Lewis.
Ssirus W. Pakzad Die Inbrunst des Gospel vereint mit der wilden Freiheit des Jazz: James Brandon Lewis.

Ein fester Wohnsitz lohnt sich für den amerikanischen Tenorsaxofonisten James Brandon Lewis eigentlich nicht. Eher ein Lagerraum, in dem er seine Habe verstauen kann. Denn der 40-Jährige ist das ganze Jahr unterwegs. In Europa war er heuer schon einige Male - derzeit tourt er mit seiner Band quer durch den Kontinent.

Der für Münchner nächstgelegene Auftrittsort ist das "Kulturlabor Stromboli" in Hall, Tirol, wo er am 22. November gastiert.

Nicht nur als Live-Musiker ist der aus Buffalo stammende Virtuose übereifrig. Seine Schaffenswut lebt er auch im Studio aus. Jetzt veröffentlicht er mit seinem "Red Lily Quintet" eine Hommage an die Grande Dame des Gospel, Mahalia Jackson.

Sie war der Stimme unseres Schöpfers am nächten

2021 hatte Lewis' Quintett mit "Jesup Wagon" bereits ein Album veröffentlicht, das sich dem afroamerikanischen Künstler und Wissenschaftler George Washington Carver widmete, einem Mann, der im frühen 20. Jahrhundert Bahnbrechendes in der Landwirtschaftsforschung leistete. Die CD schaffte es weltweit in alle Bestenlisten.

Und nun ist es Mahalia Jackson vor der sich Lewis verneigt, die Frau, die die umwerfende Stimme in Duke Ellingtons Orchestersuite "Black, Brown & Beige" war, die bei John F. Kennedys Amtsantritt sang, die an Martin Luther Kings "March On Washington" beteiligt war und die nicht ganz unschuldig daran gewesen sein soll, dass des Predigers Jahrhundertrede "I Have a Dream" so ausgefallen ist, wie sie in den Geschichtsbüchern steht. Und die 1971 in München ihre Auslandskarriere beendete. 1972 starb sie.

James Brandon Lewis' Oma hatte die Gospel-Heroine als Kind live im Konzert erlebt. Mit leuchtenden Augen erzählte sie ihrem Enkel von diesem Naturereignis. "Ich fragte mich, wie sie wohl geklungen haben muss - wahrscheinlich kam sie der Stimme unseres Schöpfers so nah, wie man ihr kommen kann", schreibt der Tenorsaxofonist in den Liner Notes zum Album "For Mahalia, With Love".

Die Teufelsmusik mischt sich mit Sakralem

Des Instrumentalisten Huldigung vereint zwei Welten, nähert die Inbrunst des Gospel der wilden Freiheit des Jazz an, lässt sakrale Klänge und "Teufelsmusik" miteinander tanzen, kombiniert die einpeitschenden Rhythmen der schwarzen Kirchenmusik mit den komplexen Strukturen improvisierter Musik.

Lewis entführt uns in eine Phase, in der die sehr konservative Mahalia Jackson ihr Hoch hatte und der Jazz seine Freiheitsgelüste auslebte - es gibt da eine gewisse Wesensverwandtschaft zur Musik des 1970 verstorbenen Saxofonisten Albert Ayler, die so free wie spirituell durchdrungen war.

Auf "For Mahalia, With Love" übernehmen der hochexpressive Lewis und der geniale Kornettist Kirk Knuffke die "sanglichen" Parts mit grundverschiedenen Ansätzen, während Cellist Chris Hoffman, Bassist William Parker und Schlagzeuger Chad Taylor unentwegt und sehr konzentriert wuseln. Beim Durchhören dieser beseelten Session kann einem immer wieder mal ein ekstatisches, gleichzeitig andächtiges "Halleju" herausrutschen.

James Brandon Lewis und sein Red Lily Quintet: "For Mahalia, With Love" (TAO Forms), Live: Kulturlabor Stromboli in Hall in Tirol, Mittwoch, 22. November

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