Windows kann bald mehr als nur den IE

Die EU-Kommission hatte für Windows-Nutzer eine Auswahl der gängigen Browser gefordert und Microsoft kommt dieser Bedingung nun nach, zumindest in Europa. Im Gegenzug hofft der Konzern auf einen Straferlass.
von  Abendzeitung

Die EU-Kommission hatte für Windows-Nutzer eine Auswahl der gängigen Browser gefordert und Microsoft kommt dieser Bedingung nun nach, zumindest in Europa. Im Gegenzug hofft der Konzern auf einen Straferlass.

Der Softwarekonzern Microsoft beugt sich im Streit um die Kopplung des PC-Betriebssystems Windows mit seinem Webbrowser Internet Explorer dem Druck der EU-Kommission.

Künftig soll allen Windows-Nutzern automatisch die Installation eines anderen Browsers angeboten werden. Der weltgrößte Softwarekonzern machte den Vorschlag, zusammen mit Windows eine Auswahl mehrerer Browser anzubieten, am Freitag, wie die EU-Kommission auf ihrer Webseite bestätigte. Die Wettbewerbshüter begrüßten das Angebot und wollen es nun prüfen. Die EU-Kommission dringt in einem laufenden Wettbewerbsverfahren darauf, dass es bei Windows mehr Auswahl bei Browsern geben soll. Die derzeitige Koppelung des Internet Explorers mit Microsofts Windows-Betriebssystem könne den freien Wettbewerb behindern. Microsoft knüpft den Vorschlag an die Bedingung, dass damit mögliche Strafen vom Tisch sind. Bisher drohen ein hohes Bußgeld und weitere Sanktionen. Frühere Strafgelder aus Brüssel gegen Microsoft belaufen sich bereits auf rund 1,7 Milliarden Euro. Der neue Vorschlag werde dem europäischen Wettbewerbsrecht voll und ganz gerecht, sagte Microsoft-Justiziar Brad Smith laut einer Mitteilung des US-Konzerns.

Nur für Computer in Europa

Das EU-Verfahren war nach einer Beschwerde des norwegischen Browser-Herstellers Opera eingeleitet worden. Noch vor einigen Jahren hatte Microsoft bei Browsern quasi eine Monopolstellung. Inzwischen ist der Marktanteil aber deutlich gesunken. Vor allem die Rivalen Firefox der Mozilla Foundation und Apples Safari konnten zuletzt dazugewinnen. Auch der Internetkonzern Google bietet seinen Browser Chrome an und hatte sich im Februar der Opera-Beschwerde angeschlossen. Konkret sollen nach dem Vorschlag Microsofts alle derzeitigen Windows-Nutzer in Europa mit Hilfe eines Software-Updates gefragt werden, ob sie den Browser wechseln wollen. Dazu bekommen sie eine Liste mit möglichen Alternativen. Wie die Nutzer sollen bereits auch die Computerbauer den Internet Explorer abschalten und andere Browser installieren können. Der Vorschlag soll jedoch nur für Computer in Europa gelten.

Windows 7 mit Browser-Auswahl

Bisher hatte Microsoft als Kompromiss angekündigt, das am 22. Oktober startende neue Windows 7 ohne Browser auszuliefern. Die EU-Wettbewerbshüter hatten darauf skeptisch reagiert. Nun soll nach dem Microsoft-Vorschlag bei einem neuen PC mit Windows 7 der Internet Explorer zwar standardmäßig installiert sein, der Nutzer aber ebenfalls automatisch andere Browser angeboten bekommen. Microsoft bot nach Angaben der EU außerdem an, Software-Entwicklern von Windows-kompatiblen Angeboten künftig mehr Informationen als bisher zur Verfügung zu stellen.

Die Brüsseler Wettbewerbsbehörde war 2004 bereits gegen die Verknüpfung von Windows mit der Musik- und Video-Software Media Player vorgegangen. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) gab der Kommission in diesem Fall Recht gab. Im Februar 2008 verhängte sie gegen Microsoft ein Bußgeld in Höhe von 899 Millionen Euro, die höchste Strafe, die jemals gegen ein einzelnes Unternehmen erlassen wurde.(dpa/AP/nz)

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.