Willy Astor: Wenn Sean Penn schon pennt
Er ist 62 und Verssager, Verbbrecher und Silbenfischer", wie Willy Astor es ausdrückt. Der leicht verpeilte Bub vom Hasenbergl, der von seinem Onkel Ludwig nach dem Hauptschulabschluss mit einer Ausbildung als Werkzeugmacher nebenan in Milbertshofen bei BMW untergebracht wurde, steckt ihm noch immer in den Knochen. Diese Biografie ist ein Thema seiner Auftritte und genau diese gehört zum Alleinstellungsmerkmal von Willy Astor.
Der stets bodennah gebliebene Metallwerktätige mit unbändiger Musikalität und mehr als nur Talent zu virtuoser Sprachverwirbelung verspricht damit "Humor direkt vom Erzeuger".
Die Jubiläumsshow im selbstverständlich ausverkauften Circus Krone ist kein Best-of-Programm aus gegebenem Anlass. Dieses gibt es auch und heißt "Pointe of no return", mit dem er durch die Republik tourt. Seine Münchner Fans aber lud er zu "Schabernak - Das Beste aus allen Astor-Welten".
Nicht überraschend war seine Band Die Astornauten mit an Bord bei dieser Weltumsegelung. Die Reise führt vor allem im zweiten Teil des Abends weit weg vom Wortspieltrieb, der Astors Markenzeichen ist. Davor werden wie gewohnt Hit auf Hit verballhornt wie im "Senioren-Medley", bei dem der Zivi im Altersheim zur Melodie von "Schickeria" der Spider Murphy Gang den Auftrag erhält: "Schick a Rührei!" Oder wie er nach einer Alkoholkontrolle den Führerschein abgeben musste und im Helene-Fischer-Sound "lappenlos durch die Nacht" trieb.
Gerne erinnert er sich auch an die Zeiten, als er in einer Berliner WG Partys feierte mit Leuten, die später Filmstars wurden. Da hörte man "Liam Neeson, obwohl er wusste, dass ich Sean Penn". Und Johnny war ein Depp. Die Gagdichte bei diesen klassisch gewordenen Histörchen ist so hoch, dass die Qualität naturgemäß schwankt, aber mit seinem ehrlichen Handwerker-Ethos schraubt er so lange daran herum, dass zumindest solide Kalauer das Witze-Werk verlassen.
Doch der quirlige Musikant und Comedian hat noch mindestens eine "andere Saite". Mit Projekten wie "Kindischer Ozean" holt er Kinder mit intelligenten musikalischen Späßen ab, sucht mit "Chance Songs" nicht ohne Gesellschaftskritik nach dem Lebensglück und die CD-Reihe "Sounds Of Islands" zeigt einen Musiker, der nicht nur als Blödelbarde geliebt, sondern auch als Komponist eigener Werke ernst genommen sein will. Nach der Pause ist Witzefrei.
Dann erzählt er, wie er als Kind von Jacques-Yves Cousteaus "Geheimnisse des Meeres" im Fernsehen begeistert war und später das meditative Instrumentalstück "Nautilus" schrieb, benannt nach dem U-Boot des französischen Meeresforschers. Die ultimative Weltversöhnungsgeste macht Astor mit "Moshe, Moshe", eine vitale Klezmer-Nummer als Hommage an seinen aus Israel stammenden Urologen und Freund mit dem Brasilianer Marcio Tubino an der Klarinette. Erst das Rock-Pop-Medley zum Finale ist wieder ein wilder Ritt durch die Plattenschränke der vergangenen fünfzig Jahre, bei dem wie selbstverständlich Carlos Santana, J. J. Cale, Michael Jackson und Pippi Langstrumpf zueinander finden.
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