Wie ein nasser Sack
Die Idee hatte irgendwie Charme: Im Sommerwind flatternde Vorhänge verleihen dem Hofgarten einen Hauch der venezianischem Piazza di San Marco. Ayzit Bostan und Gerhart Kellermann setzten sich mit ihrem Projekt „Replika” gegen 260 konkurrierende Vorschläge für „Kunst im öffentlichen Raum” durch und der Stadtrat holte 150000 Euro aus dem Topf für „Kunst im öffentlichen Raum”.
Ende Juli wurde der verschlissene, aber immer wieder gern gehörte Spruch von München als der nördlichsten Stadt Italiens wieder einmal wahr. Seitdem hängen ein Kilometer Stoff in den 88 Arkaden am Hofgarten – aber mehr wie ein nasser Sack. Es flattert gar nichts. Fast alle Vorhänge sind gerafft, weil die in den Hofgartenarkaden arbeitenden Menschen die Verdunkelung nicht mögen. Bei den paar herunterhängenden Bahnen sind lediglich die Ösen gerissen. Und für luftiges Säuseln im Wind ist der gewählte Stoff auch viel zu schwer.
Die Künstler verstehen ihr Werk nach eigenen Worten als Aufforderung, „diesen öffentlichen Raum zu entdecken und neu zu erfahren”. Diese Allerwelts-Formulierung kostet eigentlich 5 Euro in die Kunstphrasenkasse. Und die müssten bei dem hübschen Sümmchen, den diese höchstens gut gemeinte Idee gekostet hat, eigentlich auch noch drin sein. Wie die konkurrierenden Projekte ausgesehen haben, möchte man da lieber gar nicht mehr wissen.
Noch bis 22. Oktober in den Hofgartenarkaden
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