Wie die Klarheit in die Stadt kam

Der gebürtige Krefelder Uwe Kiessler ist einer der besten Münchner Architekten – endlich wird sein brillantes Lebenswerk dokumentiert
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Der gebürtige Krefelder Uwe Kiessler ist einer der besten Münchner Architekten – endlich wird sein brillantes Lebenswerk dokumentiert

Wenn ein Architekt bis zum 72. Lebensjahr Geduld hat, bevor er der Öffentlichkeit vor Augen führt, was er in seinem bisherigen Berufsdasein zustande gebracht hat, dann zeugt das gleichermaßen von Selbstbewusstsein wie von Bescheidenheit. Uwe Kiessler, der ohnehin erheblich jünger wirkt, gehört zu den großen Baumeistern der Moderne in München. Sein Werk ist quantitativ nicht ausufernd, aber durchgängig von erlesener Qualität. Davon kann man sich in der nun erschienenen Monografie „Kiessler + Partner“ und in der Ausstellung „15 Projekte“ in der Architekturgalerie überzeugen.

Mit dem gebürtigen Krefelder kam eine Architektur in die Stadt, die frei ist von jeglicher Sucht nach „eigenem Stil“ oder gar Bau-„Branding“, dafür aber Schönheit aus einer extrem funktionalen, technisch-konstruktiven Klarheit bezieht. Zu Kiesslers bekanntesten Werken in München gehören das Telekom Center, der Kunstbau und das Literaturhaus; überregional sorgte er mit dem Gruner + Jahr Verlagshaus in Hamburg (zusammen mit Otto Steidle) und dem Wissenschaftspark in Gelsenkirchen für Aufsehen.

Glasharte Nüchternheit

Die Galerie erinnert unter anderem daran, dass Kiessler Anfang der 70er um ein Haar sogar die Bayerische Staatskanzlei zu einem architektonischen Meisterwerk gemacht hätte – wenn die Behörden das baureife Projekt nicht kurz vor dem Start gestoppt hätten. Die Münchner haben ihm außerdem zu verdanken, dass das Olympiastadion erhalten wurde: Nachdem eine jahrelange Umbau-Debatte die Stadt durchgeschüttelt hatte, genügte Kiesslers glashartes, kritisches Statement in der entscheidenden Ratssitzung, um die Pläne wegzufegen. Auch da zeigte sich wieder: Kiesslers Nüchternheit schmückt München ganz außerordentlich.

Michael Grill

Architekturgalerie, Türkenstr. 30, verlängert bis 30.4. (Mo-Fr 9.30-19, Do + Fr bis 19.30 Uhr, Sa bis 18 Uhr). Die Monografie „Kiessler + Partner“ erscheint im Birkhäuser Verlag (49.90)

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